»Ich gehe wohin Du mich weist« ist der Wahlspruch unter dem Gottfried Zurbrügg seit seiner Berufung in das Prädikantenamt der evangelischen Kirche Baden gewirkt hat. Schweren Herzens hat er nun diesen Auftrag zurückgegeben. Der Gottesdienst am ges trigen 3. Sonntag nach Epiphanias war einem ganz besonderen Ereignis gewidmet. Prädikant Gottfried Zurbrügg wurde von Dekan Rainer Becker auf eigenen Wunsch aus dem Prädikantenamt entlassen.



Schon das Eingangslied „Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein…“ passte gut zu dem Verständnis, mit dem Gottfried Zurbrügg seinen Prädikantendienst verrichtet hat. Denn er versteht sich immer als ein Reisender im Auftrag des Herrn.
Viele Stationen und Dienstorte
Geboren im Jahre 1945 in Bielefeld hatte er schon viele Stationen und Dienstorte als Lehrer durchlaufen und war auch in den neuen Bundesländern tätig gewesen, als er an die Realschule in Zell am Harmersbach kam. Er lernte die Evangelische Kirchengemeinde kennen und trat in den Ältestendienst ein. Im Jahre 2000 wurde er von Pfarrer Martin Brunnemann in Zell am Harmersbach auf das Prädikantenamt angesprochen, von Dekanin Jutta Wellhöner berufen und hat seitdem bis zu 50 Gottesdienste pro Jahr geleitet.
In dieser Zeit erhielt Gottfried Zurbrügg auch das Angebot, in die Zehntgemeinschaft Jericho einzutreten. Es ist eine Gemeinschaft von PfarrerInnen im Ruhestand, die einen Zehnten ihrer Zeit für den Herrn geben. Konkret handelt es sich um mehrere Vertretungen pro Jahr für drei bis vier Wochen in einer Gemeinde, irgendwo in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg.
In Zell seine Heimat gefunden
Auch wenn Gottfried Zurbrügg hier in Zell seine Heimat gefunden hat, war er immer unterwegs und hat an viele Türen geklopft, oft mit der bangen Frage, was wird mich erwarten. Wenn er im Auftrag unterwegs war, hat es immer und irgendwie gepasst. „Wie gut, dass sie kommen, wir haben sie schon erwartet“, wurde er willkommen geheißen.
Gottfried Zurbrügg ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. In einer der Geschichten, die in seine Predigt eingeflossen waren, berichtete er von einer Situation, in der er kurzfristig und ohne jede Voranmeldung zur Hilfe in eine Familie gerufen wurde und wo er genau mit diesen Worten empfangen worden war. Er sagte, es ist ein großer Unterschied, ob ich auf meinem eigenen Weg gehe oder vom Herrn gesandt bin.
Lange Tätigkeit als Prädikant
Im seiner langen Tätigkeit als Prädikant hat er auch einige öffentliche Einrichtungen wie Altenpflegeheime und sogar eine Polizeiwache gesegnet. Es sind dies Orte, wo Menschen am meisten des Segens bedürfen. Mit einer Anekdote aus seiner Zeit als Schulleiter im Schuttertal, wo die Kinder noch vor dem Verlassen des Hauses von ihren Eltern gesegnet werden, erinnerte Gottfried Zurbrügg daran, dass wir alle das Recht haben, einen Segen auszusprechen. Daran anknüpfend wies er auf die beruhigende Kraft des Gebetes hin, insbesondere das Vaterunser. Diese Kraft durften dann auch die zahlreichen Besucher des Gottesdienstes erfahren.
Stehenden Ovationen der Gottesdienstbesucher
Dekan Rainer Becker nahm die eigentliche Verabschiedung vor, bedankte sich für all das geleistete, entband Gottfried Zurbrügg von seinen Pflichten und überreichte sowohl ein persönliches als auch ein Geschenk der Kirchengemeinde. Die Gottesdienstbesucher schlossen sich dem mit stehenden Ovationen an.
„Wir bedanken uns auch als Kirchengemeinde sehr herzlich für die intensive und bereichernde Arbeit die Gottfried geleistet hat. Seine lebendigen, dem Leben zugewandten Gottesdienste werden wir nicht vergessen und die Impulse, die er in Ältestensitzungen oder Artikeln im Gemeindebrief gegeben hat, sind uns kostbar“, waren die Dankesworte zum Abschied.
Ruhigere Zeiten
In seinem Schlusswort sprach Gottfried Zurbrügg von ruhigeren Zeiten, denen er mit der Gewissheit entgegensieht, jederzeit vom Glauben an den Herrn getragen zu sein. Die Zeller Kirchengemeinde freut sich, dass der scheidende Prädikant mit gelegentlichem Mitwirken an Gottesdiensten und Beiträgen zum Gemeindebrief präsent bleiben möchte. Er wurde mit den Worten verabschiedet: „Wir wünschen viel Glück, gute Gesundheit und schöne gemeinsame Erlebnisse mit der Familie, den Enkeln und seiner Lebensgefährtin Susanne Mandrella.“
Dekan Rainer Becker erteilte den Segen und Gottfried Zurbrügg sprach noch einige Dankesworte. Markus Staiger, der den Gottesdienst musikalisch gestaltet hatte, ließ zum Abschied noch eine gefühlvolle Melodie auf dem Klavier erklingen. Die Besucher des Gottesdienstes nahmen am Ausgang gerne die Gelegenheit zu einer persönlichen Verabschiedung wahr.