Gemeinsam für den Frieden: Abschluss und Finissage der „Friedensklima“-Ausstellung hatte Überraschungen in petto.



Am Sonntagmorgen hatten die Kirchengemeinden zu einem ökumenischen Gottesdienst in den Rundofen eingeladen. Mitarbeitenden der Katholischen und Evangelischen Gemeinden in Zell führten ihn gemeinsam mit Pastoralreferent Clemens Bühler vom Katholischen Bildungszentrum und Pfarrerin Claudia Rohloff von der Evangelischen Erwachsenenbildung durch.
Für Überraschungen sorgte die Predigt von Eberhard Müller, Vortrag und Gesang von Rolf Metzler, ein Statement von Lu Martin, Mitglied bei BUND Kinzigtal und Fridays for Future, sowie ein gemeinsamer Kanon aller Anwesenden unter Leitung von Wolfram Dreher. Auch mit der Einladung zum Umtrunk hinterher hatte niemand gerechnet.
Verantwortlich sein
Thematisch passend hat der Kirchenchor das bekannte Lied „Verleih und Frieden“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy für den Beginn der Feier gewählt. Die Stimmen klangen von der oberen Ebene im Foyer des Rundofens. „Dies ist ein ungewöhnlicher Raum für einen Gottesdienst“, stellte Pastoralreferent Clemens Bühler in seiner Begrüßung fest. Diese Feier sei der Abschluss der vierwöchigen Ausstellung „Friedensklima!“ und wurde vorbereitet von Pfarrerin Claudia Roloff, Organisator der Ausstellung Eberhard Müller und ihm selbst. Er stellte das Altarbild vor: Das Misereror-Hungertuch 2023 eines afrikanischen Künstlers. Es stellt die Erde dar. Sie wird von Menschenhänden getragen. „Wir Menschen sind verantwortlich für diese Erde und wissen uns gleichzeitig in ihr gehalten von Gott“, interpretierte Bühler das Kunstwerk. Dass der Gottesdienst auf den Hiroshima-Gedenktag falle, sei bewusst gewählt, führte er weiter aus.
Jesus als Vorbild
Das Evangelium aus der Luther-Bibel stammt vom Evangelisten Matthäus und wird als Verklärung Jesu bezeichnet. In seiner Predigt ging Eberhard Müller auf dieses Evangelium ein. Er betrachtete zunächst den geschichtlichen Hintergrund und zitierte dann den bekannten Satz des Evangeliums, den Gott aus einer Wolke am Himmel herab gesprochen hat: „Dies ist mein lieber Sohn, auf den sollt ihr hören.“ Eberhard Müller erklärte, dass nicht nur das Hören wichtig sei, sondern auch das Sehen. „Gott ist in der Welt zu sehen und mit Jesus haben wir ein Vorbild, dass sich sehen lässt“, betonte Müller.
Nichts gelernt
Dann ging er auf den Hiroshima-Gedenktag ein, der laut Müller der Jahrestag eines schrecklichen menschengemachten Ereignisses ist: Hundertausende Menschen sind am 6. August 1945 beim Atomwaffenabwurf umgekommen. Schlimmer noch: Am 9. August 1945 ist eine weitere Atombombe auf Nagasaki abgeworfen worden. „Die Menschen lernen nichts daraus“, bedauerte Müller. Ausführlich thematisierte und kritisierte er deutsche Atomwaffenpolitik. Die „Friedensklima!“-Ausstellung in Zell solle einen hoffnungsvollen Weg aufzeigen. Durch die Zusammenarbeit der Kommunen und Bildungswerke sei diese Ausstellung möglich geworden. Eberhard Müller führte die Veranstaltungen der Ausstellung auf und eine Zusammenfassung der Themen. Das beeindruckendste Fazit daraus sei für ihn die Erkenntnis gewesen: „Gewaltfreie Methoden sind effektiver als militärische Methoden.“ Als letztes Stichwort wandte er sich dem Begriff „Zeitenwende“ zu: Diese habe vor 2.000 Jahren mit Jesus begonnen – dies sei die eigentliche Zeitenwende. Zum Ende seiner Predigt wählte er eine Metapher mit einem Schmetterling und wählte als Abschluss ein Zitat aus der Bergpredigt: „Selig sind die, die Frieden stiften.“
„Friede war möglich“
Pfarrerin Claudia Roloff stellte exemplarisch zwei Personen vor, die zum Thema „Was macht mir Mut für die Zukunft?“ ihre persönlichen Ansichten vortrugen: Rolf Metzler von der evangelischen Kirchengemeinde und Lu Martin, eine junge Frau von der Bewegung
„Fridays for Future’. Rolf Metzler berichtete, dass er 1944 in Wolfach geboren wurde und sein Vater im Krieg eingesetzt war, er folglich die ersten Lebensjahre vaterlos aufgewachsen ist. In der Schule habe er dann über den Krieg gelernt und in Physik über die Atombombe. 1965 sei er beruflich nach Japan gekommen und nach Pearl Harbour. Damals sei ein Frieden möglich gewesen zwischen den USA und Japan. Er persönlich habe noch Hoffnung auf Frieden. Die Antikriegshaltung werde deutlich in einem Lied von Udo Lindenberg („Kosmosliebe“), dass er – parallel mit der Musik vom Smartphone – zur Überraschung mitgesungen hat. Dafür erhielt er viel Applaus von den Zuhörern.
Resignierte
Klima-Bewegung
Lu Martin aus Haslach ist Mitglied im BUND Kinzigtal und bei Fridays for Future. „Die Zukunft macht mir wenig Mut“, begann sie resigniert ihren Vortrag. Mit der „Fridays for Future“-Bewegung hatte sie die Hoffnung, etwas zu verändern. Die Politiker haben auch versprochen, etwas zu tun. Doch passiert sei wenig. Die Verkehrswende ist beschlossen, aber nicht umgesetzt. Das Klimaziel wird nicht erreicht. Die „Fridays for Future“-Bewegung ist geschrumpft. „Unser Ziel ist es, die Folgen die Klimawandels zu begrenzen, indem zum Beispiel die Innenstädte begrünt werden“, erklärte Lu Martin. Es gebe in vielen Städten der Ortenau kleine Initiativen, die sie beispielhaft aufführte. Doch es seien zu wenige. In der Bibel stehe: Wir sollen die Schöpfung schützen. „Doch die Schöpfung – das sind doch wir! Werden Sie selber aktiv und helfen Sie mit, unseren Planeten zu schützen“, rief sie am Ende ihre Rede auf.
Spontaner Kanon
Die Fürbitten wurden von der evangelischen Kirchengemeinde gestaltet. Am Ende der Feier lud Dirigent Wolfram Dreher dazu ein, das bekannte „Dona nobis pacem“ als Kanon zu singen, was mit der Gemeinde spontan auch sehr gut klappte. Pastoralreferent Clemens Bühler dankte am Ende der Feier allen Beteiligten: „Es war ein lebendiger Gottesdienst mit unterschiedlicher Beteiligung.“ Die Kollekte geht an den Verein Friedenswege e.V. Dann dankte er ausdrücklich dem Kirchenchor für die schöne musikalische Gestaltung und Eberhard Müller für die Initiative und Organisation: „Ohne ihn wäre das Projekt nicht zustande gekommen.“
Zum anschließenden Umtrunk blieben die Besucher noch gerne zusammen und nutzten die Gelegenheit zur Begegnung und Gespräch.