»Die LandwirtInnen wollen fair bezahlt werden und nicht nur von Subventionen leben«, sagt Grünen-Abgeordneter und Landtagskandidat Thomas Marwein. Die Landwirtschaftsexpertin Martina Braun und der Landtagskandidat Thomas Marwein hatten mit Ortenauer Landwirten über die Probleme der Branche diskutiert. Deutlich wurde: Die niedrigen Preise sind das Problem.
Wenn er mit Ortenauer ErzeugerInnen spreche, höre er das oft, sagte Marwein. So bestimmte das Problem auch den digitalen Diskussionsabend, zu dem Marwein mit den Ortenauer Grünen am Mittwoch eingeladen hatte. Neben LandwirtInnen und WinzerInnen der Region nahm auch MdL Martina Braun teil. Sie ist Bio-Bäuerin und Landwirtschafts Expertin der Grünen-Landtagsfraktion. Als Betreiberin eines Hofs in ihrem Wahlkreis Villingen-Schwenningen kennt Braun die schwierigen Produktionsbedingungen. Für die kommende Legislatur fordert sie einen runden Tisch mit ErzeugerInnen, HändlerInnen und Politik.
»Es geht nicht, dass hiesige Supermärkte zur Erntezeit argentinische Äpfel zum Schleuderpreis anbieten. Händler müssen regionale Produkte verkaufen, zu dem Preis, den die LandwirtInnen brauchen«, sagte Marwein. Das Problem: Die heimischen ErzeugerInnen müssen sich den Bedingungen eines harten Preiskampfs im Handel unterordnen. Seit Jahren bewegen sich die Preise kaum. Expertin Braun nannte das Beispiel Milch: »Als ich vor 40 Jahren mit dem Hofbetrieb angefangen habe, kostete ein Liter Milch 84 Pfennig. Heute bekommt man für einen Liter Bio Milch umgerechnet gerade mal 96 Pfennig, was 50 Cent entspricht«. »Nachhaltig wären 65 Cent pro Liter«, sagte Johannes Ell-Schnurr, Berater für ökologische Land- und Ernährungswirtschaft. In der nächsten Legislatur solle ein Strategiedialog Lebensmittelwirtschaft Lösungen bringen, so Braun. Ein solches Format fordere auch Ministerpräsident und Spitzenkandidat Winfried Kretschmann. Ziel sei dabei ein Gesellschaftsvertrag zwischen Landwirtschaft, Handel und VerbraucherInnen.
Auch anderweitig werden Produktionsbedingungen erschwert: Eine Ortenauer Landwirtin klagte über Großinvestoren, die landwirtschaftliche Flächen aufkaufen. Dieser problematischen Entwicklung müsse man entgegenwirken: »Wir brauchen ein Vorkaufsrecht für Landwirte, das greift«, sagte Braun. Daneben sorgen sich LandwirtInnen wegen der Wolfsvorkommen im Schwarzwald. Momentan gebe es zwei, merkte ein Teilnehmer an. »Unsere Förderprogramme, etwa für Elektrozäune oder Herdenschutzhunde, sind sehr effektiv«, sagt Braun. Darüberhinaus brauche man eine Dauerbeobachtung der Tiere. So könne man frühzeitig erkennen und reagieren, wenn sich Rudel bilden sollten oder sogenannte Problemwölfe erkennen lassen.