Am morgigen Mittwoch, 3. November 2021, wird Josef Ringwald 70 Jahre alt.
Aufgewachsen ist er zusammen mit zwei Schwestern im Elternhaus in der Brucher Straße. Der Vater war Hausmetzger und Fleischbeschauer. Er erwartete zunächst, dass der Sohn die kleine Landwirtschaft weiterführt. Dem Sohn war jedoch klar, dass dieser Wunsch keine Zukunft hat. Deshalb begann er 1973 in der Bezirkssparkasse Zell a. H. eine Banklehre. Der Beruf machte ihm richtig Spaß, sodass er schon bald nach Abschluss der Lehre das Studium zum Sparkassen-Betriebswirt aufnahm.
Mit den erweiterten Kenntnissen ausgestattet, wechselte Josef Ringwald 1984 zur Sparkasse Gengenbach. Von nun an konzentrierte er sich im Kreditbereich auf die Beratung von Firmen. Sein Spezialgebiet wurde die Finanzierung von Firmen-Gründungen. Insgesamt hat er während seiner gesamten Laufbahn rd. 70 Unternehmer beim Start mit einem Kredit versorgt. Schätzungsweise waren damit rd. 600 neue Arbeitsplätze verbunden. Auf diese Bilanz ist er zurecht stolz.
Bei aller Liebe zum Beruf ging Josef Ringwald nicht völlig darin auf, sondern hielt Ausschau nach einer liebevollen Partnerin. Diese fand er in Martina Andre, einer Angestellten in der nämlichen Sparkasse Gengenbach. 1987 gaben sich die beiden das Ja-Wort. Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor. Schon fünf Jahre vor einer Familiengründung hatte Josef Ringwald mit dem Abriss und dem Neubau seines Elternhauses begonnen. So bot das neue Heim genügend Platz für die wachsende Familie.
In der knapp gewordenen Freizeit frönte Josef Ringwald seinem Faible für die Geschichte. Der Ortshistoriker Josef Bühler hat das Interesse früh erkannt gefördert. Als 1987 das Biberacher Heimatbuch herauskam, fand sich darin Ringwalds Beitrag über die einstige Bedeutung der Landwirtschaft am Ort. 2010 wurde Josef Ringwald zum Vorsitzenden des Historischen Vereins gewählt. Zuvor hatte er sich 26 Jahre als Schriftführer des Vereins bewährt.
Einen Schwerpunkt bildete für Ringwald die Geschichte der Hohengeroldseck. »Burgen haben mich schon immer interessiert« bekennt er sich spontan zu seiner Leidenschaft. In den Jahren 1994 und 1995 gestaltete er über die markante Festung hoch über dem Tal jeweils eine Ausstellung in der Sparkasse von Zell und Seelbach. Versteht sich, dass er früh aktives Mitglied im Seelbacher Verein zur Erhaltung der Hohengeroldseck wurde und bis heute geblieben ist. Das Burgfest im Jahr 2000, aus Anlass des 750-jährigen Bestehens der Burg, ging auf seine Initiative zurück. Es zog ca. 20 000 Besucher an. Legendär sind seine Burgführungen. Im Durchschnitt wird er jährlich ca. 20mal um diese Gefälligkeit gebeten. In der wärmeren Jahreszeit schaut der Biberacher »Burgvogt« jede Woche nach dem Rechten, damit die Anlage gepflegt bleibt.
Ausstellungen zur Geschichte von Biberach und Prinzbach, die Gemeinden und Kirchen sind zum Markenzeichen Ringwalds geworden. Inzwischen verfügt der Verein über ein stattliches Ensemble von Vitrinen, die sich passend dem Rietsche-Saal einfügen. Dabei zeigt sich seine Liebe zu originalen Dokumenten, die er jeweils reproduzieren lässt, um sie dem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Als herausragendes Beispiel für die täuschend echte Wiedergabe eines solchen Originals gilt z. B. der Stammbaum der Hohengeroldsecker. Der Vorsitzende versteht es auch, für solche Vorhaben jeweils finanzkräftige Sponsoren zu finden, damit die Vereinskasse nicht über Gebühr belastet wird.
Aktuell plant Josef Ringwald für den Herbst kommenden Jahres eine Ausstellung zur Erwähnung Biberachs vor 800 Jahren. Zur Einführung in die weit zurückliegenden Anfänge des Ortes soll es auch einen Vortrag geben. Er selbst will bis dahin ein schmuckes Buch mit alten Ansichten und Anekdoten verfassen. Das Werk wird zum Biberacher Heimatbuch eine willkommene Ergänzung darstellen.
Erstaunlich ist, dass Ringwald auch im Ruhestand seinem Beruf als Banker verbunden bleibt. Zwar berät er nicht mehr Kunden, wohl aber unterrichtet er den Nachwuchs, der sich über die Grundausbildung hinaus weiter qualifizieren will. Er hat sich dafür 1996/1997 durch ein berufsbegleitendes Studium an der Verwaltungs- u. Wirtschaftsakademie in Freiburg vorbereitet. Das Diplom weist ihn als »Finanzierungs- und Leasingwirt« aus. Anschließend erhielt er an dieser Akademie einen Lehrauftrag für das Spezialgebiet. Bereits 1992 war Ringwald von der Fachhochschule Gengenbach als Dozent für die angehenden Wirtschaftsingenieure zum Thema »Unternehmensfinanzierung« engagiert worden.
Seit 1997 ist Ringwald auch als Lehrbeauftragter für Finanzfragen am Bildungszentrum der Industrie- u. Handelskammer tätig. Besonders schätzt er die goldene Ehrennadel für seine Prüfungstätigkeit, die er 2016 erhalten hat. Zuletzt ist von ihm auch ein bundesweit empfohlenes Übungsbuch für »Technische Betriebswirte« erschienen.
Auf die Frage, wie lange der Ruheständler weiter so aktiv bleiben möchte, ohne kürzer zu treten, kommt die umgehende Antwort: »Zumindest noch einige Jahre, wenn die Gesundheit mitmacht.«