Mit geplanten Investitionen von rund 7,8 Millionen Euro sollen die beiden Standorte von Hund Möbelwerke fit für die Zukunft gemacht werden. Bis 2021 sollen in Biberach 4,8 Millionen Euro investiert werden, etwa drei Millionen fließen ins Unterfränkische Sulzdorf.
Das Unternehmen produziert mittlerweile bereits in der vierten Generation ergonomische, funktionelle und stilvolle Büromöbel und setzt dabei sowohl auf Serienfertigung als auch auf Manufaktur. Die zentrale Produktion der Holz-Fertigteile und der Spezial-Möbel ist im Stammsitz Biberach auf einer Produktionsfläche von 10.000 Quadratmetern angesiedelt. In Sulzdorf werden die Serienteile fertig montiert – ebenfalls auf
aktuell 10.000 Quadratmetern Produktionsfläche. Das vergangene Geschäftsjahr schloss Hund Möbelwerke mit einem Umsatz von 27 Millionen Euro ab. 33 gewerbliche Mitarbeiter sind in Biberach beschäftigt, 53 in Sulzdorf. Die Verwaltung sitzt mehrheitlich in Biberach. 53 Angestellte kümmern sich unternehmensweit um die Administration.
Projekt: Digitale Zukunft
Geschäftsführer Hendrik Hund stellte am Freitag die Strategie vor, mit der sich das Unternehmen den Herausforderungen der Zukunft stellt. »In den letzten Jahren ist schon viel geschehen, was man nicht auf den ersten Blick sieht«, so Hund. Die Organisationsstruktur wurde in zahlreichen Bereichen reorganisiert, neue Software zur Unternehmenssteuerung implementiert und die Marke »Hund« geschärft, erhebliche Gelder in die Verbesserung der Infrastruktur im Biberacher Werk investiert. Das Unternehmen hat die Weichen für die digitalisierte Arbeitswelt gestellt – sowohl für sich selbst als auch in Bezug auf seine Kunden und das Produktangebot.
Ein wichtiger Projektschritt ist dabei die hochautomatisierte Vorfertigung in Biberach. Dafür soll tief in die vorhandene Gebäudestruktur des Werks eingegriffen werden. Hendrik Hund formuliert es so: »Das Herz von Biberach wird in den nächsten Jahren komplett neu aufgestellt.« Auf 3.500 Quadratmeter wird der Maschinenpark, der zur Vorfertigung der Möbelteile nötig ist, optimiert. Mit Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro rechnet der Geschäftsführer. Weitere 800.000 Euro fließen in das neue ERP-System, in dem alle unternehmerischen Aufgaben zusammenlaufen. Eine halbe Millionen Euro steht für Digitalisierung, Marke und Dienstleistungen bereit.
In Sulzdorf soll die Endmontage für 1,4 Millionen Euro optimiert und für weitere 1,6 Millionen Euro ein neues Ausstellungsgebäude errichtet werden.
Industrie und Wohnen
Die Investition in den Biberacher Firmensitz ist eine klare Erklärung für den Standort. Allerdings sorgt die aufrückende Wohnbebauung für Sorgenfalten bei Geschäftsführer Hendrik Hund. Konkret geht es um eine mögliche Erweiterung des Bebauungsplans »Mühlenweg«. Würden die Flächen, die derzeit noch nicht bebaut sind, zum allgemeinen Wohngebiet, hätte dies erhebliche Auswirkungen. Ganz ohne Lärm und Emissionen kann der Möbelhersteller nämlich weder arbeiten noch seine Waren auf den Weg schicken. Ausgerechnet der lärmintensive Ladebereich befindet sich in dem Grundstücksbereich, der an das geplante, erweiterte Baugebiet anschließt. Bisher kein großes Problem – waren doch Gewerbebetriebe die einzigen Nachbarn. Doch wie wird das in Zukunft sein? Schließlich fordert die Politik eine Verdichtung im Innenbereich bevor neue Baugebiete am Ortsrand ausgewiesen werden können.
Hendrik Hund ist mit seiner Sorge nicht allein. Auch die IHK äußert in ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplan als Träger öffentlicher Belange erhebliche Bedenken gegenüber dem Bebauungplan »Mühlenweg«. Das Areal sei – näher oder weiter – von mehreren größeren Industrieunternehmen umgeben, neben Hund Möbelwerke auch die Karl Knauer KG und Hydro Systems KG. Die geplante, neue Wohnbebauung würde die Bebauungslücken mit zusätzlicher »empfindlicher Wohnbebauung« auffüllen und damit die Situation in den angrenzenden Gewerbegebieten verstärken. Die IHK rechnet in ihrer Stellungnahme mit hoher Wahrscheinlichkeit mit auftretenden Nutzungskonflikten und Beschwerden, sollte die Planung so vorliegend umgesetzt werden. »Infolge dessen muss die Gemeine Biberach mit der Abwanderung dieses für Biberach und die Region wichtigen Unternehmens (Hund Möbelwerke) rechnen«, schließt die IHK, da durch die Veränderungen selbst geringfügige Entwicklungsmöglichkeiten am Standort für das Unternehmen unmöglich würden.
Hendrik Hund möchte gerne bleiben. Er setzt vorerst auf Gespräche mit der Gemeinde, die zeitnah zu führen sind. In diesen hofft er eine Lösung zu finden und die nötige Investitionssicherheit zu erlangen.