Bei der Jahresversammlung bilanziert der Geschichtsverein außergewöhnliche Ereignisse im Jahr 2023, eine herausragende Ehrung und eine gesunde Kassenlage.
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Im Spannungsfeld zwischen jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen und neuen Projekten nahm die gut besuchte Jahresversammlung des Historischen Vereins Zell a. H. einen harmonischen Verlauf. Vorsitzender Bertram Sandfuchs und Schatzmeister Bernd Kähms konnten über außergewöhnliche Ereignisse, eine herausragende Ehrung und eine gesunde Kassenlage berichten.
Als außergewöhnlich konnte Sandfuchs die am 8.Oktober im Industriedenkmal Rund-ofen stattgefundene Hauptversammlung des Offenburger Historischen Vereins für Mittelbaden verbuchen. Nach vielen Jahren war es gelungen, diese Zentralversammlung aller Historischen Vereine nach Zell zu holen und die Zeller Gastfreundschaft, auch den Ehrengästen aus dem Elsass gegenüber, zu erweisen.
Spannender Vortrag von Fritz Riehle
Bürgermeister Pfundstein hatte in seinen Begrüßungsworten die Leistungen der Historiker gelobt und einige Impulse aus der Sicht des Praktikers gegeben. Prof. Fritz Riehle gelang es dann in seinem Festvortrag eine ausdruckstarke „tour de horizon“ der Zeller Industriegeschichte am Beispiel der Zeller Keramik aufzuzeigen. Seine Rede wird im Jahrbuch „Die Ortenau“ im Herbst 24 erscheinen und der Historische Verein Zell wird daraus einen Sonderdruck zur Ausgabe im Rundofen anfertigen lassen.
Verdientes Ehrenmitglied Dr. Dieter Petri
Ehre, wem Ehre gebührt. Dieser Satz galt dann, und zwar über Gebühr, dem langjährigen Schriftführer des Historischen Vereins Zell Dr. Dieter Petri. Vorsitzender Sandfuchs hob als Laudator die zahlreichen hochwertigen Verdienste von Petri in der Stadt- und Regionalgeschichte hervor: die schon in 2. Auflage erschienene populäre Zeller Stadtchronik, die akribische Monografie über sämtliche Schriften von Franz Joseph Buß, viele Aufsätze im Jahrbuch Die Ortenau und in einer Schrift über Jüdisches Leben in der Ortenau. Sein unermüdliches Engagement im Stadtarchiv, seine zweijährige Aufbauarbeit als Vorsitzender des Rundofenvereins und sein Mitwirken bei der Dauerausstellung in der Wissensbasis des Rundofens, all dies wurde gewürdigt durch die im Rundofen in Form einer Urkunde verliehene Ehrenmitgliedschaft im Historischen Verein.
Vorausging eine von Dieter Petri verfasste und inszenierte Kurzform der berühmten Fabrikrede von Franz Joseph Buß, gekonnt vorgetragen von Bildsteinpreisträger Felix Riehle. Auch dadurch wurde Petris Ehrung nochmals unterstrichen.
Wieder lesbar: die Fabrikrede von Franz Joseph Buß
Als weiteres außergewöhnliches Ereignis im Berichtsjahr konnte in dieser Versammlung die Neuherausgabe der Fabrikrede von Buß in Druckform bewertet werden: Dr. Heinrich Schwendemann verfasste darin ein die historische Bedeutung dieser Rede erläuterndes Vorwort und stellte die Zeller Bezüge heraus. Bertram Sandfuchs charakterisierte in seiner editorischen Notiz die beigefügten Kontextmaterialien, die zum Teil erstmals veröffentlicht wurden und die Rede weiter erhellen. Nach Jahrzehnten des Vergriffenseins könne nun jeder Interessierte ergriffen sein von der Weitsicht und gedanklichen Schärfe dieser Rede. Der Historische Verein Zell finanzierte dieses Projekt zusammen mit dem Rundofenverein und zwei Spendern.
10 Jahr Wiederbetrieb der Bahnhofsuhr
Kleines Jubiläum: Seit zehn Jahren betreuen Mitglieder des Historischen Vereins die vom Verein bewerkstelligte Restaurierung und den zuverlässig funktionierenden Neubetrieb der historischen, rein mechanischen, Bahnhofsuhr. Dies und die Arbeiten und Planungen für ein zweites größeres Jubiläum Ende 2024 waren weitere Punkte des Rechenschaftsberichts. Neue Themen und neue originelle Exponate werden in die Ausstellung „Historische Schaufenster“ im Bahnhof zur Zeit schrittweise eingebracht.
Erfreuliches konnte Sandfuchs auch von der Homepage des Vereins berichten, die wieder auf aktuellen Berichtsstand gebracht werden konnte.
Ereignisse im Vereinsleben
Die Organisation und Durchführung des Zeller Peterlesspringens durch Bernd Kähms und Wolfgang Krämer, die Erweiterung der Bildsteinpreisseite auf der Homepage der Stadt Zell mit drei Preisaufsätzen Mitte des Jahres durch U. Möbius (Stadtmarketing) und Redakteur Bertram Sandfuchs, der vom Verein organisierte Umzug des Ritter-von-Buß-Archivs in die Ritter-von-Buß-Stube des Storchenturmmuseums mit tatkräftiger Unterstützung der Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, sowie die zur Nachahmung einladende Fahrt mit öffentlichem Verkehr von Zell nach Straßburg im Frühjahr, geleitet durch Mitglied Ulrich Spitzmüller im Rahmen der VHS Zell, waren wichtige Ereignisse im Vereins leben.
Gesunde Kassenlage
Schatzmeister Bernhard Kähms berichtete dann von den Ausgaben, die der Verein in Sachen Bahnhoffenster im Berichtsjahr getätigt hat. Wie schon in den vorigen Jahren angekündigt, wurden neue Exponate angeschafft, darunter ein hochinteressantes Diorama sowie Erneuerungen in der Präsentation realisiert, darunter ein neuer Beamer für das Technikfenster, welcher gleich in dieser Versammlung durch die Power- Point-Präsentationen einen Test lauf mit heller, breiter Projektionsfläche absolvierte.
Bernhard Kähms konnte von einer insgesamt gesund zu nennenden Kassenlage berichten. Zu verdanken ist dies vor allem den Spendeneingängen im Rahmen des Aufsichtsdienstes im Rundofen. 16 Mitglieder und Förderer des Historischen Vereins leisten diesen Dienst zuverlässig.
Leitendes Prinzip der Kassenführung war in den ganzen letzten Jahren, angesparte Mittel einzusetzen und nicht als Selbstzweck auf die hohe Kante zu legen. Der Gesetzgeber verlangt auch die Verwendung, nicht die Hortung von Geldmitteln der gemeinnützigen Vereine. Als Beispiele für maßgebliche Verwendungen von Vereinsmittel auch schon in früheren Jahren, darf die Mitfinanzierung mit einem sehr großen Betrag der Stadtchronik und der Adlersteinkarte erwähnt werden. Dem Historischen Verein Zell wurde deshalb auch im Berichtsjahr wieder die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt Offenburg zuerkannt.
Kassenprüfer Wolfgang Krämer bescheinigte Bernd Kähms eine exakte erfolgreiche Kassenführung, sodass Stadträtin Sybille Nock anschließend die Versammlung um eine Entlastung des gesamten Vorstands für Vereinsarbeit und Finanzbericht bitten konnte, welche auch einstimmig erteilt wurde.
Im Anschluss wurde über einen Antrag des Gesamtvereins für eine geringe Erhöhung des Mitgliederbeitrags zur Finanzierung des Jahrbuchs „Die Ortenau“ abgestimmt. Auch diesem Antrag folgte die Versammlung einstimmig.
Johann B. Schreiber: Neuigkeiten vom Rundofen
Als eindeutigen Höhepunkt des Abends konnte dann der Vortrag von Johann B. Schreiber erlebt werden zum Thema „Nachforschungen zur Brenntechnik von Porzellan im Rundofen“.
Unterstützt durch sorgfältig ausgewählte Grafiken und Fotos gelang es Vorstandsmitglied Johann Schreiber, neue Erkenntnisse zu präsentieren. Seine Hauptthese lautet: „Der Zeller Rundofen ist ein Unikat, was die komplexe Größe, der erhaltene originale Zustand und die Technik der Feuerstellen, der Brennräume und -kanäle angeht.“
Mit europaweit angelegter komparatistischer Methode (Deutschland, Frankreich, Portugal) bewies Schreiber überzeugend die einzigartige Stellung des Zeller Rundofens. Neue hochinteressante Ergebnisse berichtete Schreiber auch zu den Verbrauchsmengen an Brennmaterialien sowie den Produktionsmengen pro Brand des in Kapseln gebrannten Porzellans – wonach viele Besucher des Rundofens mit Recht oft neugierig fragen. Nachzulesen ist der Vortrag demnächst im Aufsatz von Prof. Riehle in der „Ortenau 2024“, in dem Schreiber als Co-Autor fungiert. Willkommener Gast der öffentlichen Versammlung war auch Josef Ringwald vom Historischen Verein Biberach, den die Ausführungen von Johann B. Schreiber sehr interessierten. Als Gastgeschenk überreichte er ein Werkzeug, das im Bergbau einst verwendet wurde, was sinnvollerweise den Museumsfreunden für die Mineraliensammlung des Storchenturmmuseums in Kürze übergeben wird.
Projekte 2024/25
Im Mittelpunkt des Tagungsordnungspunktes Projekte 24/25 stand selbstverständlich die laufende Arbeit im historischen Bahnhof, die Mitarbeit im „Runden Tisch“ zusammen mit dem Rundofenverein und dem Förderverein Zeller Kunstwege. Vorsitzender Michael Dahlke lobte in der Versammlung die fruchtbare Zusammenarbeit nicht nur bei den Aufsichten, sondern auch durch die inhaltlichen Beiträge des Historischen Vereins.
Angekündigt wurde eine weitere Veröffentlichung des Historischen Vereins zum Thema „Bildzeugnisse der Stadtpfarrkirche St. Symphorian und ihre Bedeutung“ in Zusammenarbeit mit Franz Huber sowie die Präsentation des Bahnhofs zum 120-jährigen Jubiläum der Harmersbachtalbahn im Dezember 2024.
Und wie immer wurden die Teilnehmer nicht entlassen, bevor sie nicht eine Rätselfrage beantworten konnten, in diesem Jahr zu einem kaum bekannten Aussichtspunkt mit origineller Sitzbank oberhalb des Fürstenberger Hofs.