Am ersten Mai feierte Helmut Lehmann seinen 80. Geburtstag. Zum Geburtstagsfest waren auch die Musikerkollegen und -kolleginnen eingeladen, die gerne mit einem Ständchen Glückwünsche überbrachten.
Helmut Lehmanns Wiege stand am 1. Mai 1938 in dem Haus, das noch heute sein Zuhause ist: in der Gaß 4 in Unterentersbach. Hier wuchs der Sohn von Theresia und August Lehmann gemeinsam mit einem Bruder auf. Er besuchte die Schule im Ort.
In den Räumen, in denen nun Probelokal und Turnraum sind, waren die Klassenzimmer der Dorfschule eingerichtet.
Nach der Schulzeit, Ende der achten Klasse, begann Helmut Lehmann als 13-Jähriger eine Ausbildung zum Papiermacher in der naheliegenden Papierfabrik. Die Aussichten auf ordentlichen Verdienst und berufliche Sicherheit waren für die angehenden Papiermacher schlecht. Lehmann entschied sich nach zwei Jahren eine neue Anstellung zu suchen. Die fand er beim Polstermöbelhersteller Hukla in Gengenbach. Bis 1960 war er dort, erst im Büro, anschließend in der Produktion, tätig.
Die berufliche Neuorientierung hielt für Helmut Lehmann auch privates Glück bereit: Sonja geb. Stehle aus Ohlsbach arbeitete ebenfalls beim Polstermöbelhersteller. 1955 lernte sich das Paar kennen. 1960 läuteten die Hochzeitsglocken zur Trauung in der Pfarrkirche.
In Unterentersbach, in der Gaß 4 richtete das Paar das Haus für sich und später auch für ihre drei Kinder her. Heute gehören zur Familie auch zwei Enkel. Am Haus und im großen Garten haben Sonja und Helmut Lehmann immer etwas zu tun. »So bleibt man in Bewegung und fit«, verrät das rüstige Rentnerpaar.
Einmal im Jahr, für knapp drei Wochen, ist Tapetenwechsel angesagt: mit dem Wohnwagen fahren Lehmanns und ihre Tochter Martina dann in die Ferne. Dieses Jahr ist ein Campingplatz am Chiemsee das Urlaubsziel. Denn so schön es der Jubilar zu Hause auch findet, in die Ferne fahren gehört für Helmut Lehmann seit über 50 Jahren zur Routine.
Als sich 1960 die Arbeitsbedingungen beim Polstermöbelhersteller änderten, entschied sich Helmut Lehmann noch einmal für eine berufliche Veränderung. Er machte den Führerschein für die Klasse 2. Am Aschermittwoch 1960 absolvierte er die Fahrprüfung. Von da an war er bis zur Rente als Fernkraftfahrer fast überall in Europa unterwegs.
Zunächst fuhr Helmut Lehmann für das Transportunternehmen Zimmermann in Bad Peterstal. 1965 begann er beim Speditionsunternehmen Günther Gutmann in Schutterwald. 35 Jahre transportierte er in dessen Auftrag Schwerlasten mit Überbreiten und Übergewicht sicher ans Ziel.
Trotzdem, dass Helmut Lehmann als Fernkraftfahrer immer unterwegs sein musste, gelang es ihm zu Hause Kameradschaft und Miteinander zu pflegen. Über 25 Jahre spielte er Cego. Seit 50 Jahren ist er aktives Mitglied im Musikverein Unterentersbach. Dass es in Unterentersbach überhaupt einen Musikverein gibt, das ist auch der Verdienst von Helmut Lehmann. 1968 war er einer der Anwesenden im Gasthof Gröbernhof, die mit ihrer Unterschrift den Verein ins Leben riefen. Vom Dirigenten Sepp Riehle wurde er anschließend zum Bass-Spieler bestimmt. Er selbst hätte für sich die Posaune gewählt. Damals oblag es aber dem Dirigenten, die Spieler nach Bedarf den Instrumenten zuzuteilen.
Bis heute ist Helmut Lehmann der Tuba und dem Musikverein treu geblieben. Für seine Verdienste um die Blasmusik wurde er mehrfach ausgezeichnet. Die bisher höchste Auszeichnung verlieh ihm 2008 der Bund Deutscher Blasmusikverbände: Für 40-jährige aktive Tätigkeit wurde ihm die Goldene Ehrennadel überreicht.
Nach der Gründung ließ sich Helmut Lehmann als Beisitzer im Verwaltungsrat aufstellen und übernahm dieses Amt mehr als zwei Jahrzehnte lang. Noch gut können sich Sonja und Helmut Lehmann an die erste Kilwi und die Vorbereitungen erinnern. Seine Frau Sonja hatte von Beginn an ihrem Mann zur Seite gestanden und mitgeholfen, wann immer fleißige Hände gebraucht wurden.
Dass er auch als privater Chauffeur für den ersten Dirigenten fungierte, ist eine von zahlreichen Erfahrungen, von denen der rüstige Jubilar unterhaltsam berichten kann. Diese Berichte von unzähligen Erlebnissen, seine gesellige und lustige Art machen den dienstältesten Musiker zu einem besonderen Juwel in den Orchesterreihen.
Mit einem Geburtstags-Ständchen gratulierten am Dienstag die Musikerinnen und Musiker ihrem treuen Tubaspieler und Kameraden.
Bereits am Vormittag hatte Ortsvorsteherin Andrea Kuhn den Jubilar besucht und die Glückwünsche der Gemeinde überbracht. Im Landgasthof zum Pflug feierte Helmut Lehmann anschließend mit seiner Familie und den Musikern ein tolles Geburtstagsfest – an seinem besonderen Mai-Feiertag.