Die CanTanten und der MGV Liederkranz trauern um ihre Dirigentin und Vizedirigentin. Bärbel Neunzig war Lehrerin mit Leidenschaft und ein Zeller Unikat.
Mit großer Trauer wurde die Nachricht vom Tod von Bärbel Neunzig aufgenommen. Sie ist am Samstag im Alter von 81 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Sie war Lehrerin aus Überzeugung und Chorleiterin mit Leib und Seele. Weltoffen und heimatverbunden ist sie durchs Leben gegangen. Sie war ein ehrlicher Mensch, immer gerade heraus – ein Zeller Unikat.
Die Wiege von Bärbel Neunzig stand am 14. August 1942 in der Zeller Hauptstraße. Ihr Vater war Schmiedemeister Leonhard Neunzig. Ihre Mutter war Luise Neunzig, geb. Kornmayer. Das Elternhaus von Bärbel Neunzig stand dort, wo sich heute die Metzgerei Wagner befindet. Ihr Bruder war Manfred Neunzig, der bereits im Jahr 2018 verstorben ist.
Bärbel Neunzig blieb unverheiratet und lebte zusammen mit ihrer Mutter im privaten Wohnhaus auf dem Lupfen. Nach deren Tod hat sie das Haus verkauft und ist in ein Appartement im betreuten Wohnen in der St.-Gallus- Straße umgezogen.
Musik und Lehramt
Bärbel Neunzig studierte in Freiburg Lehramt und ab solvierte an der Musikhochschule auch die Dirigentenausbildung. Sie war eine sehr gute Orgel- und Klavierspielerin. Sie bereicherte Konzerte und private Feiern.
Zu ihren beruflichen Stationen gehörten die Schule in Hausach, die Förderschule in Zell a. H. sowie die Grund- und Hauptschule in Unterharmersbach. Als Lehrerin war sie eine Respektsperson, bei der man etwas gelernt hat. Ihre letzte berufliche Wirkungsstätte bis zur Pensionierung war die Grundschule am Bildungszentrum Ritter von Buß in Zell a. H.
Die CanTanten ins Leben gerufen
Neben ihrem Lehrerberuf engagierte sich Bärbel Neunzig in besonderem Maße als Dirigentin und Chorleiterin. Der Frauenchor „Die CanTanten“ hat die Nachricht vom Tod ihrer Dirigentin Bärbel Neunzig mit großer Trauer aufgenommen. 24 Jahre lang hat sie den Frauenchor geleitet und dirigiert, im Frühjahr 2022 musste sie den Chor aus Alters- und Gesundheitsgründen aufgeben.
Der Chor und die Dirigentin waren eine eingeschworene Gruppe mit viel Freude am gemeinsamen Singen. Die CanTanten sind als Projektchor entstanden, der von Bärbel Neunzig initiiert wurde. Am Klavier oder Flügel gab sie den Ton an und in den Chorproben durfte auch viel gelacht und geredet werden. Der Frauenchor erreichte unter ihrer Leitung ein Niveau, das bei Chören in der ganzen Umgebung seine Anerkennung fand. Musikalischer Höhepunkt jeden Jahres war das Osterkonzert des Männergesangvereins in der Schwarz waldhalle, an dem die CanTanten einen Programmteil mit ihren Liedern gestalteten.
Neben Konzerten und Benefizveranstaltungen war dem Chor auch die Pflege der Geselligkeit wichtig. Der jährliche Chorausflug, der Abend in der Fasend und die musikalische Gestaltung privater Geburtstagsfeiern sorgten für viel Abwechslung. Im Juni 2022 verabschiedete sich der Chor offiziell von ihrer beliebten Dirigentin Bärbel Neunzig mit einem gemeinsamen Fest auf dem Oberburehof. Viele Chormitglieder hielten danach noch persönlichen Kontakt mit ihr und besuchten sie im betreuten Wohnen. Die Sängerinnen haben viele schöne Erinnerungen an gelungene Auftritte und fröhliche Stunden der Freizeit. Bärbel Neunzig war das Herzblatt des Chores.
Auch im Männerchor des MGV Liederkranz Unterharmersbach hat Bärbel Neunzig als Pianistin und Vizedirigentin über mehrere Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen. Sie hat die Sänger mit ihrer humorvollen, positiven Art und mit musikalischem Können überzeugt. Bereits im Jahr 2000 wurde Bärbel Neunzig zum Ehrenmitglied des MGV Liederkranz Unter harmersbach ernannt.
Amerika, China, Russland
Neben Beruf und Musik gehörte das Reisen zur Leidenschaft von Bärbel Neunzig. Zu Verwandten in Amerika pflegte sie die persönlichen Kontakte. Sie unternahm Reisen nach China und nach Russland, wo sie eine gute Bekannte hatte. Zu ihrer Reisefreudigkeit gehört auch, dass sie an der Volkshochschule die chinesische und russische Sprache erlernt hat.
Zuhause in Zell a. H. hielt sich Bärbel Neunzig als Mitglied in der Frauengruppe des Zeller Turnvereins fit. Bei Wind und Wetter war sie draußen in der Natur mit den Walking stöcken unterwegs.
Das letzte Lebensjahr von Bärbel Neunzig war von schwerer Krankheit geprägt. Wie aus dem Nichts ist sie an Demenz erkrankt. Zuletzt hat sie im „Haus am Harmersbach“ des Pflege- und Betreuungsheims Ortenau in der Spitalstraße gelebt, wo sie am Samstag verstorben ist.
Ihre letzte Ruhestätte wird die bekannte Mitbürgerin auf dem Zeller Friedhof finden. Zu Ehren vom Bärbel Neunzig werden sich nochmals die CanTanten zusammenfinden und zum Abschied Lieblingsmelodien ihrer geschätzten Chor leiterin singen.
Ich war Schülerin in der Hauptschule in Hausach und in der ersten Schulklasse, die Bärbel Neunzig nach ihrem Studium geleitet hat. Sie war damals eine Sensation unter der altgedienten Lehrerschaft. Mit ihren kurzen Haaren, in ihren Jeans (keine Frau trug damals Hosen) und mit ihrem Sportwagen. Sie war ein großes Vorbild in meinem Leben. RIP