»Manche Geschichten wollen nicht erfunden, sondern gefunden werden«, sagt Maria Hermann. Die in Zell am Harmersbach lebende Fantasy-Autorin muss es wissen, denn genau so ist es ihr mit Tala gegangen. Die Geschichte eines Fantasy-Epos.
Es war ein Moment im Sommer vor 14 Jahren, der das Leben von Maria Hermann für immer veränderte. »Ich habe in meinen Gedanken plötzlich ein Mädchen gesehen, das vor einem Tannenwald steht«, erzählt die 38-Jährige, die in Zell am Harmersbach lebt. Es war die Geburtsstunde von Tala. »Ich bin sofort reingefallen in ihre Geschichte, in eine magische Welt, und musste anfangen zu schreiben«, so Hermann.
In den Monaten und Jahren danach saß sie teilweise bis zwei oder drei Uhr nachts am Schreibtisch, um Talas Abenteuer in den »Vielwelten« – einem Parallel-Universum voller magischer und mystischer Geschöpfe – zu erzählen. Mittlerweile wurden daraus rund 1.500 Seiten in »Tala und die vergessenen Tore« sowie »Tala und der verschollene Weise 1 und 2«, erschienen als Taschenbuch und Hardcover bei Books on Demand. Der dritte und abschließende Band der »Vielwelten-Trilogie« mit dem geplanten Titel »Tala und das verlorene Wissen« ist in Arbeit und soll in den nächsten Jahren veröffentlicht werden.
Welten entdecken
»Ich brauche selbst immer eine ganze Weile, um die Welt zu entdecken, über die ich schreibe. Da bin ich wie eine Wissenschaftlerin«, erklärt die Autorin, warum sie für das Schreiben eines Bandes in der Regel drei bis vier Jahre benötigt.
Furcht und Fantasy
Maria Hermann wurde 1984 in Freiburg geboren. Sie beschreibt sich selbst im Rückblick als »neugieriges Kind mit dem Hang zur wilden Lebenslust.« Aber wenn es dunkel wurde, war es damit oft vorbei. »Ich wurde von Alpträumen geplagt, hatte große Angst vor der Dunkelheit und dem Einschlafen«, erinnert sie sich und weiß, dass dies auch so etwas wie der Ursprung ihrer Karriere als Fantasy-Autorin war. »Das habe ich beim Schreiben voll verarbeitet, Tala fürchtet sich genauso vor der Dunkelheit. Und wahrscheinlich wäre die eine oder andere Szene längst nicht so gruselig, wenn ich früher nicht so viel Angst gehabt hätte«, meint sie.
Von der Bühne …
Nach dem Abitur 2004 am St. Ursula Gymnasium in Freiburg gehörte ihre Leidenschaft aber zunächst der Schauspielerei. Sie absol- vierte eine Tanz-, Gesang- und Schauspielausbildung an der Hamburg-School-of-Entertainment, spielte am Hamburger Schmidt-Theater, beim Jahrmarkttheater in der Lüneburger Heide, tourte durch ganz Deutschland.
… zur Winkelwald-Klinik
Eine schwere Erkrankung im Frühjahr 2011 wurde zu einem einschneidenden Ereignis in Maria Hermanns Leben. »Ich habe dann sehr stark gespürt, wie mich die täglichen Bühnenauftritte unter Druck setzen. Das hätte mich auf Dauer überfordert und nicht glücklich gemacht.« Stattdessen steuerte sie einen neuen Kurs ein, kehrte nach Südbaden zurück und studierte Psychologie an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Nach dem erfolgreichen Abschluss im Jahr 2019 führte sie der berufliche Weg an die Winkelwald- Klinik in Nordrach.
Beruflich und privat angekommen
Mit ihrem Mischlings-Hund Akhiro, der mit seinen verschiedenfarbigen Augen selbst eine gewisse Magie ausstrahlt, wohnt sie seither in Zell a. H. und genießt die Natur bei ausführlichen Spaziergängen durch die Harmersbacher Wälder. »Für mich hat der Wald einfach etwas Mystisches, das genieße ich total und bin immer wieder begeistert, wie toll die Wege gestaltet sind. Ich fühle mich hier privat und beruflich sehr wohl. Vor allem hatte ich in Zell von Anfang an nicht das Gefühl, fremd zu sein. Die Menschen hier haben es mir total einfach gemacht«, freut sie sich.
Sofort drin
Während dieser erlebnisreichen Zeit war die Geschichte um die elfjährige Tala ihre ständige Begleitung. Inspiration dafür erhielt sie in verschiedenen weltbekannten Fantasy-Romanen. »Ich liebe Harry Potter. Wenn ich einen Band aus dem Regal ziehe und nur einen Satz lese, bin ich sofort wieder drin in der Geschichte«, erzählt die Südbadenerin. Noch mehr inspiriert hat sie jedoch J.R.R. Tolkien mit seiner Reihe »Der Herr der Ringe.« Noch vor Harry Potter habe sie dieses Fantasy-Epos verschlungen, »als ich 14, 15 war. Da habe ich mich gefühlt, als wäre ich selbst in Mittelerde.«
Liebe zur »Unendlichen Geschichte«
Als ihren Lieblingsautor bezeichnet sie den US-Amerikaner Patrick Rothfuss (»Der Name des Windes«, »Die Furcht des Weisen«): »Er ist für mich ein Meister, einer der es schafft sehr viel mehr zu erzählen, als die gedruckten Worte eigentlich ausdrücken. Eine Mehrdimensionalität, die ihresgleichen sucht.« Und noch ein weiterer Klassiker liegt bei der 38-Jährigen ganz hoch im Kurs: »Die unendliche Geschichte von Michael Ende ist so etwas wie meine Bibel. Das Buch hat mich geprägt, ich lese es auch heute noch immer wieder.«
Über Genre-Grenzen hinweg
Inzwischen stehen ihre eigenen Bücher in den Regalen. Das Genre bezeichnet Maria Hermann als »High Fantasy mit Science-Fiction-Elementen.« Tala trifft auf ihrer Reise durch die Vielwelten auf Verbündete wie den Rebellen Janus, den Riesenwolf Lycaon oder Nerthus, den Meister der Geisteskunst, sie muss sich mit Widersachern wie den scheinbar unsterblichen Cyrill Aragaz oder der Schamanin Sedna auseinandersetzen. »Natürlich gibt es irgendwann auch eine Liebesgeschichte, aber erst wenn Tala etwas älter ist«, lacht die Autorin und will nicht zu viel verraten.
Schreiben als Handwerk
Beim Schreiben hat sich Maria Hermann hauptsächlich auf ihr Bauchgefühl, ihre Intuition verlassen. »Natürlich kommt im Laufe der Jahre und durch die Zusammenarbeit mit Lektoren, anderen Buchautoren oder auch das Feedback der Fans ein gewisses Handwerk dazu«, erklärt sie die pausenlosen Überarbeitungen, »aber letztlich muss es immer zu der Welt passen, in der ich mich gerade befinde. Da bin ich selbstbewusst genug, auch mal eine Regel zu brechen.«
Herzklopfen vor der Erstveröffentlichung
Die Erstversion ihrer Bücher veröffentlichte die Autorin vor gut sechs Jahren in Eigenregie. »Ich hatte so unglaublich Angst, als das erste Buch rauskam. Was ist, wenn es niemandem gefällt? Das ist mein Seelenbuch, da steckt so viel Herzblut drin«, berichtet sie: »Wenn das Buch abgelehnt wird dann hatte ich das Gefühl, ich werde abgelehnt.« Aber es fand sich schnell eine Fangemeinde, die Newcomerin bekam viel Lob von etablierten Autoren und Buchhändlern, auch die Rezessionen fielen überwiegend positiv aus.
»Verlage haben wenig Mut zu Innovation«
Im Herbst 2022 kam die überarbeitete Neuauflage mit professionell gestalteten Covern über die Self-Publishing-Plattform »Books on Demand« auf dem Markt. »Natürlich würde ich mich freuen, einen Verlag zu finden, der zu mir und meinen Büchern passt. Das würde die Marketing-Arbeit erleichtern. Aber viele deutsche Verlage gehen auf Nummer sicher und kaufen lieber Bestseller aus dem Ausland, vor allem in der Fantasy-Sparte. Da gibt es bisher eher wenig Mut zu Innovation«, bedauert sie.
Das wird aber weder Maria Hermann beim Schreiben noch Tala bei ihrer Reise durch die Vielwelten aufhalten. »Es gibt Geschichten«, sagt sie, »die werden erfunden. Und es gibt Geschichten, die werden gefunden. Ich habe die Tore der Vielwelten für alle offen gelassen, die mutig genug sind, hindurch zu treten.«
INFO
Autorin: Maria Hermann
• »Tala und die vergessenen Tore«
Hardcover: ISBN 97837568 40175; Taschenbuch: ISBN 9783756840199
• »Tala und der verschollene Weise – Teil 1«
Hardcover: ISBN 97837568 40144; Taschenbuch: ISBN 9783756834372
• »Tala und der verschollene Weise – Teil 2«
Hardcover: ISBN 97837568 40311
Die Helden und Antihelden der »Vielwelten-Triologie«
Tala
Das elfjährige Mädchen mit den dunklen Haaren strotzt vor Lebenslust und Neugier, trotz allem, das sie schon durchmachen musste. Sie vereint auf besondere Weise Licht und Schatten, sie ist auf der einen Seite ein offenes Buch und doch verbergen sich in ihr so große Geheimnisse und Kräfte, dass sie oft vor sich selbst Angst hat. Sie ist sehr stark und dennoch verletzlich. Sie vereint die Wiedersprüche, die in uns Menschen auf sonderbare Weise vereint sind.
Janus
Ein Spion der Rebellen, die gegen die dunkle Macht kämpfen. Er verhilft Tala zur Flucht in die Eiswelt. Janus ist klug, ehrlich und kämpft mit voller Überzeugung für die Freiheit seiner Mitmenschen. Sein tierischer Gefährte ist ein Schneefuchs namens Alopex. Dieser hilft ihm bei seinen gefährlichen Reisen in die Erdenwelt und spielt vor allem im zweiten Band eine wichtige Rolle.
Lycaon
Der König der Riesenwölfe, der Tala unter seine Fittiche nimmt, ist sehr rätselhaft, denn normalerweise lassen sich die Wölfe der Eiswelt höchst ungern mit den Menschen ein. Er ist ein schwarzer Wolf, etwa so groß wie ein mittelgroßes Pferd. Sein Wesen ist genauso geheimnisvoll wie seine Beweggründe. Sein Sohn Apeiron ist im zweiten Teil des zweiten Bandes ebenfalls von großer Bedeutung.
Nerthus
Der Meister der Geisteskunst soll Tala helfen, an das Geheimnis, das sich in ihrem Inneren verbirgt, heranzukommen. Seine Besonderheit: er trägt stets verrückte Kleidung. Genauso kurios ist auch sein Charakter, mal ganz der ernsthafte Meister, und dann wieder ein absonderlicher Paradiesvogel, der die Welt mit eigenen Augen sieht.
Themistos
Der Zeitwissenschaftler lebt in einer unterirdischen Höhle und verhilft Tala und Janus mit einer seiner erstaunlichen Erfindungen zur Flucht. Er ist ein sehr liebenswerter Einsiedler, der die meiste Zeit nur Augen für seine wissenschaftlichen Forschungen hat und diesen mit großer Begeisterung und Neugier nachgeht.
Gesellschaft der Wissenden
Eine finstere Macht, die ihre Greifer und Rabenspäher aus mysteriösen Gründen nach Tala aussendet. Im Zentrum steht ein schattenhaftes Wesen, dem Tala immer wieder in ihren Alpträumen begegnet. Dieses Wesen wird von seinen Dienern der »Allerhöchste« genannt.
Cyrill Aragaz
Er ist für die Gesellschaft der Wissenden ebenfalls eine Art Meister der Geisteskraft (ähnlich wie Nerthus für die Rebellen). Er wird auf Tala und die Rebellen angesetzt und soll sie und die Weltenuhr dem Allerhöchsten übergeben. Seine Eigenheiten: Er verlängert sein Leben immer wieder durch unnatürliche Mittel und ist gefährlich gerissen.
Sedna
Eine alte Schamanin, die den Rebellen einzureden versucht, das von Tala eine große Gefahr ausgeht. Sie möchte Tala am liebsten ins Nebelmeer werfen lassen, wo der sichere Tod sie erwarten würde. Begleitet wird Sedna häufig von dem undurchsichtigen Raben Conan.