Mit dem letzten Akt, der traditionellen Hexenverbrennung, endete gestern abend eine erfolgreiche Fasentsaison für die Biberacher Narrenzunft. Zuvor wand sich am Nachmittag nochmals ein närrischer Lindwurm vom Narrenbrunnen in die Ortsmitte, wo die Oberdörfler Suppenköche ihre schmackhafte Narrensuppe ausgaben.
Nachdem es Petrus über die Fasent mit den Narren gut gemeint hatte, öffnete er passend zum traurig-schaurigen Abschluss die Schleusen und ließ einen feinen Nieselregen auf die närrische Trauerschar prasseln. Mit gemessenem Schritt führte der Narrenrat, gefolgt von der Musikkapelle, die einen schaurig schönen Trauermarsch spielte, eine große Schar von wehklagenden Hästrägern und weiterem Trauervolk zum Narrenbrunnen. Dort angekommen, wurde das Feuer entzündet, in dem auch der treue Narr letztendlich in Rauch aufging. Oberhexe Andreas Kammerer, dankte allen Beteiligten, die zum Gelingen der zurückliegenden Fasent beigetragen hatten. Dank galt auch den Anwohnern des Narrendorfes. Mit dem Verlesen der Narrenleier stimmte man sich dann schon wieder auf die neue Fasent-Saison ein: »Nächstes Jahr wieder!«
Kinderumzug
Angeführt vom ausgelassenen Narrenrat, zahlreichen Hästrägern von Reiherhexen, Bibern sowie Bergwerksgeistern schlängelte sich am Nachmittag nochmals ein bunter Umzug durch Biberach in die Neue Ortsmitte, wo die Fasent in die Schlussrunde ging. Musikalisch begleitet wurde der närrische Lindwurm von der Blaskapelle Biberach. Mit dabei waren auch wieder die »Schwarzwaldneger« welche als Hexen von Oz auf ihrem überdimensionalen Riesenbesen einherschwebten, während die »Prinzbacher Wagenbauer« gleich eine ganze Kirche samt »Sister Act«-Nonnenchor durch den Ort zogen. Nicht weniger imposant war der prächtige Sultanspalast, den die Gruppe »Schlingel« samt Harem und fliegendem Teppich aufbot, während die »Rebeck-Hocker« mit dem »Schuh des Manitu« in den wilden Westen entführten. Vervollständigt wurde der Umzug durch die phantasievollen Fußgruppen. Passend zum Thema Musicals traten die »Camanieras« wieder als »ABBA« auf und die »närrische Familie« tanzte zum Kult-Musical »Grease« durch die Gassen. Mit süßen Katzenkostümen aus »Cats« umgarnte die Gruppe »URP« die gut gelaunten Zuschauer am Wegesrand.
In der Neuen Ortsmitte angekommen verwöhnten die Oberdörfler Suppenköche das Narrenvolk mit ihrer schmackhaften Suppe inklusive Wienerle. Diese schöne Tradition wird seit 1963 aufrecht erhalten und in diesem Jahr von Hedwig und Kurt Schwendemann, Anna und Albert Lehmann, Erika und Walter Braun, Eleonore und Hansi Geiger sowie Gregor und Marita Echle organisiert. Das schmucke Spendenkässchen wurde vom hungrigen Narrenvolk ebenfalls gefüttert, was zeigt, dass die Narrensuppe nicht nur schmackhaft, sondern auch äußerst beliebt ist.
Prämierung
Zunftmeister Christof Echle oblag es die Umzugsteilnehmer vom Samstag zu prämieren. Bei den Fußgruppen ertanzte sich die »Närrische Familie« den ersten Platz. Gefolgt von den »Camanieras«, der Gruppe »URP« und den »Biberacher Jungs«. Den ersten Platz bei den Wagenbauern errang die »Prinzbacher Fasentgemeinschaft« mit ihrer rollenden Kirche. Auf den nächsten Plätzen landete die Gruppe »Schlingel«, die »Schwarzwaldneger« und die »Rebeck-Hocker«. Gewinner waren letztlich jedoch alle, die geholfen haben, die Biberacher Fasent zu bereicheren.








INFO
Der »Knufemichel«
Wann genau die Figur des »Knufemichel« in der Biberacher Fasent auftauchte, lässt sich nicht mehr genau ausfindig machen. Sicher ist jedoch, dass die damaligen Gründer der Reihenhexen zusätzlich noch eine männliche Figur – sozusagen den »Hexenvater« in ihren Reihen haben wollten. Somit wurde diese Figur erschaffen. Der »Knufemichel« trägt den gleichen blau-weiß-karierten Päder, wie die Reiherhexen, zudem ein grünes Halstuch, kombiniert mit schwarzer Hose und Strohschuhen.
Anzutreffen ist der »Knufemichel« lediglich ab und zu bei den heimischen Umzügen und bei gelegentlichen Auftritten beim Hexenball. An auswärtigen Umzügen nimmt er nicht teil.
Somit lässt sich die langjährige Tradition des »Knufemichel« bis in die Anfangsjahre der Biberacher Reiherhexen zurückverfolgen. Er unterscheidet sich dabei im wesentlichen vom »Buchenmichel«, der nur einmal in einem Bericht zum diesjährigen Hexenball Erwähung fand und nun für alle Zeiten in Vergessenheit geraten soll. 😉

Der »Knufemichel« kann auf eine langjährige Tradition zurückblicken.