Nach langer coronabedingter Schließung öffnet ab dem 3. Juni nun endlich wieder das Narrenmuseum Niggelturm seine Pforten.
Zum Restart haben sich die Macher etwas Besonderes einfallen lassen: Neben der Fastnachts-Dauerausstellung auf sechs Stockwerken, zeigt man in der Türmer-Stube ein Querschnitt des Schaffens des berühmten Karlsruher Malers Leo Faller.
Faller wurde am 19. April 1902 in Freiburg im Breisgau geboren, und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Singen am Hohentwiel. Nach einer Schreinerlehre zog es Faller 1921 zur Badischen Landeskunstschule nach Karlsruhe, wo er u.a. Malerei und Illustration bei August Babberger und Ernst Würtenberger studierte. Faller blieb nach Abschluss seines Studiums 1926 in Karlsruhe, wohnte und arbeitete im alten Karlsruher Stadtteil Daxlanden, einem ehemaligen Fischerdorf, welches bereits Anziehungspunkt weiterer Künstler war. Die dortigen Rheinauen als Motiv der Freiluftmalerei, aber insbesondere das Gasthaus Krone mit seinem kunstsinnigen Wirt, welches bald als »Künstlerkneipe« Ruf erlangte, zogen die jungen Maler an.
Verbindung nach Gengenbach
Fallers künstlerischer Schwerpunkt lag sicher in der Grafik. Gebrauchsgrafische Werke etwa für die Reichsbahn oder spätere Bundesbahn, welche teilweise sogar in französischer und englischer Sprache erschienen, sorgten für einen gewissen Wohlstand. Insbesondere seine großformatige »Romantische Welt am Oberrhein« sowie »Mit der Bundesbahn ins Märchenland« gehören sicherlich zu den schönsten seiner Bildkarten. Der in Gengenbach lebende und in ganz Baden bekannte Schriftsteller und Heimatfreund Otto-Ernst Sutter schrieb Texte für Bildbände und Reisebeschreibungen, die von Leo Faller illustriert wurden. Außerdem war auf Fallers Karten der Niggelturm als Piktogramm stell vertretend für Gengenbach zu sehen.
Der Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens dürften aber seine Fresken von 1940 in den Wartesälen des Berliner Anhalter-Bahnhofes, seinerzeit der größte Bahnhof in Europa, gewesen sein. Insbesondere die Darstellung der »Badische Fastnacht« lässt auf seine alemannische Herkunft schließen. Leider wurden diese wie auch die Märchendarstellungen, welche bereits 1936 in der Kinderstation der Chirurgischen Klinik in Heidelberg entstanden, 1945 bei Luft angriffen zerstört.
Fastnacht und Märchen
Die Fastnacht sowie Märchen gehören regelmäßig zu seinen Werken. So malte er 1965 mehrfach die tradi tionellen »Fastnachtsschlampen« seiner Daxlander Wahlheimat, aber auch Gestalten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht tauchen immer wieder in seinen Wimmelbildern gleichen Bildkarten auf. Mit seiner zweiten Frau Lies Faller veröffentlichte er mehrere Kinder- und Bilderbücher in der Kunstdruckerei »Künstlerbund Karlsruhe«, welche teilweise nach 1945 für die amerikanischen Besatzer ins Englische übersetzt wurden.
Leo Faller verstarb am 15. Dezember 1969 in Karlsruhe. Eine nach ihm 1972 benannte Straße erinnert an den Künstler. Die »Leo-Faller-Stube« in der Künstlerkneipe » Zur Krone« in Karlsruhe lädt zu einem auch kulinarischen Streifzug durch die bis etwa 1970 existente Daxlander Künstlerkolonie ein. Zahlreiche Werke Fallers und seiner Kolleginnen und Kollegen bilden die denkmalgeschützte Inneneinrichtung des traditionsreichen Gasthauses.
Das Narrenmuseum im Niggelturm der Narrenzunft Gengenbach zeigt nun in einer Sonderausstellung ausgewählte Werke Leo Fallers, insbesondere auch bisher noch nie gezeigte Entwürfe zu den 1945 zerstörten Fresken im Anhalter-Bahnhof Berlin sowie der Kinderchirurgie in Heidelberg.
Der Narrennigelturm ist ab dem 3. Juni 2021 wieder geöffnet: Mittwoch und Samstag von 14 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.