Das Peterlistagspringen ist ein Brauch der Kinder und der Erwachsenen. Sie sind es, die den Anreiz geben und an die gute Kraft darin glauben.
Für die Kinder ist es ein Festtag, schmunzelt Klemens Schwendenmann. Seiner Familie gehört der Gastehof im Untertal. Seit vielen Jahren verbringen dort Peterschüler am 22. Februar die erste Pause. Es ist kurz nach zehn Uhr, Seniorin Maria Schwendenmann und Klemens und Sabrina Schwendenmann sind vorbereitet. Die heiße Stärkung steht für die Peterschüler bereit.
Am diesjährigen Peterlistag, im Jahr 2018, ist der Himmel bedeckt, die Temperatur liegt bei Null Grad Celsius. Ein kalter Wind lässt einen frösteln. Die Peterschüler spüren ihn nicht. Ihnen ist warm. Sie kommen über die Wiese zum Gastehof gelaufen.
Die Nasen und Wangen sind gut durchblutet, die Hände und Köpfe eingepackt. Seit zweieinhalb Stunden sind sie unterwegs. Neun Mädchen und drei Jungen, die an einem normalen Werktag eine Klassenstufe zwischen eins und neun besuchen.
Während der ersten Stunden haben die Peterschüler heute fünfzehn Höfe im Untertal besucht. Jede Tür – von der Imkerschule bis zum Gastehof – hat sich für die Glücks- und Frühlingsboten geöffnet.
Am Gastehof angekommen freuen sie sich auf die Pause. Familie Schwendenmann serviert heiße Wienerle mit Baguette. Das Traditionsgericht, erzählen die Kinder. Danach Obst- und Zupfkuchen und Donuts mit Schokoladenüberzug. Vorher dürfen die Peterschüler aber auch hier ihren frühlings-bringenden Spruch vortragen. Sie verjagen damit kleine Krabbeltiere aus dem Haus, die vielleicht zu Beginn der kalten Jahreszeit dort Schutz gesucht haben und wecken die Freude auf Frühling, blühende Blumen und Wärme.
Die Säckle der Säckelmeister Veronika Schwendenmann und Leon Pross klingeln. »Lukrativ« soll der Tag für die Kinder sein, kann Klemens Schwendenmann die Erwartungen der Peterschüler aus eigenen Kindertagen nachempfinden. Die Aufschreiber Nele Günther und Louis Walter protokollieren die Eingänge.
Dabei handelt es sich allerdings nicht um doppelte Buchführung. Der Brauch hat die früher für richtig empfundene Trennung von Mädchen und Jungen als Gewohnheit für die Peterschüler-Generationen bis heute fortbestehen lassen. Nicht ganz gerecht, das ist den Erwachsenen klar. Das finden in dieser Generation auch die Mädchen. Die Jungen halten lieber etwas Abstand und setzen sich während der Pause an die eine Festgarnitur und die Mädchen an die andere.
Die Pause eignet sich gut, einen ersten Kassenstand aufzuaddieren. Dabei sind keine Zuschauer zu gebrauchen. Doch der Erwachsene weiß wie er ausgleichen kann: Der, der im Verhältnis die Gaben verteilt, sorgt unbemerkt für Gerechtigkeit. So wird es in vielen Häusern gemacht.
So merkwürdig diese Regel im Brauch heute wirkt, sie schmälert die Freude der Kinder nicht. Sie genießen, sie brauchen den Tag schulfrei und ganz unter sich. Das ist zu spüren. Selbstgeführt erleben sie ein eigenes Abenteuer in der Natur. Das schweißt Mädchen und Jungen, jüngere und ältere zu einer Gemeinschaft zusammen.
Eine gute halbe Stunde ist auf dem Gastehof vergangen. Aufbruchstimmung kommt auf. Für die Peterschüler ist es Zeit weiterzuziehen. Grob abgesteckt laufen sie am Peterlistag zwölf Kilometer mit 550 Höhenmeter auf- und abwärts. Das erste Drittel davon liegt nach drei Stunden hinter ihnen, zwei Drittel noch vor ihnen.