»Das Jahr 2019 kann im Rückblick als Katastrophenjahr für die Forstwirtschaft bezeichnet werden«, resümierte Forstrevierleiter Klaus Pfundstein am vergangenen Mittwochabend vor Mitgliedern der Forstbetriebsgemeinschaft Zell (FBG). Nach Käfer- und Dürreschäden suchen nun Stürme die Wälder heim. Deren Besitzer hoffen, dass 2020 auch finanziell möglichst schnell ein »Normaljahr« wird.
Vorsitzender Franz Müller begrüßte auf der Mitgliederversammlung der FBG Zell unter anderem Unterharmersbachs Ortsvorsteher Ludwig Schütze. Auch Lorenz Breig, Ortsvorsteher von Oberentersbach und zugleich zweiter Vorsitzender der FBG, befand sich unter den rund 30 Anwesenden im Gasthaus Rebstock in Unterentersbach-Stöcken.
Nachdem die Geschäftsführung im letzten Jahr aufgrund einer laufenden und inzwischen abgewiesenen Kartellrechtsklage vom Vorstand ausgeübt wurde, hat dieses Amt ab sofort der einstimmig dazu berufene Forstrevierleiter Klaus Pfundstein inne.
Rundheraus als Katastrophe für die Forstwirtschaft bezeichnete dieser das vergangene Jahr in seinem Geschäftsbericht.
Waren als Folge der Trockenheit 2018 vor allem Fichten von Käferbefall betroffen, so sorgte der nasse Mai in 2019 hier für etwas Entspannung. Dafür jedoch lag der Schadensschwerpunkt im letzten Jahr bei der Tanne. Insgesamt mussten aufgrund von Schneebruch, Insektenbefall und Dürre etwa 10.000 Festmeter (Fm) Holz eingeschlagen werden.
Zwar konnten zu Jahresbeginn wieder Halbjahresverträge mit allen größeren Abnehmern geschlossen werden. »Richtig schlimm wurde es dann aber im zweiten Halbjahr, als der Markt voll war mit Frischholz«, berichtete Pfundstein. »Noch schwieriger war’s bei Tannenkäferholz.« Das wurde daher nach Asien exportiert. Zu einem bescheidenen Preis zwar, »aber so war’s zumindest weg und hat keine Käfer mehr angelockt.«
Umso erfreulicher der Lichtblick in punkto Douglasie, denn die zeigte sich von Schäden kaum betroffen und erzielte das ganze Jahr über »wirklich gute Preise.«
Tiefstand bei Durchschnittserlös
Inklusive des Selbstverkaufs durch die Waldbesitzer betrug der gesamte Holzeinschlag im Bereich der FBG Zell 17.016 Festmeter. Über die FBG-Kasse erfolgte der Verkauf von 8676 Fm zu einem Durchschnittserlös von 58,20 Euro/ Fm. Was einen Rückgang um rund 20 Euro im Vergleich zu den vergangenen Jahren bedeutet. Der Nettoerlös habe sich sogar halbiert, betonte Pfundstein.
Zusätzlich haben vor allem hohe Ausgaben für Spritzmittel zum Schutz gegen Insekten für einen insgesamt leichten Rückgang des Kassenbestandes gesorgt. Angesichts sauber geführter Unterlagen wurden Kassierer und die gesamte Vorstandsmannschaft einstimmig entlastet. Als Kassenprüfer stellten sich für ein weiteres Jahr Hans Burger und August Riehle zur Verfügung.
Ebenfalls nur noch bis zur Generalversammlung im nächsten Jahr wird Vorsitzender Franz Müller sein Amt ausüben und rief daher dazu auf, dass sich dann ein Jüngerer zur Wahl stellen möge.
Achtung Lebensgefahr
Kurt Weber, Geschäftsführer der Waldservice Ortenau eG, gab ausführliche Informationen zur aktuellen Holzmarktlage und zur Lagerplatzkonzeption. Er dankte allen Grundstückseigentümern, die Lagerplätze (wie beispielsweise am Biberacher Kreisel) zur Verfügung gestellt hatten. »So konnten wir das Schadholz aus dem Wald kriegen, verladen und exportieren, da es hierzulande unverkäuflich war.« Er geht davon aus, dass die – inzwischen weitgehend geräumten – Lagerplätze im Bedarfsfall auch 2020 weiter genutzt werden können.
26.000 Festmeter hat die Waldservice Ortenau im vergangenen Jahr abgewickelt, »normalerweise ist es wesentlich weniger«, 40 bis 45 Euro pro Fm kamen dabei zur Auszahlung.
Im Fazit empfahl Kurt Weber Waldbesitzern, Sturm- und Käferfrischholz zeitnah aus dem Wald zu holen, aufgrund der witterungsbedingt schwierigen Einschätzbarkeit des Marktes aber nicht mehr als 12 bis 15 Fm. In vier Wochen könne das schon wieder anders aussehen – oder auch nicht. Zudem warnte er: »Passt auf, frisches Sturmholz ist lebensgefährlich, es steht unter Spannung!«
Fördermöglichkeiten
Wie schon bei der Herbstversammlung der FBG erläuterte Simeon Springmann, im Amt für Waldwirtschaft Leiter des Forstbezirks Offenburg, nochmals die neuen Rahmenbedingungen der Privatwaldbetreuung, die mit Beginn des Jahres 2020 in Kraft getreten sind: Die Beratung durch den Förster bleibt kostenfrei, Waldbesitzer bis 50 Hektar haben – sofern sie eine Privatwaldvereinbarung einreichen – nach wie vor Anspruch auf eine fallweise geförderte Betreuung, nicht mehr förderfähig ist die Holzlogistik.
In Bezug auf Schadholz gibt es im Jahr 2020 Förderungsmöglichkeiten betreffs Hacken, Aufarbeitung und Transportkosten.
Überdies berichtete Simeon Springmann, dass die oberen 40 Zentimeter des Waldbodens dank der jüngsten Niederschläge inzwischen durchfeuchtet seien, »aber die Tiefenentwässerung ist immer noch da, wir bräuchten mal eine richtige Schneelage.« Generell bleibe nur zu hoffen, dass das Jahr 2020 möglichst schnell eine »Normaljahr« werde, statt von Kalamitäten bestimmt zu sein.
Kontakt
Kontakt zur 1988 gegründeten Forstbetriebsgemeinschaft Zell a. H., die 153 Mitglieder zählt, können Interessierte aufnehmen über Klaus Pfundstein, Telefon 07835/ 547753.