Ein „Ehrenorden“ wurde zurückgegeben

Trotz Umzug in neue Lokalität: Klosterturnhalle platzte aus allen Nähten. Zum 20. Mal: Höchst vergnüglicher Saumusikabend des Musikvereins „Es rennt ä Sau dä garde na“.

Schon mit dem ersten Satz hatte Patrick Friedmann die Lacher auf seiner Seite: „Jetzt haben wir mehr Platz, aber es langt wieder nit“, stellte er fest.

Am vergangenen Samstagabend fand der Saumusikabend zum 20. Mal statt, erstmals in der Klosterturnhalle. Doch schon zu Beginn drängten sich hier über 200 feierfreudige Narren, deren Zahl stetig weiter stieg, bis auch die Stehplätze bis auf den letzten Quadrat­zentimeter besetzt waren. Aber das Rote Kreuz schaffte es, seiner Bewirtungsaufgabe nach­zukommen, fand irgendwie immer einen Weg um durch­zukommen.

Einfacher hatte es Bürgermeister Pfundstein, der ganz vorne saß und somit flugs auf die Bühne sprinten konnte. Um seinen Glückwunsch zur Wiederwahl entgegen zu nehmen. Die ist zwar schon länger her – aber egal. Und bei dem fürs Büro überreichten „Gummibaum“ handelte es sich in Wahrheit um eine Monstera und obendrein um ein wiederverwertetes „Irgendwann-irgendwo-mal-vergessen-Geschenk“, aber auch egal.

Ein wenig seriöser ging es bei den Ehrungen zu. Vom Verband „mein Freund der Baum“ erhielt Jäger Roland Fehrenbach die Sägekette in (falschem) Gold, weil er um seinen Hochsitz herum den Wald hatte lichten wollen, die Sägeketten jedoch zu Hause vergessen hatte.

Martin Schwarz vom FVU wiederum durfte den Preis als beste gegnerische Fußballmannschaft entgegennehmen, weil sie die anderen immer gewinnen lässt. „Wir haben für Euch Punkte gesammelt, damit ihr nicht absteigt.“ Es waren Penny-Treue-Punkte, aber egal.

Ob seiner Leistungen auf der Hombacher Kilwi und seiner langjährigen Verdienste um das Wohl der Biertrinker überreichte Patrick Friedmann im Namen des Bundes der Fassanstecher den Bierdeckel-Orden in Pappedeckel an: Jürgen Isenmann. Der ging unter der Last der ihm um den Hals gelegten Ehrenkette in die Knie. Aber nur kurz. War es ihm doch gelungen, Ortsvorsteher Ludwig Schütze auszustechen.

Damit der nicht gänzlich leer ausging, wurde er flüssig und hochprozentig ausgezeichnet, mit einer Packung „Kleiner Feigling“. Stellvertretend für den Ortschaftsrat, der sich seit zwei Jahren um ein Boulespiel drücke, zu dem die Saumusik ihn herausgefordert habe. Das Ortsoberhaupt flitzte zum Mikrofon wie von der Tarantel gestochen. Und gab den Orden zur großen Erheiterung des Saales zurück, mit dem er­hobenen Zeigefinger wedelnd: „An uns lag´s nicht, wir haben trainiert!“

Plappermäuler: Maria und Josef

Einer aber behielt sein Präsent – diesmal in Form einer großen Flasche Schnaps – sehr gerne: Sebastian aus der Saumusik-Truppe, als Dank fürs Anreisen aus der Tschechei, wo er wohnt und arbeitet. Er und seine Kollegen ließen daraufhin den „Gefangenenchor“ aus der Oper „Nabuco“ erklingen. Inbrünstig. Weil: „Wir wollen endlich mal von den Zellern befreit werden!“ Der Anlass: 50 Jahre Eingemeindung…

Und doch: die kreativen Saumusiker einten, mit ihrer Musik und gemeinsamem Singen mit dem Publikum. Am liebsten Loblieder auf den Hombe.

Überdies erfuhr das Publikum eine ganze Menge. Beispielsweise, als Maria und Josef aus der Krippelli-Usstellung in bester Schnitzelbankmanier unter anderem von einer dem Mattebur abhanden gekommenen Kuh erzählten. Man fand sie im Swimmingpool der Metzgerei. Den Pool hätte man nur aufheizen und ein paar Stunden lang kochen lassen müssen, dann jede Menge Nudeln rein und fertig wäre eine Suppe für den ganzen Hombe gewesen. Das recht groß geratene Jesuskind hätte ebenfalls gerne einiges erzählt, „aber mich fragt ja keiner“, plärrte es dauernd.

Auch die Witze „uss dä unterschte Schublad“ strapazierten die Lachmuskeln, desgleichen das Ehepaar Koslowski aus dem Ruhrpott, mit entsprechendem Zungenschlag. Als Touristen zu Besuch im Hombe hatten sie sich zudem das Nordracher „Schlössken“ anschauen wollen. Jou, aber dat war nich einfach: „Früher muss­test du bekloppt sein, um da reinzukommen, aber jetzt brauchen die Kohle wie bekloppt.“

Welthits in Wahrheit Heimatlieder

Nach einer Einlage des Saumusik-Männerballetts mit einer ast­rein dargebotenen „Mühle“ legte Patrick Friedmann großes Augenmerk auf Welthits. Zumindest auf solche, die auf hiesigen Originalen basieren, allesamt nämlich „Unterharmersbacher Heimatlieder aus meiner Heimat Unterharmersbach.“ Mit Klavierbegleitung sowie höchstem persönlichem Stimmeinsatz trug der Sau­musikchef sie vor.

Unter anderem lernte man: In dem Hit „Chiquitita“ der schwedischen Popgruppe ABBA geht es eigentlich um eine neue „schicke Kita“ für Unterharmersbach. Man lernte auch: Es gibt zigmal den Ort „Zell“ auf der ganzen Welt, auch ganz viele Male „Hambach“, „aber Hambach ist halt nicht de Hombe“. Prompt sang der Saal „De Hombe gibt´s nur einmal, auf dieser schönen Welt.“ Stakkato-Applaus. Nicht weniger Begeisterung, als die Intelligenz des Publikums beim Vervollständigen von Liedstrophen gefragt war. Wurde zum Beispiel eine „Claudia“ besungen, die bestimmte Dinge haben wollte, so hieß es, ich kauf die nicht, „ich klau die ja.“ Etcetera.

Zum krönenden Abschluss gab es eine mit viel Bild- und Wortwitz dargestellte Wirr-Fahrt durch das Tal. Aufgrund eines Streiks der Bahnführer musste Patrick Friedmann das Steuer übernehmen. Erfahrung hatte er schließlich, von seinen Modelleisenbahnzeiten her. Bei jedem Gasgeben und Bremsen drückte es die Gäste nach hinten respektive nach vorne, zu guter Letzt fielen die Bremsen aus. Waren zuvor Orte, Bäume, Bahnschranken, Kühe und gar ein Lunzenhofpferd recht gemächlich an den Fenstern vorbeigezogen – dank menschlicher Füße und Hände -, so rannten (im wahrsten Sinne des Wortes) die Tannen nun ob der irrwitzigen Geschwindigkeit am Fenster vorbei. Wer wissen will, wie´s ausgegangen ist – nun, der hätte dabei sein müssen …

Die Mitwirkenden:

Michaela Zimmermann-Welle, Sebastian Wagner, Hubert Schwarz, Monika Lehmann, Andreas Lehmann, Alexandra Lehmann, Alexander Lehmann, Manfred Kuderer, Hertha und Erich Koslowski, Fabian Kornmeier, Klaus Gutmann, Valérie Friedmann, Patrick Friedmann, Andreas Friedmann, Roland Fehrenbach, Manuel Fehrenbach, DJ Bart (Frank Müller).