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Zell am Harmersbach | 29.10.2019

Joy&FunChorus begeisterte mit seinem Jubiläumskonzert

Mit Stolz und Dankbarkeit auf ein 26-jähriges Bestehen zurückgeblickt – Nahezu 300 Besucher in der Stadtpfarrkirche

Foto:
Der Joy&FunChorus wurde am Sonntag bei seinem Jubiläumskonzert zeitweise durch ehemalige Mitglieder verstärkt. Foto: Dieter Petri
von Dieter Petri

Nahezu 300 Besucher folgten am Sonntagabend der Einladung zu einem musikalischen Rückblick mit einer Breite des Repertoires, die von englischsprachigen Spirituals über Pop-Songs bis zum deutschsprachigen »kleinen grünen Kaktus« der Zwanziger Jahre reichte. Der Gründer und seitherige Leiter des Chors Wolfram Dreher hatte wieder ein anspruchsvolles wie heiteres Programm zusammengestellt.

Mit »Welcome to the Choir« wurde das Publikum musikalisch begrüßt, bevor der Sprecher des Chores, Felix Goehl, erklären musste, warum man das Silberne Jubiläum erst nach 26 Jahren feierte. Man habe schließlich ein Jahr für die Vorbereitung gebraucht, gab er schmunzelnd zum Besten. Der Feierlaune würde diese Verspätung keinen Abbruch tun: »Wir genießen das Tamtam, das wir um uns selber machen.«

Der erste Teil gehörte naturgemäß der ernsteren Musik. Dass der Chor bei seinem Repertoire nicht stehen bleibt, machte der neue Titel »Ubi caritas et amor deus ibi est« (Wo Fürsorge und Liebe sind, ist Gott) des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo deutlich. Die moderne Gestaltung lehnt sich unverkennbar an die traditionelle Gregorianik an. Auch beim folgenden Stück »Northern Lights« folgte der Chor den Spuren des Norwegers, der die Faszination des Nordlichtes in Musik übersetzt. Jeweils für sich stehende hohe Frauen- und tiefe Männerstimmen spiegeln Schönheit und Tiefe des Universums.

Den geistlichen Teil beschloss das Segenslied »A Clare Benediction« von John Rutter. Der englische Komponist hat in diesem Jahr einen Europäischen Preis für Kirchenmusik bekommen. Der populäre Musiker setzt auf beschwingte Melodik und folgt dabei der englischen Songtradition.

Ehemalige durften mitsingen

Im zweiten Teil wurden ehemalige Chormitglieder aus dem Publikum zum Mitsingen eingeladen. Eine ganze Reihe wagte den Schritt und verstärkten so den Chor u. a. um die Mitglieder, die wegen Grippe ausgefallen waren. Auf dem Programm standen Titel, die schon früher zum Repertoire gehörten. Bei »Amazing Grace« begeisterte Martina Pfundstein als Solistin mit ihrer glockenreinen Stimme, die keine Höhenangst kennt. Valérie Friedmann hat sie mit dem E-Piano behutsam begleitet. Auch das Spiritual Nobody Knows durfte beim Rückblick nicht fehlen.

Dass es dem Chor, wie der Name verrät, auch um unbeschwerten Spaß geht, verriet »Mein kleiner grüner Kaktus«. Er gibt das Lebensgefühl der Berliner in den Zwanziger Jahre wieder. Und mit dem Titel »Michelle« von Paul McCartney wurde den Beatles und ihrem bedeutenden Beitrag zur europäischen Songtradition Reverenz erwiesen. Für die epochale Zuordnung der Songs sorgten jeweils die Moderationstexte von Sabine Künzel.

Gekonnte Geräuschkulisse

In einem dritten Teil, bei dem die heutige Truppe wieder allein agierte, wurden Songs der Pop-Sänger Simon and Garfunkel aufgegriffen, darunter deren bekanntes »Like an Bridge over troubled Water«. Auf deren einschmeichelnden Sound folgte zum Kontrast das nachgeahmte Zischen einer Dampflokomotive. »I’m a Train« setzt auf die Fähigkeit der menschlichen Stimme, Geräusche in allen Variationen zu erzeugen. Der lustige Beitrag wurde vom Publikum mit spontaner Heiterkeit aufgenommen. Demselben Stil frönte auch er letzte Titel im Programm: »Insalata italiana«. Hier macht sich die Musik über die Angaben der Komponisten zu den gewünschten Lautstärken durch Überzeichnung regelrecht lustig.

Der anhaltende Applaus des Publikums mit stehender Ovation zeigte dem Chor die Dankbarkeit für ein gekonntes und gelöstes Konzert.

Der Chor revanchierte sich für die Bewunderung mit Zugaben. Mit »Have a nice Day« wünschte der Chor den Besuchern eine gute Zeit, und mit »Bleib bei uns Herr« Gottes Segen.

Joy&FunChorus – dankbarer Rückblick

Sieben Enthusiasten sind seit 26 Jahren mit dabei

Foto: Dieter Petri
Den Dank an Dirigent Wolfram Dreher (von links) überbrachten die Vorstandsmitglieder Stefan Stehle und Felix Goehl.

Beim Jubiläumskonzert erinnerte Dirigent Wolfram Dreher an die Gründung des Chores vor 26 Jahren und die darauffolgenden Highlights. «Ich wollte außer Kirchenmusik noch anderes ausprobieren, neue Genres und Stilrichtungen, auch Weltliches.» Begonnen hat er damals mit 12 Enthusiasten, von denen sieben bis heute dabei sind und den harten Kern bilden.

Heute zählt der Chor 40 Mitglieder. 2007 waren es sogar 47 Mitglieder. In jenem Jahr führte der Ausflug nach Baume-les-Dames, in die Partnerstadt von Zell. Im kommenden Jahr war der Chor zusammen mit dem Zeller Kirchenchor wieder in Baume-les-Dames und hat mit dem dortigen Chor die Schubert-Messe gesungen. Und weil es so schön war, kamen zwei Wochen später die Franzosen nach Zell um die Messe erneut gemeinsam aufzuführen.

Zusammen mit Kirchenchor und Orchester wurden 2002 die Böhmische Hirtenmesse von Jan Jacub Ryba und 2003 die Missa di Gloria von Puccini gesungen. Es folgte 2005 das Weihnachts­oratorium von Camille Saint-Saëns. 2006 gab es ein Swing-Konzert mit dem Tanzsport-Club. Unvergessen ist auch die Mitwirkung in einer Oper 2009. Die Einladung erfolgte von der »Philharmonie am Forum«, die in der Oberrheinhalle »Rusalka« von Antonín Dvořák inszenierte. 2010 hat der Chor die Misa Criolla von Ariel Ramirez auf Spanisch gesungen. Der anschließenden Einladung nach Brasilien konnte begreiflicher Weise nicht Folge geleistet werden.

»Besonders gerne singen wir an Weihnachten. Das ist zu einer schönen Tradition geworden; internationale Weihnachtslieder vor der Christmette, immer sehr stimmungsvoll, und die Leute lieben es«, hält der Dirigent abschließend fest.

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