Mit ihrem interaktiven Figurentheater zog Irmi Wette die Kinder in den Bann, außerdem gab es ein breites Informationsangebot rund um das Thema „Prävention von sexualisierter Gewalt“.
„Kinder haben Rechte, die geschützt werden müssen“, begrüßte Pfarrer Bonaventura Gerner im Namen des veranstaltenden S.t.a.r.k!-Vereins zum einen 55 Erwachsene und 42 Kinder im Zeller Kultur- und Vereinszentrum. Zum anderen hieß er Irmi Wette herzlich willkommen.
Die staatlich geprüfte Pädagogin und Künstlerin gründete 1998 die Konstanzer Puppenbühne. Seit über zwei Jahrzehnten vermittelt sie Kindern und Erwachsenen herausfordernde Themen auf eingängige Art und Weise – mit selbst verfassten Figurentheaterstücken und selbst geschaffenen, künstlerisch hochwertigen Handpuppen.
Am gestrigen Sonntag ging es um die Prävention von sexualisierter Gewalt. „Die gehört selbstverständlich in den Alltag“, wandte sich Irmi Wette in einer kurzen Ansprache an die anwesenden Eltern. „`Pfoten weg`! dient Ihnen hier als liebevoller, spielerischer Türöffner, um mit diesem schwierigen Thema mit Leichtigkeit und spielerisch umzugehen. Denn, liebe Eltern: Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung, dass wir Kinder stärken.“ Jeden Tag lese man von Übergriffen und Gewalt gegen Kinder in der Presse, “es ist eigentlich nicht mehr auszuhalten.“
Daher dankte die Kinderschutzexpertin dem S.t.a.r.k!-Verein für eine tolle Zusammenarbeit und verdeutlichte dem Publikum: „Diese Arbeit, die diese Menschen dort leisten: Das ist so unsagbar wichtig für Ihren Ort, für die Gesellschaft.“
Sicherer und gestärkter aufwachsen
Zudem dankte sie den Spendern. Seit 2010 gelingt es ihr, das Figurentheaterprojekt „Pfoten weg!“ ausnahmslos über Spenden, Sponsoren und Fördergelder kostenfrei für alle zu ermöglichen. „Wenn wir uns vorstellen, dass wir Sonden auf den Mars schicken, um die Steine auf die Erde zu holen, dann können wir es doch bestimmt um ein Vielfaches besser machen, dass Kinder sicherer und gestärkter aufwachsen können.“
Das fängt beispielsweise damit an, ihnen die Unterscheidung zwischen angenehmen und unangenehmen Gefühlen zu vermitteln. Ihnen zudem klar zu machen, dass sie ihren eigenen Gefühlen vertrauen und offen aussprechen sollen, was sie bedrückt.
Genau dies lernen in dem Stück „Pfoten weg!“ die Katzenkinder Salome, Tom und Lotte. Die drei verabscheuen die erdrückenden krakenförmigen Umarmungen von Onkel Burschi und die ekligen Dinosaurierochsenfroschschlabberschleimküsse von Tante Herzi, und deren Bestechungsgeschenke mögen sie auch nicht. Doch mal wieder steht der Besuch der beiden Verwandten an. Tom hat Bauchweh deswegen, regelrecht schlecht ist ihm. Trotzdem ermahnen die Eltern die Katzenkinder mit strengen Worten, nett zu Onkel und Tante zu sein.
Übergriffe erkennen und Grenzen setzen
Igel und Hase geben den Kätzchen zwar gut gemeinte, doch nicht umsetzbare Ratschläge. Ganz im Gegensatz zu einem Lied, das die Katzenfee den drei Kleinen beibringt. Zur Melodie von „Hänschenklein“ ermutigt es Kinder, Übergriffe zu erkennen und selbstbewusst Grenzen zu setzen – sich zu wehren, indem sie „nein“ sagen, rufen, ganz laut brüllen. Das tun am Ende des Stückes dann auch sämtliche Kinder im Saal: Aus Leibeskräften brüllen sie, auf die Aufforderung der Katzenkinderfreunde Sausi und Brausi hin, den beiden motorradfahrenden Wildschweinen. Damit die Kinder die „supersaumäßigstarke Superkraft“ spüren, die in ihnen steckt.
Mit viel Witz und gekonnten Stimmimitationen vermittelt Irmi Wette in ihrem interaktiven Figurentheaterstück zudem, dass Kindern ihr Körper alleine gehört. Dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt. Dass sie gezielt Hilfe und Unterstützung einfordern dürfen – auch dann, wenn beispielsweise im Kindergarten oder in der Schule „irgendjemand irgendwas Blödes mit Euch macht.“ Und dass Kinder sich nicht verantwortlich und schuldig fühlen dürfen, wenn ein Erwachsener ihre Grenzen überschreitet – das ist ausschließlich die Schuld dieses Erwachsenen.
Im Anschluss an die Aufführung wies die Pädagogin darauf hin, dass das Theaterstück „Pfoten weg!“ auch auf Youtube zu sehen ist. Mit dem gleichen Titel gibt es ein aktualisiertes Fotobilderbuch, mit Tipps und Bastelbögen sowie QR-Codes zu Film, Hörspiel und mit weiteren Infos. Irmi Wette dankte für die Unterstützung auch durch den Förderverein der Grundschule Oberharmersbach, der die Bewirtung übernommen hatte.
Spendenübergabe und Rahmenprogramm
Ergänzt wurde der Aktionstag durch Büchertische sowie Infotische mit Ansprechpartnern folgender Organisationen: Diakonie Hausach/ Kindertagespflege, EUTB (Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung), Hausacher Bärenadvent e.V., Jugendamt Ortenau/ Kommunaler Sozialer Dienst Haslach, PNO (Präventionsnetzwerk Ortenaukreis), Polizei (Referat Prävention), Stabsstelle Schutz vor Sexualisierter Gewalt der evangelischen Landeskirche Baden, Weißer Ring. Bei den Kindern großen Anklang fanden das „Katzenschminken“ sowie die Bastel- und Maltische.
Große Freude herrschte beim S.t.a.r.k!-Verein, als Jutta Giessler, Geschäftsführerin der Özpinar Therapiegeräte GmbH in Zell, eine Spende in Höhe von 1000 Euro übergab.