Die Europaabgeordneten Norbert Lins und Dr. Andreas Schwab sammelten gemeinsam mit Vertretern der Presse Eindrücke zur aktuellen Situation im Weinbau, Obstbau und Ackerbau auf verschiedenen Betrieben in Südbaden in der Ortenau in der Nähe von Straßburg.
Die erste Station war bei der Winzergenossenschaft in Durbach. Dabei wurde von den Vertretern der Winzergenossenschaft, insbesondere vom Geschäftsführer Stefan Danner, verdeutlicht, dass die Natur einen wesentlichen Einfluss auf den Weinbau hat. Die zurückliegenden Frostnächte in dieser Woche haben auch in Durbach bedeutende Frostschäden im Weinbau verursacht. Durch die warme Witterung im März dieses Jahr war das Rebenwachstum etwa drei Wochen weiter als in normalen Jahren, die jungen Triebe waren daher noch sehr frostempfindlich. Die Steillagen wurden dabei weniger beeinträchtigt als die Tallagen. Die Steillagen sind jedoch wesentlich arbeitsaufwendiger als die flacheren Reblagen. Der Steillagenweinbau wird daher bereits auch teilweise aufgegeben.
Die Winzer haben die Bitte an die Politiker herangetragen, dass technische Erleichterungen zur Bewirtschaftung gezielt gefördert werden sollten, um den Steillagenweinbau zu erhalten. Dieser prägt wesentlich die Kulturlandschaft in Südbaden und leistet einen wichtigen Beitrag zum Tourismus. Zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Weinbau werden bei Rebenneupflanzungen auch vermehrt pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PiWi’s) gepflanzt. Allerdings ist es notwendig dem Weintrinker diese Sorten auch näher zu bringen.
Begrüßt wurde gegenüber den Europaabgeordneten, dass mit den jüngsten Beschlüssen des europäischen Parlaments ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt des Weinbaus in Baden- Württemberg und zum Abbau der Bürokratie geleistet wurde.
Gelobt wurde das hohe Engagement von Norbert Lins in seiner Funktion als Vorsitzender des Agrarausschusses, der wesentlich zu den jüngsten Entscheidungen beigetragen hat.
Bedauert wurde, dass kein zukunftsweisender Kompromiss zu finden war, mit dem zum Beispiel die Grundzüge des Biodiversivitätsstärkungsgesetzes des Landes Baden- Württemberg auch in der Europäischen Union Einzug gehalten hätte und damit die Wettbewerbsgleichheit in der ganzen EU verbessert und der Umweltschutz gestärkt worden wäre.
Mindestlohn ist ein Problem für den Obstbau
Die zweite Station legte die Gruppe auf dem Obstbaubetrieb Markus Grimmig in Oberkirch ein. Neben dem Betriebsleiter Markus Grimmig war unter anderem der Präsident des Landes Erwerbsobstbaues Franz Josef Müller anwesend, sowie der Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV).
Der arbeitsintensive Obstbau leidet besonders unter den Vorgaben des deutschen Mindestlohns. Damit sieht sich der hiesige Obstbau erheblich benachteiligt gegenüber anderen EU-Ländern, die diese Lohnkosten nicht haben. Der Mindestlohn kann bisher auch in den Erzeugerpreisen nicht an den Verbraucher weitergegeben werden, da Deutschland bei Obst und Gemüse einen unzureichenden Selbstversorgungsgrad hat und auf Importe angewiesen ist. Wenn der Verbraucher auf Dauer regional erzeugtes Obst und die damit im Zusammenhang stehende Kulturlandschaft haben will, muss hier eine Lösung gefunden werden.
Die EU-Abgeordneten konnten allerdings darauf hinweisen, dass dies auf nationaler Ebene gelöst werden muss. Anders sieht es beim Pflanzenschutz aus, hier konnte auf EU-Ebene eine 10-jährige Verlängerung des Glyphosat Einsatzes erreicht werden. Für den Obstbau ist der Einsatz zur Streifenbehandlung unter den Baumreihen wichtig, da dieser gegenüber der mechanischen Bearbeitung mit der Hacke letzt endlich umweltfreundlicher und ökologischer ist, sowie Erkrankungen der Bäume klein hält.
Die Obstbauern haben gegenüber den Abgeordneten den Wunsch geäußert, dass die Pflanzenschutzmittelzulassung in Europa vereinheitlicht wird und die Auswahl der Pflanzenschutzmittel nicht eingeschränkt wird, damit Resistenzen bei Erkrankungen und Schädlingen vermieden werden, sowie eine Minimierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes ermöglicht wird.
Ein Schweinehalter gibt auf
Die 3. Station: der landwirtschaftliche Betrieb Alois Huschle in Renchen. Neben dem Betriebsleiter Alois Huschle, waren auch eine Reihe von weiteren Landwirten anwesend, insbesondere auch Schweinehalter aus der Ortenau. Der Betriebsleiter Alois Huschle er läuterte, warum er eine funktionsfähige Schweinehaltung 2020/21 aufgegeben hat, da es zu viel Unsicherheit bei der Weiterentwicklung der Anforderungen zum Tierwohl gab. Er war nicht bereit, die erforderlichen Investitionen zu leisten, obwohl er über funktionsfähige Stallungen verfügte, deren Stallmaße den künftigen Tierwohlanforderungen nicht mehr entsprachen. Hinzu kommt, dass die Hofnachfolge in der Familie nicht gesichert ist.
Den verbliebenen Ackerbau hat er auf eine regenerative Bewirtschaftung umgestellt, die besonderen Wert auf Bodenfruchtbarkeit und Humussteigerung mit Kohlenstoffbindung Wert legt. Er konnte mit Bildern aufzeigen, wie sich diese Bewirtschaftung auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Auch bei dieser Station wurden die jüngsten Entscheidungen des EU-Parlaments begrüßt, insbesondere, die neuen Regelungen zu der Ackerflächenstilllegung, sprich der Aussetzung der Stilllegung.
Es konnte aufgezeigt werden, dass Landwirte versuchen sich den agrarpolitischen Gegebenheiten anzupassen, sie jedoch am Erhalt einer zukunftsfähigen Landbewirtschaftung Interesse haben und es die gesellschaftliche schwarz-weiß Darstellung zwischen Biolandbau und konventionellem Landbau so in der Praxis nicht gibt.