350 Besucher folgten am Sonntagabend der Einladung des Männergesangvereins »Liederkranz« zu einem Konzert in der Biberacher Pfarrkirche. Dirigent Reinhard Ruf präsentierte mit der gewachsenen Chorgemeinschaft der Biberacher Sänger und dem Eisenbahnerchor Offenburg eine Folge stimmungsvoller Lieder. Mit den Sängern von Reichenbach bei Lahr, die beim Schlusslied hinzutraten, füllten 65 Sänger den Altarraum.



Den Auftakt zum Konzert bildete ein virtuoses Vorspiel auf der Orgel von Organist Adrian Sieferle. Er begleitete im folgenden Programm die Lieder, die auf klassische Komponisten wie Händel, Mozart und Beethoven zurückgehen. Die moderneren Titel wurden von Ulrike Neff am Keyboard einfühlsam unterstützt.
Kooperator Peter Seibt begrüßte Chöre und Konzertbesucher. Es sei für die Kirche eine besondere Ehre, dass der Männergesangverein Biberach sein Jubiläum mit einem Kirchenkonzert begehe. Der berühmte Kirchenlehrer Augustinus habe die Überzeugung vertreten, wer in der Kirche singe, verdopple das Gebet.
Hatten zuvor die mächtigen Glocken vom Turm zum Konzert gerufen, wurde ihrem berührenden Klang nun in einem Lied gedacht. »Die Abendglocken« von Franz Abt weckten ein friedliches Stimmungsbild, das vom Chor in harmonischer Weise aufgegriffen wurde. An einen feierlichen Einzug erinnerte der Titel »Lobt den Herrn der Welt« von Willy Trapp. Der Komponist hat dabei ein barockes Trompetensolo von Henry Purcell in ein imposantes Chorstück umgesetzt.
Klassik und Moderne
Der Pilgerchor aus Mozarts Zauberflöte setzte auf ein eindringliches Pathos, das durch ein liebliches Zwischenspiel der Orgel ausgeglichen wurde. Einmal mehr zeigte sich die disziplinierte Leitung von Dirigent Reinhard Ruf, der die Nuancen deutlich herausarbeiten ließ. Im Anschluss intonierte Adrian Sieferle an der Orgel das anrührende Stück »Jesus bleibet meine Freude« von Johann Sebastian Bach.
Beim Lied »Wo Liebe ist, wird Frieden sein« von Otto Groll trat Klaus Link mit seiner klaren und klangvollen Tenorstimme als Solist hervor. Die Rolle meisterte er auch noch bei zwei weiteren Stücken, dem »Ave Maria« von Franz Schubert und dem »Dank sei dir Herr« von
Georg Friedrich Händel in der Bearbeitung von Hans Schlaud. Maria, die Mutter
Jesu, kam nochmals im »Sancta Maria« von Johannes Schweitzer zu Ehren, das vom Chor sehr innig aufgenommen und von Ulrike Neff am Keyboard einfühlsam begleitet wurde.
Der Männergesangverein »Liederkranz« nahm das Konzert zum Anlass, seiner ehemaligen Mitglieder zu gedenken, die seit dem letzten Jubiläum vor 25 Jahren verstorben sind. Vorsitzender Markus Heizmann trug die Namen der Verstorbenen vor. Hinzu fügte er auch Peter Schwörer, den erst kürzlich verstorbenen ehemaligen Präsidenten des Chorverbandes Kinzigtal. Der Chor widmete seinen ehemaligen Mitstreitern und Gönnern ein gesungenes »Vater unser«.
Die kraftvollen Stimmen kamen bei Beethovens »Die Himmel rühmen« besonders zur Geltung. Beim letzten Lied »Im Abendrot« von Franz Schubert, fügten sich 30 Sänger vom Männergesangverein Reichenbach in den Gesamtchor ein. »O wie schön ist deine Welt, Vater, wenn sie golden strahlet«. Die Schönheit der Schöpfung wurde von einem Gesamtchor von 65 begeisterten Sängern in Erinnerung gerufen – eine Schönheit die es zu bewahren gilt.
Feierstunde mit Rückblick
Nach dem Konzert begaben sich die Sänger in den Rietsche-Saal, wo Vorsitzender Markus Heizmann die Geschichte des Vereins Revue passieren ließ. 1867 hatten sich in der Freiwilligen Feuerwehr eine Gruppe von Männern zum Gesang zusammengefunden. Die erste Vereinsfahne vereinigte noch beide Gruppierungen. Sie findet sich heute im Heimat-Museum »Ketterer Haus«. 1897 machte sich der »Liederkranz« selbständig. Die Fahne, die jetzt den Festsaal zierte, stammt aus dem Jahre 1910. Sie wurde vor einigen Jahren aufwendig restauriert. Ihre Losung hat auch heute noch Gültigkeit: »In Freud und Leid zum Lied bereit«.
Der Männergesangverein Lahr-Reichenbach bestritt das Unterhaltungsprogramm, geleitet von Reiner Kammerer, der auch die Begleitung am Keyboard übernahm. Die gewählten Lieder besangen die Liebe und den Reiz ferner Länder.
Glückwünsche und Spenden
Bürgermeisterin Daniela Paletta dankte dem Verein, dass er die öffentlichen Veranstaltungen wie z. B. den Volkstrauertag mit seinem Gesang bereichere. Auch sein Sommerfest habe einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Gemeinde. Ihr Dank galt auch den Frauen der Sänger, die ihre Männer unterstützen. Sie wünsche dem Verein eine gute Zukunft. »Jede Stimme zählt.« Dieser Satz gelte nicht nur für die Politik, sondern in gleicher Weise auch für den Chor. Ein Satz von Friedrich Schiller zeige die Heilkraft des Gesangs: »Es schwinden jedes Kummers Falten/So lang der Lieder Zauber Walten.« Keine Zeit könne auf den Gesang verzichten. Zum Jubiläum überreichte die Bürgermeisterin dem Verein eine Spende der Gemeinde.
Zu den Gratulanten gesellte sich auch Anton Unger, Präsident des Chorverbandes
Kinzigtal. Er überreichte dem Vereinsvorsitzenden neben einer Spende gleich zwei Ehrenurkunden, die eine vom Badischen und die andere vom Deutschen Chorverband, letztere unterzeichnet vom Präsidenten Dr. Henning Scherf. Der deutsche Verband vertritt immerhin 1,4 Millionen Sänger und Sängerinnen.
Mit einem Glückwunsch und zwei Spenden wartete Richard Kammerer auf. Als Sprecher der verschiedenen Biberacher Vereinsvorsitzenden verbinde er die Spende mit einem Wunsch zu einer gelingenden Weiterentwicklung. Als Vorsitzender des Kuratoriums der »Karl-Knauer-Stiftung« brachte er eine Unterstützung in Höhe von 750 Euro mit. Schließlich überreichten auch die Sänger aus Reichenbach einen Betrag für die Vereinskasse. Ein Gesamtchor stimmte mit kräftigen Trinkliedern auf den geselligen Ausklang ein.