Am gestrigen Donnerstagabend fand die Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Biberach/Prinzbach im Gasthaus Linde statt. Informationen zur Holzmarktlage und den neuen Fördermöglichkeiten für Waldbesitzer standen auf der Tagesordnung.
Die wichtigste Neuigkeit für die Mitglieder gab der Vorsitzende Wilhelm Schmieder am Ende der Versammlung bekannt: »Ich höre nächstes Jahr als 1. Vorsitzender auf, das ist definitiv.« Schmieder ist seit dem 18. Februar 1987 als 1. Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft verantwortlich tätig. Als Gründe nannte er neben dieser außerordentlich langen Amtszeit von dann 34 Jahren sein Alter: »Man muss auch mal die Jüngeren dran lassen.« Bürgermeisterin Daniela Palette bedauerte diese Ankündigung und versuchte, Wilhelm Schmieder zu überreden, »noch einmal darüber nachzudenken«. Doch dieser zeigte sich fest entschlossen, den Vorsitz abzugeben.
Einen weiteren Personalwechsel wird es in der Geschäftsführung der Forstbetriebsgemeinschaft ebenfalls im Jahr 2021 geben: Marita Echle hat interimsmäßig die Geschäftsleitung für dann zwei Jahre übernommen und gibt die Verantwortung an den Revierleiter Christoph Müller ab. Da in der Presse die Tagesordnung zu der Versammlung am Donnerstagabend nicht veröffentlicht wurde, konnte der Wechsel aus formalrechtlichen Gründen nicht erfolgen.
Revierleiter Christoph Müller übernimmt Geschäftsführung
Christoph Müller ist seit dem 1. April 2020 Forstrevierleiter und stellte sich in der Versammlung vor. »Ich übernehme gerne die Geschäftsführung der FBG«, erklärte er. Anschließend informierte er über die Borkenkäfersituation in der Ortenau. »Wir sind glimpflich davongekommen und noch eine grüne Oase gegenüber Gesamtdeutschland«, sagte er. Durch den kühlen und etwas nasseren Mai konnte der Käfer sich nicht gut vermehren und die Waldbesitzer haben das Käferholz zeitnah aus dem Wald gebracht. Da zu viel Holz auf dem Markt ist, kam es zu einem Preisverfall, bedauerte Müller.
Die aktuelle Holzmarktlage stellte der Revierleiter von Gengenbach, Peter Zink (in Vertretung für Kurt Weber) informativ auf großer Leinwand dar. Im Jahr 2019 wurde eine überaus große Menge Holz vermarktet: 298.000 Festmeter gegenüber 220.000 Festmeter in »einem normalen Jahr«. Davon entfallen 102.000 FM auf die Fichte, 99.500 FM auf Tanne, 30.500 FM auf Douglasie, 56.000 FM auf Laubholz allgemein und 9.930 FM auf sonstige Holzarten. Durch den Wintersturm im Februar sind große Mengen Sturmholz auf den Markt gekommen, davon wurden 25.000 FM im Nasslager deponiert. Die Buche ist durch die Trockenheit geschädigt. 7.054 Einheiten Holz in Kleinmengen von bis zu 5 FM stellten eine logistische Herausforderung (Abtransport) dar und waren schwierig zu vermarkten.
Zur Preisentwicklung hob Peter Zink die dauerhaft guten Preise für die Douglasie hervor, 90 Euro pro FM werden gezahlt und die Lager für die Douglasie sind leer. Für die Fichte gibt es immerhin noch 70 bis 80 Euro pro FM.
Neue Förderrichtlinien für nachhaltige Waldwirtschaft
Simeon Springmann, Forstbezirksleiter Offenburg, informierte über die neuen Förderrichtlinien für nachhaltige Waldwirtschaft, die ab dem Juli 2020 gelten. Zum Thema Naturschutz im Wald gibt es Fördergeld für den Erhalt und die Entwicklung von Altbäumen, wenn diese 10 bis 20 Jahre stehen bleiben. Tiere und Pflanzen sind auf Altholz und Totholz angewiesen, erklärte Springmann. Es gibt eine Mindestanforderung für den Umfang des Baumes oder Besonderheiten (z. B. eine Spechthöhle), maximal fünf Bäume pro Hektar werden gefördert. Die Bäume müssen markiert und kartografisch erfasst werden. Dann erhält der Waldbesitzer eine Förderung von einmalig 130 Euro pro Baum, wenn er 10 Jahre stehen bleibt und einmalig 360 Euro pro Baum für 20 Jahre. Die Zweckbindung bleibt bestehen, wenn der Baum abstirbt.
Fördergeld gibt es auch für Baumgruppen von mindestens sieben Bäumen, maximal 15 Bäumen pro Hektar. Sie müssen mindestens 65 cm Durchmesser haben und Strukturmerkmale besitzen (z. B. eine Spechthöhle). Sie müssen 20 Jahre stehen bleiben und es dürfen keine Neupflanzungen in der Baumgruppe erfolgen. Für Buchen gibt es 2.650 Euro, für Eichen 3.700 Euro, für Nadelholz 2.500 Euro, für sonstiges Laubholz 2.150. Die Zahlung erfolgt im 1. Jahr und im 11. Jahr (jeweils 50 Prozent).
Fördergeld gibt es außerdem für lichte, eichenreiche Wälder, die bei einer Mindestgröße von einem Hektar ein Waldbiotop bilden. Die Zweckbindung beträgt 20 Jahre, nicht standorttypische Naturverjüngung muss entfernt werden. Die Fördersumme beträgt 2.700 Euro im 1. Jahr, 1.000 Euro im 11. Jahr.
Fördergelder für Schadhölzer
Umfangreiche Fördergelder gibt es für Schadhölzer (Sturm, Dürre, Käfer). Die Aufarbeitung von Schadholz wird seit 2020 mit 6 Euro pro FM gefördert, der Revierförster muss das Schadholz bestätigen. Das Fördergeld wird auch rückwirkend gezahlt (ab 1.1.2020). Beim Hacken von Schadholz durch einen Hacker werden 80 Prozent der nachgewiesenen Nettokosten (Rechnung des Hackers) gefördert.
Förderung gibt es auch für die Wiederbewaldung nach Extremwetterereignissen (großflächige Kahlstellen im Wald). Gefördert wird sowohl die Naturverjüngung als auch die Neubepflanzung, für diese gibt es 1,40 bis 1,60 Euro pro Pflanze (Laubholzanteil mindestens 40 Prozent). Informationen und Anträge gibt es beim Revierleiter Christoph Müller.