Insgesamt fanden bisher rund 110 Ausstellungen statt, die dritte Ausstellung von Werken Raymond E. Waydelichs „kam sehr schön an“.
„Souvenir, souvenir“, lachte Raymond Emile Waydelich am gestrigen Sonntagmittag herzlich: Als Antwort auf die Frage, worüber er, der 1938 in Straßburg geborene Künstler, sich mit den Gästen der Finissage seiner Ausstellung in der Galerie ARTHUS so lebhaft unterhält. Immer wieder schüttelte er Hände, verteilte in französischer Manier Umarmungen und Begrüßungsküsse, verbreitete Wohlfühl-Atmosphäre.
„Souvenir“ will heißen: Oftmals schwelgt er mit besagten Gästen in Erinnerungen, denn er hat treue Fans, die Ausstellungen seiner Werke schon seit drei oder vier Dekaden besuchen, „mindestens“. Die Finissage stellte gleichzeitig einen Neujahrsempfang dar. Als Bertin Gentges die rund 40 Gäste begrüßte, teilte auch er eine Erinnerung, in Form einer Anekdote – hatte ihn der elsässische Künstler doch vor Jahren auf der Straßburger Kunstmesse mit den Worten „Bonjour Monsieur Arthus“ angesprochen.
„So haben wir uns kennengelernt“, rekapitulierte der Galerist und stellte fest, „das ARTHUS feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum.“ 109 Ausstellungen hat es in dieser Zeit gegeben, drei davon waren den Werken Raymond Waydelichs gewidmet. Mit der jüngsten, nun zu Ende gegangenen Ausstellung zeigte der Galerist sich in puncto Resonanz sehr zufrieden. Um Gravuren und Radierungen handelte es sich, die während der Vernissage am 25. November von dem promovierten Laudator Friedhelm Häring bereits detailliert präsentiert worden waren.
Auf der Finissage nun nutzte Bertin Gentges die Gelegenheit, die Person Raymond Waydelichs vorzustellen. Da dies ob der weltweiten Bekanntheit des gelernten Bildhauers und studierten Künstlers eigentlich bedeute, „Eulen nach Athen zu tragen“, beschränkte er sich auf das Wichtigste. Darauf beispielsweise, dass der künstlerisch noch immer aktive Senior in vielen Bereichen tätig ist. Neben der breiten technischen Palette seiner Papierarbeiten umfasst sein Tun die Malerei, die Erschaffung von Plastiken und Skulpturen aus Keramik oder Bronze, sowie Assemblagen.
Ein Tausendsassa
Vieles davon entsteht nach Aussage Raymond Waydelichs in den Ateliers befreundeter, auch ausländischer Künstler, er selbst unterhält noch immer ein Atelier auf der griechischen Insel Kreta. „Er ist ein Tausendsassa“, sagte Bertin Gentges über den inzwischen 85-jährigen, der früher sehr sportlich war, als elsässischer Meister im Gewichtstemmen beispielsweise oder als Apnoetaucher (bis zu einer Tiefe von 40 Metern).
Doch der vielseitig Interessierte macht noch anderes, wie der Galerist berichtete: „In Unterharmersbach geht er regelmäßig fischen.“ Eine Fischzucht habe er dort, die bedeutende Lokalitäten beliefere. Zudem sei Raymond Waydelich „Weltmeister oder irgend so was im Angeln, er fängt also manchmal große Fische“, brachte Bertin Gentges die Zuhörer zum Lachen sowie zu der Erkenntnis, dass es nicht von ungefähr kommt, wenn in des Künstlers witzig-skurrilen Radierungen zwischen anderem Getier auch Fische auftauchen.
Skurril überdies eine in einem opulenten weißen Rahmen von Waydelich wie ein Bild präsentierte schwarze Schallplatte. „Auch eine Schallplatte ist eine Radierung, in ihr ist Musik eingraviert“, erklärte Bertin Gentges dazu und lobte die Eigenschaft seines Freundes, „ein bisschen neben der Spur zu denken, ein bisschen verrückt sein, so bleibt Raymond uns auch mit 85 Jahren erhalten.“
Überhaupt habe der elsässische Künstler im Laufe seines künstlerischen Werdegangs „ganz komische Dinge entwickelt“, meinte der Galerist mit einem Augenzwinkern. Zum einen ist das die sogenannte „Archäologie der Zukunft“, mit der sich der archäologisch interessierte Raymond Waydelich in seinen Werken befasst. Dahinter steckt dessen Worten zufolge die Idee, „auch die eigene Zeit, ja sogar eine noch nicht ahnbare Zukunft aus der Perspektive einer rückblickenden Rekonstruktion zu betrachten.“ Zum anderen ist da die „Lydia-Jakob-Story“, hat der Künstler doch einen in der heutigen Zeit stattfindenden Lebenslauf für eine im 19. Jahrhundert real existierende Schneiderin erfunden, auf deren Aufzeichnungen er zufällig gestoßen war und die er zu seiner imaginären Muse machte.
ARTHUS-Ausblick 2024
Seine Ansprache beendete Bertin Gentges mit einem Ausblick auf die in diesem Jahr in seiner Zeller Galerie anstehenden Ausstellungen: Arbeiten von Bodo Klös wird ARTHUS zum Jahresende zeigen, „er war ja schon mehrmals bei uns“. Eine weitere Ausstellung wird sich dem „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel widmen, und für den Herbst ist eine Ausstellung mit norddeutschen Realisten wie Lars Möller, André Krigar und Peter Mann geplant, „das wird eine schöne Gruppenausstellung.“
Überdies stehen Messeteilnahmen an: zum 20. Mal bei der ART Karlsruhe im Februar, bei der Kunstmesse in Köln im April, und im November beteiligt sich ARTHUS an der ART Frankfurt.





