»Das wird ja langsam mal Zeit«, sprach ein Grundschulkind das aus, was alle dachten. Seit mehr als zwei Jahren ist Karin Alst schon Rektorin der Unterharmersbacher Grundschule – erst kommissarisch, dann mit festem Mandat. Die offizielle Amtseinführung gab es jedoch erst jetzt.




Zahlreiche Gratulanten, alte und aktuelle Wegbegleiter, Persönlichkeiten, die der Schule auf unterschiedlichste Weisen verbunden sind, hatten sich am gestrigen Donnerstag in der Pausenhalle eingefunden. Dass Karin Alst von Offenheit, Wertschätzung, Vertrauen und Transparenz in der Schulgemeinschaft nicht nur redet, sondern sie auch lebt, zeigte sich nicht zuletzt daran, dass sie inmitten des Publikums saß. Die ersten Reihen waren für die Kinder reserviert, hinter und neben ihr saßen die, die ihr auch sonst zur Seite stehen und den Rücken stärken.
Stationen ihres Lehrerinnenlebens
Der berufliche Lebensweg von Karin Alst hat viele interessante Stationen. Geboren wurde sie 1958 in Zell als Karin Kornmeier. Sie besuchte zunächst die Grund- und Hauptschule Zell. 1977 folgte das Wirtschaftsabitur, an das sich das Studium der Fächer Sport und Mathematik an der PH Karlsruhe anschloss. Im Juni 1981 dann die erste Dienstprüfung, das Referendariat an der Grund- und Hauptschule Schopfloch mit der zweiten Dienstprüfung 1983. »Anders als heute war die Aussicht auf Anstellung zu der damaligen Zeit sehr eingeschränkt«, erläuterte Sandhaas. Es folgten Erziehungszeiten für Sohn Andreas, Berufstätigkeiten in verschiedenen Feldern, Phasen der Selbstständigkeit und immer wieder die Beschäftigung am Sprachenkolleg in Kippenheim. Dort unterrichtete sie Aussiedler in der deutschen Sprache. Der Weg im regulären Schulwesen Baden-Württenbergs begann für Karin Alst im März 1992, als sie ihren ersten Arbeitsvertrag unterschrieb und zunächst wenige Monate als Krankheitsvertretung an der Grundschule Halbmeil unterrichtete. Danach ging es an die Hebelschule in Kehl, wo sie für eine Förderklasse von Aussiedlerkindern verantwortlich war. Im August 1993 dann das Beamtenverhältnis auf Probe, der Dienstantritt an der Grund- und Hauptschule Lautenbach. Die Verantwortlichen vermerkten schon damals in einer dienstlichen Beurteilung, Karin Alst verfüge über großes pädagogisches Geschick bei der Klassenführung. Von Lautenbach ging es 1997 nach Biberach, wo sie für die auswärtige Unterrichtserteilung an der Brüder-Grimm-Schule für Sprachbehinderte an der Außenstelle Hausach und an der Heinrich-Hansjakob-Förderschule in Haslach eingesetzt wurde. Auch wenn Karin Alst damals schon ganz nah an Unterharmersbach war, gab es doch noch zwei weitere, kleine Schlenker. 2007/2008 nutzte sie die Möglichkeit zum grenznahen Lehrkräfteaustausch in Straßburg-Schiltigheim. Danach ging es für sie in die Außenstellen der Geschwister-Scholl-Grundschule Strohbach und Reichenbach. Im August 2012 ist sie an der Grundschule Unterharmersbach angekommen. Im September 2016 übernahm sie die kommissarische Schulleitung und wurde am 26. Juni 2017 zur Leiterin der Grundschule Unterharmersbach bestellt.
Die beste Frau für dieses Amt
»Sie starteten als Leiterin in einem Jahr grundlegender Weichenstellungen in der Bildungspolitik«, sagte Sandhaas. Heute seien bei Schulleiterinnen und Schulleiter regelrechte Managementfähigkeiten gefragt, die Gesellschaft richte große Erwartungen an die Schulen. Unterricht organisieren zu können, reiche bei weitem nicht mehr aus. »Dass Sie diese Managementfähigkeiten besitzen, haben Sie spätestens als kommissarische Schulleiterin eindrücklich unter Beweis gestellt«, wandte er sich an Karin Alst. »Wir lernten Sie als eine fachlich sehr kompetente, zuverlässige und engagierte Pädagogin und Kollegin kennen, die eine große Offenheit für aktuelle Themen zeigt.«
Für den Schulträger, die Stadt Zell, sprach Hans-Peter Wagner: »Ich bin mir sicher, dass Sie die Erwartungen erfüllen werden. Sie sind die beste Frau für dieses Amt.« Zuvor führte er aus, dass die Schulleiterin unter anderem auch die »Außenministerin« der Bildungseinrichtung sei. Schule müsse sich weiterentwickeln, Bewährtes erhalten und doch Neues fördern. Die Balance zwischen Offenheit und Verbindlichkeit gelte es zu wahren und nicht zuletzt solle das Schulklima so sein, dass sich alle in der Schule wohlfühlen. Er sicherte zu, dass die Stadt die Schule bei erforderlichen Investitionen unterstützt. »Wir haben immer ein offenes Ohr«, so Wagner. In seiner Funktion als ehemaliger Schulleiter ergänzte er: »Mit der Grundschule Unterharmersbach wird Ihnen ein Kleinod anvertraut – eine Schule, in der Kinder zu Hause sind.«
Manuela Zeferer (Elternbeirat) und Susi Dangl (Förderverein) gratulierten ebenfalls. Es sei richtig und wichtig die Amtseinführung gebührend zu feiern. Für den Erfolg gäbe es kein Erfolgsrezept, aber sicherlich werde sie Unterstützung benötigen, auf die sie immer zählen könne. »An unserer kleinen Schule helfen alle mit«, brachten die beiden eine wichtige Zutat für den Erfolg auf den Punkt.
Michael Mai, Vertreter des Personalrats und seines Zeichens Schulleiter in Steinach, hatte einen flotten Rap vorbereitet und sprach über das L-I-K-E-Konzept. Er wünschte im Namen der Ortenauer Lehrerschaft alles Gute und bei allen Entscheidungen eine glückliche Hand.
Natürlich waren auch die Rektoren-Kollegen der anderen Talschulen gekommen. Als dienstältester Schulleiter übernahm Horst Koller die Rede am Mikrofon. Sein erster Gedanke sei gewesen »Warum tust Du Dir das an?« Aber die Antwort hätte nicht lange auf sich warten lassen: die Liebe zu den Kindern und zum Lehrerberuf. Als Geschenk hatten sie ein Notfallpaket mit dabei, mit dem sich Karin Alst nun in allen Lebenssituationen bestens gerüstet sehen kann.
Dank an alle Unterstützer
Als Karin Alst das Wort ergriff, dauerte es nicht lange, bis ein paar Tränen der Rührung flossen. »Ich wollte eigentlich gar kein Fest«, gab sie zu. »Nun bin ich doch überwältigt.« Sie fand es einfach spitze, was sich die Gratulanten alles hatten einfallen lassen. Sie sagte: »In den vergangenen fast zwei Jahren bin ich angekommen. Die Schulleitung ist mir ans Herz gewachsen«, und bekannte, dass es nicht immer ganz einfach war, den Weg ins Rektorenleben zu finden. Sie dankte der Stadt, den Kindergärten, dem Elternbeirat, dem Hausmeister, dem Förderverein und allen Unterstützern, die mal mehr mal weniger offensichtlich dafür sorgen, dass das Schulleben funktioniert. Eine große Stütze sei Schulsekretärin Petra Wussler. Die Frage nach dem »warum Schulleitung« beantwortete sie ebenfalls: »Als ich kam, habe ich mich pudelwohl gefühlt. Hier wollte ich alt werden. Als Marie-Luise Stauber in den Ruhestand ging, musste ich aktiv werden. Meine Oase sollte gerettet werden.« Sie habe eine gut organisierte Schule übernommen, »nun arbeite ich daran, das aufrecht zu erhalten.« Zum Abschluss gab es noch eine Überraschung vom Lehrerkollegium und »ihrer« 4b. Die gesamte Amtseinführung wurde vom Schulchor unter der Leitung von Alissa Schwörer musikalisch begleitet. Die Kinder hatten zauberhafte Lieder mit speziell für den Anlass gedichteten Texten vorgetragen.