Gesangverein „Frohsinn“ und Gastchöre wurden beim Jahreskonzert in der Stadtpfarrkirche mit Ovationen gefeiert.
Foto: Hansjörg Wörner
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Foto: Hansjörg WörnerNachdem das Jahreskonzert `24 des Gesangvereins „Frohsinn“ erstmals im Rundofen stattgefunden hatte, entschied man sich in diesem Jahr für die Stadtpfarrkirche als Aufführungsort. Der abwechslungsreiche musikalische Streifzug durch das Repertoire der Chöre aus Zell a. H., Gengenbach-Schwaibach, Rammersweier und des jungen Projektchors wurde am Samstagabend von den zahlreichen Zuhörern im Kirchenraum und auf der Empore mit stehenden Ovationen gefeiert.
„Lebensfreude, Frieden und Freundschaft“
Seit rund zehn Jahren gibt es den Begriff „Konzertdesign“, dessen ganzheitlich erfahrbare Aufführungspraxis der Gesangverein „Frohsinn“ unter der Leitung von Alexandra Lauer sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat. Musik und Gesang sollen dabei in einem größeren sinnstiftenden Zusammenhang wahrgenommen werden.
Diesen Anspruch erfüllten bereits die Grußworte der neuen „Frohsinn“-Vorstände Elke Hofbauer und Angelika Schnell: „Lebensfreude, Frieden und Freundschaft“ sollen nicht nur Leitspruch sein, sondern zugleich Antwort geben auf die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.
In diesem Sinne intonierten alle Chöre gemeinsam und ganz dem Publikum zugewandt „Überall soll Frieden sein“. Es folgte „Mut zur Menschlichkeit – mit lupenreiner Intonation und feingeschliffener Dynamik interpretiert, wobei die prägnant artikulierte Textzeile „Es kommt der Tag, da gibt’s den Krieg nicht mehr“ aufhorchen ließ. Eine fulminante Darbietung, auch dank der versierten Klavierbegleitung von Adrian Sieferle. Wenn dieser Pianist in die Tasten greift, atmet die Musik und fließt.
„Frohsinn“ mit hoher Vokalkultur
„Lass die Sonne in dein Herz“ sangen die Choristen des „Frohsinn“ und demonstrierten vom ersten Takt an ihre hohe Vokalkultur. Das Lied vom bekannten Schlager- und ESC – Komponisten-Duo Ralph Siegel und Bernd Meinunger belegte 1987 beim europäischen Song-Contest den 2. Platz und ist ein echter Ohrwurm. Die Chorbearbeitung von Bernd Stallmann alias Pascal Thibaut verleiht der Melodie im swingenden Wechsel der Frauen- und Männerstimmen einen besonderen Glanz.
Mit „Ein liebes Wort“ überzeugt Stallmann auch als Komponist und der Chor spannte bei seinem Vortrag ein homogenes Band der Stimmen.
Chorleiterin Alexandra Lauer hat mit der Auswahl der Chorsätze und der gediegenen Probenarbeit dem Zeller Gesangverein die beste Basis für die vokale Ausgestaltung geschaffen. Das erzeugt auch den perfekten Groove bei dem rhythmisch anspruchsvollen „Alt wie ein Baum“, ein Klassiker der Ost-Rock-Band Puhdys. Bei der euphorisierenden Ballade „You raise me up“, von Sieferles Pianospiel wunderbar ornamentiert, ließ die stimmliche Ausgewogenheit keine Wünsche offen. Das Publikum zollte reichen Beifall.
Atmosphärische Stimmung
Mit Hingabe gelang es den zwölf Sängern des Männerchors Gengenbach-Schwaibach, die atmosphärische Stimmung von Edward Elgars legendärer Hymne „Land of Hope and Glory“ herauszustellen, getragen vom Gesang mit deutschem Text, der Freude und Zuversicht vermittelt: „Der Freundschaft Band… schenkt allen Menschen Freude und Zuversicht“.
„Ein Geschenk des Himmels“ (Chorsatz von B. Stallmann) überraschte mit einem gefühlvollen Klavierintro und das von Udo Jürgens komponierte „Ihr von morgen (werdet neue Wege gehn)“ sorgte für Begeisterung bei den Zuhörern.
Ein musikalisches Gotteslob
Chorleiterin Lauers akkurates Dirigat beflügelte die elf Sängerinnen und sieben Sänger des Gesangvereins „Eintracht Rammersweier“ zu Höchstleistungen. „Ein Licht leuchtet hell in der Dunkelheit“ und „Zehntausend Gründe“ stellten die Thematik des Konzertabends mit der Aussage „Komm und lobe den Herrn“ in einen geistlichen Kontext, was im Kirchenraum besonders eindringlich wirkte.
„What a wonderful World“ mit schlichter Melodie und Louis Armstrongs Gospel-Gesang in den 1960er Jahren zum Welthit avanciert, erklang in der Chorfassung noch beseelter als das Original. Als ein Appell an die Lebensfreude fand das ausdrucksstark gesungene „Alles dreht sich im Kreis“ beim Publikum viel Zuspruch und wurde entsprechend mit großem Applaus belohnt.
Mit reicher Kantabilität
Mit Transparenz und guter Textverständlichkeit überzeugte der um sieben Sängerinnen erweiterte Chor aus Gengenbach-Schwaibach. Wieder waren es die Chorbearbeitungen von Stallmann alias Thibaut, die „Geh mit Gottes Segen“, „Hand in Hand“ und „Wohin du auch gehst“ melodisch bereichern und die der Chor mit reicher Kantabilität entfaltete.
Ein Höhepunkt des Vortrags war das feierlich intonierte „Amigos para siempre“ („Freunde fürs Leben“), anno 1992 die glanzvolle Hymne der Olympiade in Barcelona. Begeisterter Beifall erfüllte die Stadtpfarrkirche.
Mit gewitzten Arrangements
Vor etwa zwei Jahrzehnten begann ein Trend, der das Repertoire der meisten Chöre in der Republik zugunsten von Pop- und Musical-Songs veränderte. So debütierte auch der vor einem Jahr gegründete „Projektchor“ in der Kirche mit zwei Liedern aus dem Pop-Genre, nämlich dem Evergreen von Simon & Garfunkel – „Sounds of Silence“ – und dem nach wie vor aktuellen Smash Hit „Viva la vida“ der britischen Band Coldplay.
Das Ensemble, bestehend aus elf Sängerinnen und vier Sängern, intonierte feinfühlig und schlank und schuf mit gewitzten Arrangements Platz für ein neues Chor-Erlebnis. Und Adrian Sieferle war einmal mehr der kongeniale Partner am Klavier.
Lichtvolle Klangfarben
Eine atemberaubende Stimmung voller Gänsehautmomente entstand, nachdem sich alle Chöre wie zu Beginn des Konzerts im Altarraum positioniert hatten und klare, ausdrucksstarke Stimmen die Botschaft verkündeten: „Wir ziehen in den Frieden“. Selten hat man Udo Lindenbergs eindringlichen Appell so machtvoll gehört. Das kam auch beim Publikum an: „Wir lassen diese Welt nicht untergehn“.
Alexandra Lauer dirigierte einfühlsam und mit der nötigen Klarheit. „We are the World“ von Lionel Richie und Michael Jackson und als Zugabe noch einmal ein Titel von Udo Jürgens: „Ich glaube“. Eine Darbietung mit ausgefeilter Dynamik und lichtvollen vokalen Klangfarben. Die Zuhörer in der Kirche hatten eine Sternstunde der Chormusik erlebt und dankten mit stehenden Ovationen.
Chöre und Publikum sangen gemeinsam
Zum abschließenden gemeinsamen Singen von Beethovens fulminantem „Freude schöner Götterfunken“ lud Dirigentin Lauer die Konzertbesucher ein und verwies darauf, dass man dies auch bei Proben des Gesangvereins gerne tun könne. Ohne singende Mitglieder und Spenden kann ein Chor nicht überleben.
Für den krönenden Abschluss mit „Hevenu shalom“ hatte man für das Publikum extra ein Textblatt ins Programm gelegt und man sang auch
den deutschen Text: „Wir wünschen Frieden für alle … Frieden für die Welt“. – Man könnte mehr davon brauchen in diesen Zeiten.





