Am Sonntagmorgen beging die Kirchengemeinde Biberach das 400-jährige Jubiläum mit einem Festgottesdienst. Über 500 Gläubige nahmen daran teil. Zu Beginn entzündete Pfarrer Bonaventura Gerner eine Kerze zu Ehren des hl. Blasius, der seit 1647 als Schutzpatron verehrt wird. Geschickte Hände hatten das Bild des Heiligen zusammen mit der älteren Kirche auf den Wachsstock appliziert.
In seiner Predigt machte Pallottinerpater Sascha-Philipp Geißler vom Wallfahrtsort Friedberg in Bayern den Gläubigen Mut, die Kirche zu ihrer eigenen Sache zu machen. Die deutsche Bezeichnung »Kirche« komme vom griechischen Wort »Kyrie« und verweise damit auf den »Herrn« Jesus Christus. Jeder Christ könne zum kirchlichen Leben beitragen, wenn er sich an seinem Platz, in Familie, Beruf und Gesellschaft mit Jesus Christus verbunden fühle und danach lebe. Auch das Wort »Ekklesia«, das die Theologie für »Kirche« verwende, ziele auf die Aktivierung aller Mitglieder. Es beschreibe die »Versammlung« derer, die gerufen sind. Kirche dürfe nicht nur am »Pfarrer« festgemacht werden, mahnte der junge Pater.
Dass bei diesem Gottesdienst bereits viele mitwirkten, machte nicht zuletzt der Kirchenchor deutlich. Chorleiterin Sonja Große hatte im Vorfeld auch Sängerinnen und Sänger von Zell und Prinzbach eingeladen, in einem Projektchor zusammenzuwirken. In mehreren Proben war die »Messe brève« (Kurze Messe) des französischen Komponisten der Spätromantik, Léo Delibes, einstudiert worden. Bei der Festmesse drängten sich nun 70 Sängerinnen und Sänger auf der Empore und bildeten einen eindrucksvollen Klangkörper. Verstärkt wurden die schwungvollen und erhebenden Gesänge von einem Bläserensemble des Musikvereins mit Johannes Armbruster, Jürgen Kürner, Tobias Kürner und Werner Witschel. An der Orgel unterstrich Michaela Große das Werk.
Aber auch der Gemeindegesang kam im Gottesdienst nicht zu kurz. Pfarrer Gerner dankte der Dirigentin Sonja Große, dass sie für die Aufnahme neuer Kirchengesänge immer ein offenes Ohr habe. Er freute sich auch, dass Staatssekretär Volker Schebesta, Biberachs Bürgermeisterin Daniela Paletta und Zells Bürgermeister Günter Pfundstein mit Gattin Heike zum Festgottesdienst gekommen waren, um die Verbundenheit und Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde zum Ausdruck zu bringen.
Im Anschluss an den Gottesdienst folgten viele Besucher der Einladung in den Rietsche-Saal, um gemeinsam ein Mittagessen einzunehmen. Mit vorausgehender Nudelsuppe und folgendem Gericht mit Rindfleisch, Meerrettich, Kartoffeln und Preiselbeeren erinnerte es an Festtagsessen in früheren Zeiten. Ein Bläserensemble des Musikvereins »servierte« gepflegte »Tafelmusik«. Die Saxophonisten Joachim Bächle, Rudi Fautz, Tobias Hoffmann und Franz Mäntele gefielen mit einem breiten musikalischen Menu, das von der Klassik über Jazz und Musical bis zum deutschen Schlager reichte. Am Nachmittag kamen viele Besucher zu Kaffee und Kuchen und um einen Blick auf die interessante Ausstellung des Historischen Vereins zur 400-jährigen Geschichte der Kirchengemeinde zu werfen.