Bekannt sind die Schmieders heute weit über die Grenzen Biberachs hinaus für ihre Obstplantagen zum Selberpflücken. Auf etlichen Hektar Land wachsen mittlerweile verschiedene Beerenarten und Kirschen. Dabei hatte das Ganze einmal klein angefangen. Eigentlich – so berichtet die Hausherrin – wäre lediglich beabsichtigt gewesen, dass sich die ganze Familie einmal so richtig mit Erdbeeren satt essen kann.
Kennengelernt hatten sich Otto und Kriemhild Schmieder vor 54 Jahren durch die Landjugend. Bei den einschlägigen Veranstaltungen wurde miteinander getanzt. »Ohne Tanzen hätte man keine Chance bei den jungen Damen gehabt«, lacht Otto Schmieder. Wie gerne die beiden damals das Tanzbein geschwungen haben müssen, ist im Gespräch heute noch zu merken. Dass Kriemhild die richtige für ihn ist, war Otto schnell bewusst. »Ich habe ihr Briefe geschrieben und erstmal Absagen kassiert«.
Irgendwann kam es dann doch zu ihrer ersten, echten Verabredung. Natürlich sollte es wieder zum Tanzen gehen, und natürlich war die Freude auf das Treffen groß. Doch der Abend entwickelte sich anders als erwartet, denn es war ein Tag, an dem die Welt still stehen sollte. »Das war der 22. November 1963. Der Tag, an dem Kennedy erschossen wurde«, erinnern sich beide selbst nach so langer Zeit ohne zu zögern an ihr erstes Date. Die Tanzveranstaltung wurde kurzfristig abgesagt, die beiden verbrachten den Abend trotzdem miteinander.
Schon kurz darauf machte Otto seiner Kriemhild einen Heiratsantrag, den sie gerne annahm. Am 1. April 1967 gaben sie sich vormittags in der Kirche in Biberach das Ja-Wort. »Donnerstag war damals der klassische Hochzeitstag. Mein Kleid hatte ich zusammen mit meiner Tante in Mannheim aus Seide selbst genäht«, berichtet Kriemhild Schmieder, deren Weg nach Biberach verschlungen war.
Im Sommer 1943 wurde sie als Kriemhild Lang im pommerschen Glambeck (damals Kreis Arnswalde) geboren, wo ihr aus Oberharmersbach stammender Vater aus beruflichen Gründen lebte. In den Kriegswirren gelangte sie schließlich über Vorpommern, unter dem Verlust ihrer Mutter sowie einer dramatischen Wiederfindungsgeschichte mit ihrem Vater nach Oberharmersbach. Dort heiratete ihr Vater wieder, so dass sie schließlich auf einem Bauernhof in Unterharmersbach-Kirnbach aufwachsen und über die Landjugend ihren zukünftigen Mann Otto Schmieder kennenlernen sollte.
»Unser größtes Glück sind unsere Kinder«
Bald nach der Hochzeit übernahm das Paar den Hof von Ottos Eltern in Fröschbach, wo Otto den Betrieb führte und Kriemhild Schmieder als Meisterin der Landwirtschaftlichen Hauswirtschaft über 15 Jahre lang Lehrlinge ausbildete. 1969 kam Sohn Paul, 1970 Sohn Armin, 1974 und 1978 die Töchter Marianne und Heidi-Rebecca zur Welt.
Die Eltern sind stolz, dass alle vier Kinder ihr Glück gefunden haben. Paul und Marianne leben heute in Stuttgart. Heidi hat sich in New York verliebt, Armin ist in Biberach geblieben und führt den Hof fleißig und innovativ weiter.
Einen großen Schreck bekamen die Schmieders am 11. September 2001. An diesem Tag war Marianne gerade bei Heidi, die unweit des World Trade Centers in Manhatten lebte, in New York zu Besuch. Die Töchter mussten live miterleben, wie die Flugzeuge in die Zwillingstürme flogen und konnten sich gerade so aus der Gefahrenzone retten. »Wäre der Anschlag einen Tag früher passiert, wären die beiden auf der Aussichtsplattform gestanden«, schaudert es die Mutter der beiden noch heute. Zum Glück ist alles gut gegangen und auf die Frage nach den Plänen für die Zukunft schallt es bei dem harmonischen Paar wie aus einem Munde: »Wir wollen auf jeden Fall noch mal nach Amerika zu unser großen amerikanischen Familie fahren!«
Am 1. April 2017 wird die Goldene Hochzeit mit einem großen Fest gefeiert. Es beginnt mit einem Gottesdienst in der Kirche in Biberach um 10.30 Uhr, in dem die Enkelkinder Fürbitten vortragen. »Um die Organisation kümmern sich unser Freund Alois Wussler und unsere Schwiegertochter Martina«, freuen sich die Jubilare. »Wir haben damit so gut wie keine Arbeit.«