Die Hospizgruppe vom Caritasverband Kinzigtal hat am Giersberg im Dreisamtal eine Auszeit fürs Ehrenamt gefunden.
Inzwischen ist es genau neun Jahre her, dass die Kirchzartener Kirchengemeinden mit dem „Lebensweg“ einen besonderen Stationenweg hinauf zum Giersberg schufen. Beginnend an der Bickenreute helfen sieben Stelen aus Corten-Stahl, inzwischen mit einer Schutzschicht aus Rost versehen, mit unterschiedlichen Themen zum Nachdenken über die vielen Spuren, die das eigene Leben in unterschiedliche Richtungen zeichnet. Durchgehendes Motiv auf allen Stelen ist das mittelalterliche Labyrinth aus der französischen Kathedrale in Chartres. „Es symbolisiert den Weg des Lebens“, so Stefan Gönnheimer, der vor neun Jahren mit der St.-Gallus-Pfarrei Kirchzarten Initiator des Lebensweges am Giersberg war, „das Labyrinth ist kein Irrgarten. Es führt auf einem einzigen verschlungenen Weg zum Ziel – wie beim Leben jedes einzelnen Menschen auch.“
Auf den „Lebensweg“ am Giersberg machten sich jetzt vierzehn Frauen, die sich im Kinzigtal ehrenamtlich in der Begleitung von Menschen am Lebensende engagieren. Vom Caritasverband Kinzigtal werden sie in zwei Hospizgruppen von Dorothea Brust-Etzel und Irmtraud Mussler betreut. „Wir kommen bei unseren oft schweren Begleitungen Sterbender, aber auch deren Angehörigen, mit vielen Stationen der Lebenswege der Betroffenen in Kontakt“, schildert Brust-Etzel. „Das führt dann immer wieder auch zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben. Auf dem Lebensweg in Kirchzarten wollten wir Kraft und Mut für unseren Einsatz tanken.“ Dankbar waren die Kinzigtäler Gäste des Dreisamtals, dass sie der „Lebensweg“-Initiator Stefan Gönnheimer beim Aufstieg von der Bickenreute hinauf zur Giersberg-Kapelle begleitete. Er konnte ihnen einiges zur Entstehung erzählen, denn der „Lebensweg“ gehört auch zum Leben und zur Geschichte der Gemeinde Kirchzarten. Und er erklärte, dass die auf den Stelen-Seiten zu findenden zwei Worte – ein Verb und ein Substantiv – von beiden Seiten, gleich aus welcher Richtung man auf sie zuliefe, zu lesen und zu deuten seien. So hieße es beim Start „Anfänge“ und „wagen“. Die Hospizbegleiterinnen erkannten sich mit ihren Einsätzen bei Sterbenden gleich wieder, denn jeder Beginn einer Hospiz-Begleitung sei ein Wagnis. Und auch bei den weiteren Stationen „Halt finden“, „Mit Wunden leben“ oder „Ausschau halten“ kamen ihnen immer wieder Situationen des Alltags in den Sinn. Sie fanden aber auch in der unmittelbaren Umgebung wie dem weiten Blick in den Schwarzwald oder dem Baumstamm mit Verletzungen in der Baumrinde Anregungen für neue Gedanken.
„Standpunkte einnehmen“, „Seinen Weg wählen“ oder „Religion wählen“ kurz vor der Kapelle waren weitere „Lebensweg-Stationen“, die sie sowohl mit Gedanken zu ihrem Ehrenamt als auch zum persönlichen Alltag bedenken wollten. Der abschließende Besuch in der Giersberg-Kapelle, die Betrachtung des marianischen Gnadenbildes oder der „AnnaSelbsttritt“-Figur boten ihnen die hilfreiche Ruhe, den eben begangenen „Lebensweg“ nachzuvollziehen. Spontan stimmten sie den Kanon „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ an. Einen kommunikativen Abschluss ihres kleinen „Betriebsausfluges“, den ihnen der Caritasverband Kinzigtal als Dankeschön für viele wichtige ehrenamtliche Hospizeinsätze schenkte, fanden sie bei einem gemeinsamen Essen im Hofgut Himmelreich, das mit seiner integrativen Arbeit bundesweit bekannt ist.