»Wir wollen unser Städtle voranbringen. Der Tourismus ist ein Baustein dazu«, sagte Bürgermeister Günter Pfundstein bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt »Schwarzwald Dorfurlaub«. Rund 50 Personen hatten sich am Mittwochabend im Ratssaal eingefunden, um mehr zu erfahren, wie man erfolgreich um gestresste Städter werben kann, die idyllische Ferien verbringen wollen.
Zahlreiche Gastgeber und Leistungsträger holten sich Informationen zum Projekt aus erster Hand. Heide Glasstetter von der Schwarzwald Tourismus GmbH war da. Auch Dr. Peter Zimmer und Dirk Monath, die begleitenden Umsetzungsberater von Futour, waren nach Zell gekommen. Sie hatten den Tag genutzt, um mit Vermietern in Unterharmersbach ins Gespräch zu kommen. Die Experten zeigten sich beeindruckt von der Freundlichkeit und Offenheit der besuchten Gastgeber.
Ferienidylle
»Schwarzwald Dorfurlaub« ist ein Projekt der touristischen Dachorganisation Schwarzwald Tourismus GmbH (STG). Ziel ist es, Dörfer und Ortsteile in ländlichen Regionen als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsraum für Einwohner zu erhalten und gleichzeitig Gästen die gesuchte Ferienidylle in einer authentischen Umgebung zu bieten.
Kleinvermieter (Ferienwohnungen, Ferienhäusern Pensionen, Privatzimmer-Vermieter, Gästehäuser, Bauernhöfe und Gasthöfe mit weniger als 20 Zimmern), gastronomische Betriebe mit regionalem Ambiente und regionalem Speiseangebot sollen sich vernetzen und mit Anbietern von regionalen Kultur- und Naturerlebnissen gemeinsam ein attraktives Angebot für den Dorfurlaub herausarbeiten, das stets die In-Wertsetzung von dörflichen Strukturen im Blick behält. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Justiz und Europa des Landes Baden-Württemberg. Die Stadt gibt 2.000 Euro in den Projekttopf. »Das Projekt ist ein Impuls, in die Zukunft zu blicken«, zeigte sich der Bürgermeister sicher.
Mehr als 40 Gemeinden hatten sich für das Projekt beworben, 21 wurden ausgewählt, darunter Unterharmersbach.
Individuell und authentisch
Der Zeitpunkt für eine Fokussierung auf den Dorfurlaub scheint goldrichtig zu sein. Die Zeiten fürs Land sind blendend. Entspannung, Entschleunigung, Regionalität und Authentizität genießen bei den Gästen – Zielgruppe qualitätssensible Kunden – einen hohen Stellenwert.
Um das Siegel »Schwarzwald Dorfurlaub« tragen zu dürfen, müssen die Unterkünfte einen hohen Grad an individueller Ausstattung mit klarem Bezug zur Region besitzen. Echt und authentisch muss es sein. Konkrete Vorgaben gibt es im Projekt nicht. Der Gesamteindruck und das Gefühl muss im individuellen Fall zum Schwarzwald, zum Dorf und zum Gastgeber passen. Statt spezielle Angebote für die Gäste neu zu kreieren, sollen die Urlauber eingeladen sein auf dem Dorf mitzuleben.
Die Umsetzungberater stellten vor, wie die Vernetzung der einzelnen Bereiche funktionieren kann. Der Schlüssel: ein möglichst enger Wirtschaftskreislauf, in dem Unterkunft, der Ort an sich, Brauchtum, Gastronomie, Tradition, regionale Produkte, Kultur und Natur ineinandergreifen. Dirk Monath machte es an einem einfachen Beispiel fest. Wenn das Brot auf dem Frühstückstisch vom Bäcker um die Ecke kommt, der Schinken vom Landwirt nebenan, die Eier von Hühnern aus dem Dorf, die Marmelade hausgemacht ist und alles noch auf Hahn-und-Henne-Geschirr serviert wird, wird aus einem Frühstück ein einmaliges und individuelles Angebot. Wichtig sei es, diese Einzigartigkeit zu kommunizieren.
Buchbarkeit verbessern
Die Zukunft ist – das wurde im Laufe des Abends ebenfalls an mehreren Stellen klar – auch auf dem Dorf digital. Dass 80 Prozent der Unterkünfte in Unterharmersbach noch nicht online buchbar sind, muss sich dringend verändern. Die Urlaubsrecherche beginnt heute in der Regel im Netz. Wer da nicht ist, kann sein Angebot nicht präsentieren. »Wir nehmen Sie an die Hand und machen Sie fit«, versprach Dirk Monath. Eingebunden und buchbar gemacht werden können die Angebote von »Schwarzwald Dorfurlaub« etwa im Lohospo-Buchungsservice, über das sie bei zahlreichen namhaften Unterkunftsportalen eingespielt werden. Auch Kontakt zu speziellen Anbietern für Landreisen bestehen. Dazu kommen Crossmedia-Aktivitäten in vielfältiger Form.
Angebot für Kleinvermieter
Jeder einzelne Unterharmersbacher Kleinvermieter kann durch das Projekt von kostenlosen Beratungsleistungen profitieren. Eine Gestaltungsberatung durch einen Architekten ist innerhalb des Projektzeitraums für einen relativ geringen Preis ebenfalls möglich.
An Beratungsleistungen interessierte Kleinvermieter melden sich einfach bis 15. März bei Gabi Schneider. Sie ist der lokale Anker, die »Kümmererin«, bei der die Fäden zusammenlaufen.
Als nächste Schritte sind die Schaffung einer Plattform für die Zusammenarbeit geplant, die Leistungsträger sollen sich gegenseitig besser kennenlernen, Angebotsbausteine zusammengetragen werden.
Zeit zu verschwenden gibt es keine. Bis zur Tourismus-Messe CMT im nächsten Jahr soll alles fertig sein …