Michael Vollmer hält Stellung sechseinhalb Stunden.
Als Titelverteidiger gilt man nicht gleich als Favorit. Die Mannschaft aus Oberkirch spielt in der Liga eine Klasse höher und auch die Spieler haben durchschnittlich eine um 150 Punkte höhere Wertungszahl. Aber kneifen galt nicht. Die Zeller traten in normaler Reihenfolge an. Brett 1 besetzte Kurt Jäger, der sich in dieser Saison auf Pokal eingeschossen hat. Es galt, das erste Brett tapfer zu verteidigen – ein Sieg war eher nicht zu erwarten. So kam es: Jäger spielte stabil und auf Austausch ausgerichtet. Die Partie endete – wie gewünscht – remis.
Vorstand Wilhelm Eble traf am vierten Brett auf einen alten Bekannten: Der Ex-Offenburger Kevin Gadzali verstärkt nun die Reihen der Renchtäler. Im Gegensatz zum letzten Finale hatte er sich nicht auf Zeitungsberichte gestützt und deren psychologische Wirkung zu spüren bekommen, sondern seine Partie nochmals analysiert und Verbesserungen eingebaut. Brett 4 ging nach taktisch geprägtem Spiel an den Neu-Oberkircher.
Am zweiten Brett spielte Ho In Lee ebenfalls gegen einen Ex-Offenburger. Nach der Zeitkontrolle sah es danach aus, als ob Lee um ein Remis kämpfen müsse. Für Zug Nr. 41 überlegte er knapp eine Stunde und brauchte nahezu seinen restlichen Zeitvorrat auf – aber die Wirkung auf den Renchtäler war verheerend. Ein vermeintlich sicherer Bauernangriff sollte ihm Raumvorteil bringen, statt dessen kostete
es ihn einen Bauern. Der Rest war Technik. Lee gewann kurze Zeit später das Endspiel.
Nach diesem Ausgleich entwickelte sich ein epischer Kampf. Michael Vollmer musste remis halten, dann wären – aufgrund der Berliner Wertung – die Zeller im Finale. Ein Doppelturmendspiel sollte eine sichere Basis sein – Vollmer übersah eine Kombination und verlor einen Bauern. Er entschied sich gar noch für einen Turmtausch, so dass die Siegchancen für Oberkirch wieder deutlich stiegen. Vollmers
Gegner versuchte alles, um weiteren Vorteil zu erringen. Beide nutzten ihre Zeit maximal aus und gerieten in schwere Zeitnot. Oftmals blieben nur Sekunden. Nach über 60 Zügen hatten beide ihre Zeitvorräte von insgesamt sechs Stunden aufgebraucht und lebten fortan nur noch vom Zuschlag (30 Sekunden pro Zug). Mittlerweile war auch die Geisterstunde um, viele Bauern fielen vom Tisch und auch die Türme wurden entfernt. Es blieb nur ein „Oberkircher“ Bauer übrig, Vollmers König kämpfte allein. Aber die Stellung war nun klar: Dieser Bauer stand falsch und es würde zum Remis kommen. Allerdings nutzten beide Ihre Zeitschläge und Zugreserven voll aus, so dass am Ende gar ein Patt die Partie entschied. Vollmer hatte sein Ziel erreicht, der Endstand war 2:2. Da die Zeller das zweite, die Oberkircher aber nur das vierte Brett gewannen, – entschied die Berliner Wertung- und die Zeller stehen wie letztes Jahr im Finale. Gegner ist der SC Ohlsbach.




