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Offenburg | 2.12.2022

Ein echtes Zuckerl für besonders talentierte Gartenbau-Azubis

Landschaftsgärtner-Talentschmiede 2022 findet in Baden-Württemberg in historischem Ambiente statt

Foto:
Nadine Kohler von Gartenbau Lang war eine von 20 Auszubildenden zum Landschaftsgärter, die in diesem Jahr von einem besonderen Förderprogramm profitieren. Wer buddelt schon mal in archäologisch wertvollen Boden? Foto: Markus Dietze
von Schwarzwälder Post

Besonders talentierte Auszubildende zum Landschaftsgärtner im dritten Lehrjahr werden vom Verband zu einem speziellen Seminar eingeladen. In diesem Jahr dabei: die Auszubildende Nadine Kohler von Gartenbau Lang.

Eine besondere Atmosphäre an historisch bedeutenden Stätten durften 20 besonders talentierte baden-württembergische Landschaftsgärtner-Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr in diesem Jahr bei der Talentschmiede im Kloster Heiligkreuztal und auf der Heuneburg – Stadt Pyrene erleben. Bewerben dürfen sich Kandidaten mit bes ten Ergebnissen in der Zwischenprüfung, ein weiteres Auswahlkriterium sind die Ergebnisse der überbetrieblichen Ausbildungskurse. Ziel dieses vom Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. geförderten und vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. organisierten Workshops ist die Förderung von besonders engagierten Azubis.

Die Kommunikation der Menschen

Der von Sascha Klein moderierte Auftakt der Talentschmiede zum Thema Soft Skills stand im Zeichen bewusster Kommunikation. Es ging spielerisch und interaktiv darum, sich und sein Verhalten zu reflektieren sowie die Beziehungsebene der Kommunikation noch besser zu verstehen und Widerstände neu wahrzunehmen, unter anderem wurden Feedback-Regeln und das Erkennen von Schubladendenken geübt. Ganz nebenbei haben sich die vier jungen Frauen und sechzehn jungen Männer neu kennengelernt und gingen gestärkt gemeinsam als Gruppe in die nächsten Tage.

Die Kommunikation der Pflanzen

Wie man dem wachsenden Verlust von Biodiversität und Artenvielfalt entgegentreten kann, war das Thema der nächsten beiden Tage. Gemeinsam mit Johannes Martin Jeutter, Gärtnerhof Jeutter in Göppingen, erarbeiteten die Azubis Maßnahmen, wie man als Garten- und Landschaftsbauer Insekten, Wirbeltieren und Amphibien einen geeigneten Lebensraum bieten kann. Die Bedeutung von Gärten im Biotopverbund wächst – Land schafts gärtner*innen können ihre praktischen Kompetenzen in diesen Bereichen rund um das Grün gut einsetzen und auch noch weiterentwickeln. Zudem ging es um die Kommunikation von Pflanzen, zum Beispiel werden Nützlinge über Duftstoffe angelockt oder beim WWW=Wood Wide Web im Wald werden Stoffe über Mykorrhiza-Pilze ausgetauscht.

Biodiversität auf der Heuneburg

Selbstverständlich wurde an beiden Tagen das Erlernte gleich praktisch umgesetzt. Zunächst stand die Pflege einer Streuobstwiese der Staatsdomäne Talhof bei der Heuneburg auf dem Programm. Ziel ist, dieses Biotop durch einen Erhaltungsschnitt der Streuobstbäume dauerhaft zu erhalten. Zudem wurden weitere Apfelbäume sowie Wild rosen und Elsbeeren gepflanzt. Großes Interesse an den Aktivitäten der Azubis zeigte Staatsekretärin Dr. Gisela Splett, die sich gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Michael Hörrmann darüber freute, dass die Aktivitäten der Azubis dazu beitragen, die »Naturerlebniswelt Heuneburg« auszubauen. Ziel ist es, die Besucher für die ökologischen Herausforderungen dieser Zeit und die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren.

Achtung: Archäologie

Die Aufgaben an diesem historischen Ort waren besonders komplex, denn auch Vorgaben der Archäologen waren zu befolgen: Um die Zerstörung möglicher historischer Funde zu verhindern, durfte nicht tiefer als 30 Zentimeter gegraben werden. So hoben die Azubis die Pflanzlöcher mit besonders großer Aufmerksamkeit aus. Die Hoffnung auf das »Heben eines Keltenschatzes« erfüllte sich aber leider nicht. Bei einer Führung über das Heuneburg-Plateau bekamen die Azubis einen Einblick in das historische Leben in dieser ältesten Stadt nördlich der Alpen, die sich im 6. Jahrhundert v. Chr. zu einem bedeutenden keltischen Handels zentrum an der Donau mit bis zum 5.000 Einwohnern entwickelt hatte.

Gebaut aus Stein und Sand

Am nächsten Tag wurden Nisthilfen für Wildbienen und Eidechsenhabitate gebaut. Die speziellen Anforderungen auf der Heuneburg: Die Steine, auf denen sich Eidechsen sonnen können, durften keinesfalls den Eindruck erwecken, es handele sich um die Grundmauer eines Gebäudes. Zugleich sollte die Schichtung den landschaftsgärtnerischen Anforderungen hinsichtlich gestalterischer und statischer Aspekte entsprechen. Außerdem wurden Sandlegen aufgeschüttet für die Eiablage von Eidechsen und im Boden nistenden Wildbienen. Zu beachten dabei: Der Sand für Wildbienen sollte ein wenig »zusammenkleben«, zum Beispiel, indem man einen Teil Boden dazu mischt. Zudem wurde Totholz integriert, ideal als Versteck und Sonnenplatz für Eidechsen, wenn die Steine noch zu kalt sind. Mit Hilfe der theoretischen und praktischen Grundlagen können die Azubis das Thema Förderung von Biodiversität zukünftig verstärkt in die Gärten der Kundinnen und Kunden tragen. Weiterer Nutzen der Aktivitäten: Alle Maßnahmen bleiben erhalten und tragen zur Information der Heuneburg-Besucher*innen bei.

Hoch hinaus oder bodenständig?

Am letzten Tag gab es Einblicke in die Baumpflege und das Baumklettern. Gut vorbereitet durch Sicherheitseinweisungen und gut gesichert durch Klettergurte wurde es dank wachsender Koordination und Technik immer leichter, hoch in die Bäume zu klettern. Einige Azubis wären am liebsten oben geblieben – sie sind möglicherweise Kandidaten für einen Baumkletterkurs oder eine Weiterbildung in der Baumpflege. Für andere Azubis schlägt das Herz weiterhin für die klassischen Galabau-Arbeitsgebiete am Boden. Die Erfahrungen reichten von »superspannend, macht viel Spaß« bis zu »eine Herausforderung raus aus der Komfortzone«.

Motiviert zurück in den Betrieb

Um viele neue Informationen, Erfahrungen und Erlebnisse reicher und sicher auch reifer gehen die Azubis hochmotiviert zurück in ihre Betriebe. Den Nutzen für ihre Ausbildung schätzen sie als gut bis sehr gut ein. Als sehr wertvoll wurde auch der Austausch untereinander erlebt. So gab es nicht nur einen Wachstumsschub für jedes einzelne Azubi-Talent sondern auch für die gesamte sehr engagierte Gruppe. »War top, geile Leute und ein Hammer-Kurs«, lautete ein Kommentar.

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Schlagworte:
Gartenbau Lang - Offenburg

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