Die 150 Besucher, die am Sonntagabend vor Silvester der Einladung in den Rietsche-Saal gefolgt waren, waren gespannt, wie das erste Konzert mit der neuen Dirigentin Sonja Große ausfallen würde. Immerhin mussten die Biberacher Sänger, die bei früheren Konzerten vom Chor der Eisenbahner Offenburg unterstützt wurden, diesmal das Konzert ganz mit eigenen Leuten bestreiten.


Den Auftakt zum Konzert machte eine gesungene Einleitung »Lasst uns beginnen – froh mit Singen!« Damit war die wichtigste Botschaft ausgesprochen: Der Gesang soll der Freude dienen. Folgerichtig lautete einer der ersten Titel »Freude am Leben« von Otto Groll. »Aus Freude am Leben den Tag beginnen, das Schöne genießen, das Glück tief im Herzen einzuschließen« ist eine Empfehlung, die den Trübsinn verscheucht und der Seele Halt im Alltag gibt. Weil zu den Genüssen auch der Alkohol zählen kann, schloss sich das Chianti-Lied an, mit dem die Deutschen nach dem Krieg ihrer Italienliebe Ausdruck gaben.
Mal kräftig, mal leise
Mit dem »Chor der Schmiedegesellen« aus einer Oper von Albert Lortzing war ein kraftvoller Gesang gefordert, wie er den gestandenen Männerstimmen entgegenkommt: »Ambossklang und Hammerschlag unser Lied und Gesang«, lautete die Losung. Mit dem Stück einher gingen jedoch auch anspruchsvollere Tempowechsel, die vom Chor freilich gut gemeistert wurden.
Mit leisen und ruhigen Tönen kam darauf ein instrumentales Adagio einer Beethoven-Sonate daher, die von Michaela Große am Klavier einfühlsam interpretiert wurde. Daran schloss sich das Lied »Abendfrieden« von Hildegard Eckhardt an, bei dem die Männer den gefühlvollen Ton aufgriffen. Danach wurden Berge als Sehnsuchtsorte besungen. Wobei diesmal die musikalische Begleitung von Sonja Große und ihrer Tochter Michaela mit der Querflöte übernommen wurde.
Dirigentin Sonja Große brachte sich noch ein weiteres Mal mit der Querflöte ein und zwar diesmal als Solistin. Bewegende Verliebtheit verströmte das Lied »Memory« aus dem Musical »Cats« von Andrew Lloyd Webber. Forsch kam hingegen der »Cancan« von Jacques Offenbach daher, der die Vorstellung an temperamentvolle Tänzerinnen weckte. Der locker angeschlagene Ton setzte sich im Chor-Lied vom »Frosch im Hals« fort. Endlich durften die Sänger mal kräftig dazwischen husten, und mussten ihren Hustenreiz nicht rücksichtvoll unterdrücken.
Hoffnung auf Verstärkung
Mit dem Song »Frosty – der Schneemann« sollte wohl dem bislang noch zurückhaltenden Winter Beine gemacht werden. Der ursprünglich anglo-amerikanische Song wurde eingedeutscht. Die darin enthaltenen Synkopen bildeten für den Chor keine Schwierigkeit. Auch für »Feliz Navidad« fand sich eine deutsche Fassung. Mit ihr wünschte der Chor dem Publikum eine frohe Weihnachtszeit und ein gesegnetes Neues Jahr.
Der Applaus des Publikums verlangte nach Zugaben, die gerne gewährt wurden. Dabei holte Sonja Große den vormaligen Dirigenten Reinhard Ruf zur Runde der Sänger. Mit der Geste zeigte sie ihre Wertschätzung für das, was bisher geleistet wurde. Geehrt wurden im Konzertverlauf die beiden Chormitglieder Heinrich Schilli und Bernhard Welte. Anton Unger vom Chorverband Kinzigtal steckte ihnen für 40-jährige Mitwirkung die Goldene Ehrennadel ans Revers. »Traditionelles bewahren und Neues wagen« beschreibt nach Markus Heizmann, dem Vorsitzenden des »Liederkranz«, das Leitbild. Mit ihm hofft der Verein, auch neue Chormitglieder zu gewinnen.