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Zell am Harmersbach | 25.07.2025

Franz Joseph Ritter von Buß

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Die Büste von Franz Joseph Ritter von Buß, die der Zeller Bildhauer Walter Haaf für das Bildungszentrum geschaffen hat. Foto: Dieter Petri
von Dieter Petri

Der berühmte Sohn der Stadt Zell ist der Namensgeber des Bildungszentrums, das morgen seinen 50. Geburtstag feiern kann.

In Zell am Harmersbach, wo Franz Joseph Buß am 23. März 1803 geboren wurde, erinnern eine Büste auf dem Stadtbrunnen in der Hauptstraße, eine Straße und ein Schulzentrum an den berühmten Sohn der Stadt.
Sein Vater war ein Schneidermeister, der nicht nur die Stadtkundschaft versorgte, sondern auch die größeren Bauernhäuser aufsuchte, um während einiger Tage Trachten und Sonntagskleidung in Stand zu setzen. Darüber hinaus versah er das Ehrenamt eines Oberbürgermeisters. Der begabte Sohn sollte das Gymnasium in Offenburg besuchen. Den Schnellkurs für eine fortgeschrittene Klasse übernahm ein ehemaliger Mönch des säkularisierten Klosters Gengenbach, der in Biberach neben der Seelsorge dem Zögling Latein beibrachte.

Ungewöhnlichen Leistungen am Gymnasium

Fahrschüler gab es damals noch nicht. Der kleine Franz Joseph musste unter der Woche in Offenburg bleiben. Bei einer Familie bekam er einen Mittagstisch. Am Gymnasium, heute nach Grimmelshausen benannt, fiel Buß durch seine ungewöhnlichen Leistungen auf.

Bei der Abiturfeier durfte er als Primus eine Rede halten, die er in Gedichtform vortrug. Den Liberalen unter seinen Lehrern mag der Seitenhieb auf die Religion, die nur etwas für „zahnlose Weiber“ sei, gefallen haben. Später jedoch, als Buß zum Vorkämpfer der katholischen Kirche wurde, haben seine Gegner die Jugendsünde in Erinnerung gerufen.

Kaum hatte Buß das Studium an der Universität Freiburg aufgenommen, beteiligte er sich an einem akademischen Wettbewerb, der ihm umgehend den philosophischen Doktor einbrachte. Später kamen die Doktortitel für Rechte und Medizin hinzu.

Buß war zunächst noch eher kirchenkritisch. 1831 unterschrieb er eine Petition an den Badischen Landtag, damit dieser den damals schon umstrittenen Zölibat abschaffe. Initiator war der kath. Kirchenrechtsprofessor Amann, dem die Bittschrift den Lehrstuhl kostete. (Später sollte ausgerechnet Buß diesen Lehrstuhl einnehmen.) In Konstanz schloss sich der junge Buß einer Initiativgruppe an, die den „Ketzer“ Jan Hus mit einem Denkmal rehabilitieren wollte. Buß verfasste das Flugblatt.

Einstellung zur Kirche hat sich geändert

Die Einstellung von Buß zur Kirche hat sich später entschieden verändert. Aus dem Kritiker wurde überraschend ein Verfechter der Religion. Bewirkt haben könnte dies der frühe Tod seiner ersten Frau. Amalie Buiston von Freiburg starb 1833 bei der Totgeburt des ersten Kindes. Zwei Jahre später ist Buß eine zweite Ehe eingegangen. Magdalena Geßler von Bruneck war die Tochter eines Großfabrikanten in Horb am Neckar.

Wie erwähnt wurde Buß zum Professor für Kirchenrecht berufen. Pfarrer Hansjakob erzählt, dass er als Theologiestudent die Vorlesung bei ihm besuchte. Zwar habe er bei dieser Veranstaltung wenig über das Kirchenrecht erfahren. Dennoch habe er ihm begeistert zugehört, weil er zu aktuellen Themen Stellung nahm.

Buß war 1837 zum Abgeordneten der Zweiten Badischen Kammer gewählt worden. Als er zum ersten Mal ans Rednerpult trat, machte er auf die sozialen Probleme der beginnenden Industrialisierung aufmerksam. Seine Vorschläge sind als „Fabrikrede“ und als „erste soziale Rede in einem deutschen Parlament“ in die deutsche Sozialgeschichte eingegangen. Buß widersprach den Sozialisten, die die Gewinne unter die Arbeiter verteilen wollten. Er missfiel jedoch auch den Unternehmern, die auf den Abgeordnetenbänken der Liberalen saßen, weil er für die Betriebe eine staatliche Gesundheitskontrolle verlangte.

Buß forderte eine Einschränkung der Kinderarbeit zugunsten einer schulischen Unterweisung. Auf die allgemeinbildende Schule müsse eine gewerbliche Schule folgen. Die erwachsenen Arbeiter müssten Gelegenheit zur Weiterbildung bekommen – am einfachsten am Sonntag nach dem Gottesdienst. Die Kirche müsse verhindern, dass die Arbeiter nach dem langen Schaffen nur noch an Branntwein denken und sie zum Sparen in der Not anhalten. Das Zurückgelegte solle zur öffentlichen Bank gebracht werden, damit diese an qualifizierte Arbeiter Kredite zur Existenzgründung vergeben könne; eine Vision, die bis in unsere Gegenwart ihren Sinn bewiesen hat.

Buß verstand sich als bodenständiger Alemanne

Konservativ dachte Buß in der Frage der politischen Ordnung. Als gewählter Abgeordneter war er zwar für die neue Demokratie, aber er wollte deshalb nicht die Monarchie abschaffen, wie die Radikaldemokraten Hecker und Struwe. Dass Buß als Staatsoberhaupt des künftigen Deutschland den österreichischen Kaiser und nicht den König von Preußen sehen wollte, hatte wohl mehrere Gründe. Als bodenständiger Alemanne, als der er sich verstand, hatte er eine Abneigung gegen das gespreizte Auftreten des Preußen, der nach Buß‘ Worten noch im „Schlafrock Parade“ mache.
Die Vorliebe für Österreich hatte vermutlich seinen Grund in der politischen Tradition seines Heimatstädtchens, das bis 1803 zu Vorderösterreich gehörte. Wie dem auch sei, Buß wollte als „Großdeutscher“ in der Frankfurter Nationalversammlung erreichen, dass der österreichische Kaiser die deutsche Krone, die er 1806 niedergelegt hatte, wieder annehme. Mit diesem Ziel hat Buß am Wiener Hof persönlich vorgesprochen und sicherlich auch für diese restaurative Idee wurde er später, 1863, vom österreichischen Kaiser in den Ritterstand erhoben. Aber bei der Abstimmung in der Frankfurter Paulskirche 1848 unterlagen Buß und seine Gesinnungsfreunde den „Kleindeutschen“.
In der Badischen Revolution, 1848 und 1849, bei der die Radikaldemokraten zu den Waffen griffen, rief Buß auf Flugblättern zur gegenrevolutionären Verteidigung der Obrigkeit auf – ohne erkennbares Echo in der Bevölkerung. Der Aufstand wurde durch die vom badischen Großherzog herbeigerufenen preußischen Truppen niedergeschlagen. Wegen seines politisch nicht genehmen Eifers wollte die Universität Freiburg Buß vom Lehrstuhl entfernen. Aber die großherzogliche Regierung beließ es bei einer Rüge für den politischen Umtrieb.

Buß wurde zum Hoffnungsträger

Für den politisch verschreckten deutschen Katholizismus wurde Buß zum Hoffnungsträger. Der ständigen Bevormundung der Kirche durch den „liberalen“ Staat war Buß wiederholt entgegengetreten und hatte
z. B. für die Zulassung von Ordensschwestern in Krankenhäusern gekämpft. Auf dem ersten Katholikentag 1848 in Mainz, wo der gleichfalls sozial engagierte von Ketteler Bischof war, wurde Buß zum Präsidenten gewählt. Er war dazu mit anderen kath. Abgeordneten nach einer Sitzung in der Paulskirche vom benachbarten Frankfurt angereist.
Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde Buß zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Bismarck soll ihn als markigen Kämpfer geschätzt haben. Trotz dieser Beachtung wurde Buß immer schwermütiger. Er starb in Freiburg am 31. Januar 1878 auf dem Weg zur Universität, wo er in seltsamer Vorahnung seine Vorlesung über das Friedhofsrecht fortsetzen wollte.

Die Zeller und Zellerinnen wollten dem ungewöhnlich begabten und einsatzfreudigen Professor und Politiker, der in den Mauern ihrer Stadt geboren wurde und seine Kindheit verbrachte, ein ehrendes Andenken bewahren und haben seine Büste in den 1920er Jahren auf den Stadtbrunnen gestellt. Dem vor 50 Jahren gegründeten Bildungszentrum mit Grundschule, Haupt- und Realschule legten sie seinen Namen bei.

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