Das Trio gibt sich gerne geheimnisvoll. Der Raum und die Bühne abgedunkelt und beim ersten Song überraschen ungewohnte Klänge der elektrisch verstärkten Geige und ein vom Schlagzeug dominierter Sound. Und wenn die Videoclips bildstark und eindrucksvoll über die Leinwand flimmern, entsteht eine Dynamik, die mitreißt. Dieser musikalische Pulsschlag steckt an.
Das Publikum im vollbesetzten Kultur- und Vereinszentrum geht mit – klatschend und fußwippend. Auch viele junge Leute sind anwesend, um die neunköpfige »Halbe Meter Band« der Musikschule Offenburg zu feiern, die einen »klingenden Stepptanz der Hände« hinlegt.
Der irische Stepptanz und vielfältige Impressionen der Grünen Insel haben die Frontfrau des Trios, Cornelia »Nenya« Klose, in ihren musikalischen Ideen geprägt, was der Konzert-Opener »Cry oft he Celts« verdeutlicht. Wobei die vordergründig eingängigen Melodien sich bei genauerem Hinhören als komplex strukturiert und rhythmisch vertrackt erweisen. Die Band bezeichnet ihren Sound als »Celtronic«, in etwa eine Mischung aus New Folk, Prog-Rock mit Elementen der klassischen Musik in Kombination mit elektronischen Klangmalereien.
Musik und Film als Einheit
Motor des Live-Acts ist Peter Weiner, der mit seinen raffinierten und zugleich leichtfüßigen Schlagzeugmustern immer wieder Signale an die Solistin setzt. Keyboarder Michael Quast, ein renommierter Arrangeur und Komponist, hat es manchmal nicht leicht. Sein Spiel verblasst mitunter im perkussiven Soundgewitter. Aber er schafft flächige Klanglandschaften, die eine Nähe zur Ambient Music entwickeln. Mit den Basstönen sorgt er stets für den richtigen Groove.
Im Nenya-Klassiker »Schatten im Herz« ergänzen ambitionierte und höchst eindrucksvolle Filmaufnahmen von irischen Landschaften, den Küsten und dem Meer das akkurate Spiel des Trios. Es ergeben sich reizvolle Momente, wenn die Fiddle auf der Leinwand und auf der Bühne simultan erscheint oder Nenya lippensynchron mit sich selbst singt. Ein melancholisches Lied aus der Bretagne in gälischer Sprache erzählt von Auswanderern, die sich in Amerika wiedersehen. Eine stimmige Interpretation, vom Publikum mit viel Beifall und »Bravo«-Rufen honoriert.
»Halbe Meter Band« macht keine halbe Sachen
Wenn die neun coolen Jungs der »Halbe Meter Band« aus der Offenburger Musikschule wie Pop-Stars mit John Lennon-Sonnenbrillen und dunklen Wayfarers auf der Nase anrücken, steigt die Spannung. Von Nenyas Fiddle begleitet, packen Bongos, Congas, Tom-Toms und ein komplettes Drum-Set den »Irish Song« in ein von Peter Weiner arrangiertes Klanggewand, das dem Song ausgezeichnet steht.
Musik und Poesie
»Wir verstehen uns als Liveband, die gerne improvisiert, die den Kontakt zum Publikum sucht«, hat Nenya einmal erklärt und dementsprechend herzlich ist die Kommunikation mit dem Publikum. Für eine Überraschung sorgt dann die Ankündigung, vertonte Gedichte der 2016 verstorbenen Zeller Autorin Anni Weiner zu präsentieren: »Herbststurm« zur Melodie des Evergreens »Scarborough Fair« erklingt emotionsgeladen, getragen von Nenyas mit leichtem Hall unterlegter Stimme und subtiler Pianobegleitung von Michael Quast. Ebenso »Unser Tal«, eine Hymne auf das Herrenholz in Unterharmersbach, zur Melodie des irischen Traditionals »Wild Mountain Thyme« und als Höhepunkt »Baum im Herbst«, gesungen zur Melodie von »Greensleeves« und versehen mit traumhaft schönen Filmbildern auf der großen Leinwand über der Bühne.
Ein »feuriger« Brahms und tolle Trommeln
Nach dem »Celtic Summer« und dem lyrischen Herbst ist der Boden für den »Winter« (aus Vivaldis »Vier Jahreszeiten«) bereitet: Geige und Keyboard duettieren großartig, befeuert von Peter Weiners treibenden Beats. Nicht minder pulsierend und variantenreich erklingt »Brahms on fire«, eine formidable Power Rock-Version, untermalt von fantasievollen Video-Szenen, in die Weiner Stummfilmsequenzen der legendären »Nosferatu«-Adaption von Friedrich W. Murnau eingefügt hat. Die »Rocky Horror Picture Show« lässt grüßen. Eine fulminante und kristallklar intonierte Trio-Darbietung.
Für den musikalischen Ausklang sorgen die coolen Trommler der »Halbe Meter Band« mit einem knallharten »Blacksmith« und einem gelungenen Rhythmusarrangement zur Titelmelodie des Films »Piraten der Karibik«. Den definitiven Schlusspunkt setzen zwei vom Publikum lautstark geforderte Zugaben. Zusammen mit den Head linern des Abends, Nenya.
Peter Weiner dankte den Helfern, die zum Gelingen des Konzerts beigetragen haben und lobte die Kooperation mit der Musikschule Offenburg. Dank erging auch an den Deutschen Musikrat und die Förderung durch den Bund für Kunst und Medien.