Am Ostersamstag kann Johannes Weng seinen 85. Geburtstag feiern und dabei auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken. Im schönen Heim in der Hindenburgstraße genießt er zusammen mit seiner Frau Maria seinen Lebensabend.
»Wo ist die Zeit geblieben«, fragt sich Johannes Weng wenige Tage vor seinem Ehrentag und kann dabei auf ein Leben mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Erst im vergangenen Jahr wurde die Familie Weng von einem schweren Schicksalsschlag getroffen, als ihre Schwiegertochter Christiane Galli viel zu jung mitten aus dem Leben gerissen wurde. Ein freudiges Ereignis war der 90. Geburtstag, den Maria Weng am 12. September 2016 feiern konnte.
Die Wiege von Johannes Weng stand am 15. April 1932 im Ermland in Ostpreußen, wo er als jüngstes von 12 Geschwistern aufgewachsen ist. Im Jahr 1945 musste er als 12-Jähriger mit seiner Familie vor der anrückenden russischen Armee aus der Heimat fliehen. Nach zwei entbehrungsreichen Jahren der Flucht fand die Familie Weng in Zell a. H. eine endgültige Bleibe.
Zunächst wurde die Familie auf mehrere Unterkünfte verteilt – Johannes Weng selbst kam mit seiner Zwillingsschwester im Leibgedinghaus des Gröbernhofs bei der Familie Halter unter. Als nach und nach auch die älteren, teils im Krieg verwundeten Geschwister aus der Gefangenschaft zurückkehrend eintrafen, war die Familie wieder vereint und blieb dies auf eindringliche Bitte des Vaters hin auch – und zwar im Raum Zell-Biberach.
Aus der wirtschaftlichen Not heraus verdingte sich Johannes Weng zunächst ein Jahr bei einem Bauern. Anschließend absolvierte er eine Bäckerlehre. Gesundheitliche Probleme infolge der Flucht – u. a. hatte er Erfrierungen zweiten Grades an den Füßen davongetragen – machten ihm jedoch bald langes Stehen und schweres Heben unmöglich. Auf der Suche nach einer ihm auf Dauer körperlich durchstehbaren Tätigkeit war er als Arbeiter in verschiedenen Firmen beschäftigt, bis er 1972 eine Anstellung bei Prototyp fand und dort die Leitung der Werkskantine übernahm.
Dort lernte Johannes Weng seine heutige Frau Maria kennen. Diese, 1926 geboren, hatte ihren ersten Mann bei einem tragischen Arbeitsunfall verloren, als sie 1951 im achten Monat schwanger war. In die im Jahr 1980 mit Johannes Weng geschlossene Ehe brachte sie somit ihren erwachsenen Sohn Sepp Galli mit, mit dem sich der jetzige Jubilar von Anfang an blendend verstand und für dessen inzwischen zwei längst erwachsenen Töchter er der »Opa Hans« ist.
1986 aufgrund seines Gesundheitszustandes aus dem Berufsleben ausgeschieden, liebte Johannes Weng besonders das Singen im Gesangsverein. Auch das Wandern gehörte in jungen Jahren zu seinen Hobbys. Großen Raum nimmt die Beschäftigung mit der alten Heimat Ostpreußen ein. Viermal bereits hat er sie mit einem Teil der Familie besucht. In einem Buch hat der Jubilar die Lebensgeschichte seiner Familie festgehalten, in der er seine Erinnerungen an eine friedliche Kindheit und an die verstörenden Ereignisse auf der Flucht bis in die zweite Heimat in Zell am Harmersbach ausführlich festgehalten und mit Fotografien unterlegt hat.
Im Kreise seiner Familie kann Johannes Weng nun am kommenden Samstag seinen 85. Geburtstag feiern, wobei ihn die Folgen einer schweren Beinoperation einschränken. Die »Schwarzwälder Post« wünscht dem Jubilar schon heute zu seinem Ehrentag am Ostersamstag Gesundheit und Wohlergehen.