Trotz Jahreskonzert am Vorabend marschierte die Musikkapelle am Sonntagmorgen unter Anführung von Dirigent Xaver Meier beinah geschlossen zur Nikolauskirche, um den Gottesdienst musikalisch mitzugestalten. Auch der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher ließ es sich nicht nehmen das Gotteslob der Gemeinde zu begleiten und mit mehrstimmigen Sätzen die Feier zu bereichern. In der Festpredigt führte Kapuziner-Bruder Markus die vorbildliche Hilfsbereitschaft des Heiligen vor Augen.
Mit klingendem Spiel zogen die Musiker zur Nikolauskirche, um vernehmlich auf den besonderen Festtag hinzuweisen. Kaum zu glauben, dass die Empore der kleinen Dorfkirche für eine Abteilung von 25 Musikern Platz bot. Dem schönen Klang tat das Gedränge jedoch keinen Abbruch. Das Miteinander von Musik und singender Gemeinde gelang immer nahtlos. Eine besonders getragene Stimmung zeigte sich beim »Heilig-Lied« von Franz Schubert. Und das Instrumentalstück »Caro Mio Ben« von Tommaso Giordani gegen Ende des Gottesdienstes erklang in harmonischer Schönheit.
Der Kirchenchor hatte ein Kyrie von Laijos Bardos einstudiert, das die alte Choralmusik in modernem Kleid erscheinen lässt. Zu den Charakteristika zählt dabei der Wechsel von Frauen und Männerstimmen. Die dabei gewahrte Strenge erklärt sich aus der Abfassung in Kriegszeiten. Fehlen durfte nicht das bekannte Adventslied »Wachet auf ruft uns die Stimme« in mehrstimmiger Fassung. Der Wechselgesang »Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unser Nacht nicht traurig sein« spielte auf das bevorstehende Weihnachtsfest an.
In seiner Predigt erzählte Bruder Markus von einem im Mittelalter gepflegten Brauch. An einem Tag im Jahr wurden dem Bischof Stab, Mitra, Ring und Brustkreuz abgenommen. Stattdessen wurde ein Kind auf den Bischofsstuhl gesetzt und mit den bischöflichen Insignien versehen. Einen ähnlichen Brauch habe es auch bei den Kapuzinern gegeben, so der Prediger. Am Tag der Unschuldigen Kinder, 28. Dezember, habe der Vorsteher seine Funktion verloren. An seiner Stelle habe für einen Tag der Jüngste im Konvent das Sagen gehabt.
Was sich wie eine Spielerei anhöre, habe einen tieferen Sinn gehabt, so Bruder Markus. Ein Amt sei nicht dazu da, um andere zu beherrschen, sondern um dem Ganzen zu dienen. Die Einstellung zeige sich hervorragend im Leben von Bischof Nikolaus. Nikolaus sei nicht um seine Macht und Würde, sondern um Menschen in Not besorgt gewesen. Seine Art zu helfen habe sicherlich nicht wenige satte Bürger provoziert. Aber zugleich gab es immer auch Menschen, die von seinem Beispiel angetan waren. Anders lasse sich nicht erklären, warum wir auch Jahrhunderte später noch an ihn erinnern.
Dem Vorbild St. Nikolaus war im Gottesdienst denn auch ein eigenes Lied gewidmet, das in Unterentersbach Tradition hat. Eine Strophe lautet:
Und war auf dem Wasser
ein Schiff in Not,
Sankt Nikolaus seine
Hilf ihm bot,
kaum dass er den Ruf
vernommen.
Drum nahmen die Schiffer als Dankeslohn,
den heiligen Nikolaus
zum Schutzpatron.
In Unterentersbach gibt es zwar keine Schiffer, die Verehrung des heiligen Nikolaus als Schutzpatron ist aber gleichwohl Ehrensache.





