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Biberach-Prinzbach | 17.12.2018

Beim Jahreskonzert des Musikvereins Prinzbach-Schönberg:

Klänge voller Poesie und Leidenschaft

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Der Musikverein Prinzbach-Schönberg bot den Zuhörern ein Jahreskonzert voller magischer Momente und musikalischer Höhepunkte. Foto: Hansjörg Wörner
von Hansjörg Wörner

Magische Momente und musikalische Höhepunkte erlebten die Zuhörer am Samstagabend in der Biberacher Festhalle. Mit dem Leitspruch »Der Reiz der Leidenschaft« lud die Musikkapelle Prinzbach-Schönberg zum Jahreskonzert 2018, das mit einem facettenreichen Programm zugleich das Wirken des Dirigenten Stefan Griesbaum würdigte, der das 10-jährige Jubiläum als musikalischer Leiter des Orchesters feiern konnte.

Durchaus ungewöhnlich geriet der Beginn des Konzerts: Im abgedunkelten Saal eine schemenhafte Gestalt mit Kletterseil und der unablässigen Frage »Wo geht’s zum Eiger nuff?« Weder die Gäste an den langen Tischreihen noch die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne konnten die gewünschte Antwort geben. Wollte da einer die Berggeister der gefürchteten Eiger Nordwand beschwören oder an die bald kommenden Rauhnächte in der Heimat erinnern? Weit gefehlt! Die kleine Szene zeigte, dass trotz Mystik und Magie auch der Humor im Konzert nicht fehlen durfte. Dafür war Moderator Josef Schöner als Experte für Sprüche und Anekdoten am richtigen Platz.

Das Orchester allerdings machte sich mit dem nötigen Ernst an die »Reise zum Gipfel« – ein Werk des US-amerikanischen Komponisten James Swearingen, der in seinem musikalischen Schaffen lebhafte Melodien und außergewöhnliche Rhythmen bevorzugt. Im Ensemblespiel gut erkennbar an dem reizvollen Kontrast zwischen der wie aus einem Guss agierenden Bläsergruppe und den versierten Schlagwerkern. Wuchtiges Rhythmusspiel im Wechsel mit ruhig fließenden Passagen der Bläser ließen die Zuhörer nachempfinden, welcher Naturgewalt ein Bergsteiger in der Felswand ausgesetzt ist, bevor er den Gipfel erreicht hat und in die Weite schauen kann. Lisa Gutmanns berührendes Flötensolo schien diese Stimmung einzufangen.

Ein Genuss für Auge und Ohr

Virtuoses Schlagwerk dominierte auch das moderne Tonpoem »Mazama« aus der Feder von Jay Chattaway, der sich vor allem als Filmkomponist einen Namen gemacht hat (»Star Trek«). Mit seiner Komposition setzt er der untergegangenen Kultur der nordamerikanischen Indianer ein Denkmal, das sich in den charakteristischen Trommelriten und dem dunkel dräuenden Gesang manifestiert. Lyrisch gefärbte Klänge der Okarina (Christine Volk) und der Klarinette (Nicole Schöner) setzen helle Farbtupfer, während die Holzbläser einen dezenten Klangteppich ausbreiten. Messerscharf und pointiert ziehen die Bläser das Tempo wieder an. Ein wahrer Ohrenschmaus!

Ein Genuss für das Auge war Graf Krockol alias Josef Schöner, der im schwarzen Dracula-Cape den »Tanz der Vampire« ansagte und den Inhalt des Musical-Klassikers skizzierte. Die Instrumentalisten überzeugten mit einer ebenso druckvollen wie melodiösen Interpretation, die dem Bombast des Wall of Sound vieler Musicalproduktionen ein differenziertes und klares Klangbild entgegensetzte. Besonders gefielen die Beiträge von Melanie Haas (Klarinette), Selina Schwörer (Es-Saxofon) und Klaus Beck (Tenorhorn).

Vielen Zuhörern dürfte der brillante Tom Hanks als sympathischer Außenseiter Forrest Gump im gleichnamigen Kinohit aus dem Jahr 1994 noch bekannt sein. Wohl auch seinen Sprüchen, von denen Josef Schöner einige zum Besten gab: »Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel. Man weiß nie, was drin ist«. Anders indes das Orchester auf der Bühne. Bei der »Forrest Gump Suite« geizte es nicht mit instrumentalen Preziosen. Nadine Haas und Eva Schmider profilierten sich mit zartem Flötenspiel. Das Thema der Suite wurde vom Orchester behutsam aufgenommen und bis zum fulminanten Finale variiert. Klaus Becks Tenorhorn und Alexander Ulrich am E-Piano setzten die Akzente. Tosender Applaus begleitete den Kapellmeister und sein Ensemble in die Pause.

Mythologie und »Manegenzauber«

Neben weihnachtlichem Dekor und Lichterglanz fiel von Anfang an im Hintergrund der Bühne das kunstvoll gefertigte Sternbild Kassiopeia auf. In der griechischen Mythologie ist Kassiopeia jene eitle und selbstherrliche Frau, die den Zorn der Götter auf sich zog, schöner als die Töchter des Meeresgottes zu sein. Der schickte ein Meeresungeheuer, das die Gestade des Landes verwüstete. Der Fluch konnte nur gebannt werden, wenn die Schuldige ihre Tochter Andromeda dem Monster opfern würde. Im letzten Moment wurde Andromeda vom Helden Perseus gerettet. Alle Gestalten der Erzählung sind am Himmel verewigt.

Der »Blick zu den Sternen« schien im 2. Teil des Konzerts die Musikerinnen und Musiker hörbar zu beflügeln: »Cassiopeia – ein Sinfonisches Gedicht« wurde als feierliche Hymne zelebriert, mit makellosem Unisonospiel von Querflöte und Es-Saxofon und stimmungsvollem Klang der Röhrenglocken. Manuel Kopf am Schlagzeug sorgte für den präzisen Rhythmus. In den reichen Beifall des Publikums mischten sich die ers­ten »Bravo«-Rufe.

In die magische Welt des Zirkus lockte »Manegenzauber«, ein schwungvoller Melodienreigen, den das Orchester als eine Art Programm-Musik darbot: Da schwebten vor dem inneren Auge des Betrachters die Seiltänzerinnen im Dreivierteltakt einher, trabten die Shetland-Ponys im swingenden Groove durch den Manegensand, verwiesen dissonante Tonfolgen auf die schrägen Aktionen der Clowns und pulsierende Rhythmen auf die Kunststücke der Rollschuhakrobaten. Trommeln und tiefes Blech kündeten vom Einzug der Elefanten in die Arena, bevor schneidende Fanfarenklänge den Zirkuszauber abrupt beendeten – Jubel erfüllte die Festhalle.

Eine Hommage an den »Diri«

Rot ist zum Einen die Farbe der Liebe und der Leidenschaft, wird zum Anderen aber auch mit Blut und Tod assoziiert. »Rood«, ein Song des Niederländers Marco Borsato, thematisiert diesen Zwiespalt treffend. Auch in der Musik spiegelt er sich wider im Kontrast zwischen den fließenden, filigranen Klängen der Holzbläser und der facettenreichen Percussion, verstärkt durch prägnantes Händeklatschen. Ein grandioser Vortrag, an den sich der Evergreen »Music« nahtlos anschloss. Den konnte man auch als Hommage an den »Diri« Stefan Griesbaum verstehen, der sich seit 10 Jahren im Musikverein engagiert und dem die Zeilen »Musik war meine erste Liebe …« quasi auf den Leib geschrieben sind. Moderator Josef Schöner hatte sich extra ein neongrünes Glitterjacket übergezogen, das an die schrillen Outfits eines Thomas Gottschalk erinnerte. Das raffinierte Bläserarrangement machte aus John Miles‘ Radio-Pop-Hit im forschen Zugriff des Ensembles ein faszinierendes Klangerlebnis. Während Klaus Becks Tenorhorn die Gesangsmelodie nachzeichnete, sorgte Alexander Ulrich am Keyboard für perlende Zwischentöne.

Nicht enden wollender Beifall forderte eine Zugabe nach der anderen. Und bereits die erste brachte eine weitere Überraschung: Als Gastsängerin kam Lisa Fautz auf die Bühne und performte zusammen mit dem Orchester ein bravouröses Medley aus Songs der englischen Pop-Queen Adele. Lisas kraftvolle, Timbre reiche Stimme und ihre beachtliche Phrasierungsgabe machten »Set Fire to the Rain«, »Someone like you« und »Rollin‘ in the deep« zu Highlights des Abends. Ein letztes Sahnehäubchen nach den vielen musikalischen Leckerbissen servierte das Ensemble mit einer Wiederholung von »Music« – mit der Leadstimme von Lisa Fautz.

Der Musikverein Prinzbach-Schönberg bot den Zuhörern ein Jahreskonzert voller magischer Momente und musikalischer Höhepunkte.
Humor darf beim Konzert nicht fehlen: Moderator Josef Schöner ist Experte für Sprüche und Anekdoten.
Gastsängerin Lisa Fautz performte bravourös ein Medley aus Songs der englischen Pop-Queen Adele.

Nach gut drei Stunden lag es am Vorsitzenden Bernd Schmider, die Besucher mit guten Wünschen für das bevorstehende Christfest zu verabschieden. Er dankte nochmals allen Mitwirkenden und den vielen Helfern hinter den Kulissen sowie den Unterstützern des Musikvereins aus der Geschäftswelt.

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