Die Seelsorgeeinheit Zell hat eine Pilgerreise in das Heilige Land unternommen. Zehn Tage waren 24 Frauen und Männer mit Pfarrer Bonaventura Gerner unterwegs, um die Orte aufzusuchen, an denen laut der Bibel Jesus gelebt und gewirkt hat.








Tobit-Reisen organisierte den Aufenthalt mit geistlichen Impulsen, Spiritualität, Bildung und Kultur. In Israel und Palästina konnte die Gruppe eindrucksvoll gestaltete Kirchen besichtigen, die das jeweilige Bibelthema in Altarbildern, Mosaiken und Fresken kunstvoll darstellten. Die Reisegruppe feierte festliche Gottesdienste und absolvierte daneben ein umfangreiches weltliches Programm.
Multireligiös und zerrissen
Die Gruppe erlebte Israel als multireligiöses Land, das nicht nur von Juden, Muslimen und Christen, sondern auch von vielen Untergruppierungen dieser Glaubensrichtungen geprägt ist. 75 Prozent der Einwohner sind Juden. Christen stellen mit zwei Prozent nur eine kleine Minderheit dar. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten im Zusammenleben wurden vom Reiseleiter Sharon eingehend beschrieben.
Den israelisch-palästinensischen Konflikt erlebte die Gruppe hautnah mit. Reiseleiter Sharon besitzt die israelische Staatsbürgerschaft und darf palästinensisches Autonomiegebiet nicht betreten. Jericho und Bethlehem liegen in Palästina. Deswegen übernahm in Bethlehem ein palästinensischer Reiseleiter die Gruppe, der seine Sicht des Konflikts eingehend schilderte. Israel präsentierte sich der Pilgergruppe damit auch als ein zerrissenes Land, das nicht zur Ruhe kommt. Lösung ist keine in Sicht.
Pilgern in der Hitze
In Israel herrscht subtropisches Klima. Im Norden am See Genezareth waren die Temperaturen mit 30 Grad noch erträglich. Je weiter die Reise nach Süden führte, desto weiter stieg auch das Thermometer. Es erreichte mit 44 Grad Celsius am Toten Meer den Höhepunkt. Danach lagen die Temperaturen bei 32 bis 35 Grad Celsius.
Die Gruppe war viel zu Fuß unterwegs und in Bethlehem und Jerusalem geht es sehr oft bergauf und bergab. Viele Treppen waren zu bewältigen. In der Altstadt von Jerusalem bestehen sie oft aus großen Steinquadern. »Das ist schon eine körperliche Herausforderung«, stellte nicht nur das Ehepaar Albrecht fest. Man suchte ständig den Schatten, um sich zu akklimatisieren. Willkommende Abkühlung bildete der Besuch von Kirchen, die alle eine Klimaanlage haben. Auch die Fahrten im Bus erlebte die Gruppe als temperaturmäßig angenehm.
Treffpunkt Dachterrasse
In Israel haben fast alle Häuser Flachdächer. In den Pilgerherbergen gibt es Dachterrassen. Die nutzte die Gruppe abends gerne als Treffpunkt. Man saß unter dem Sternenhimmel, kostete den selbstgekauften israelischen Wein und ließ den Tag Revue passieren. In Erinnerung bleibt der Gruppe die Dachterrasse des Hotels in Jerusalem. Es lag mitten in der Altstadt und bot einen prächtigen Ausblick über die nächtliche Umgebung mit den vielen beleuchteten Kirchen.
Deutscher Reiseleiter mit israelischem Pass
Großen Anteil am Gelingen der Reise und der allzeit guten Stimmung hatte Reiseleiter Sharon. Sharon ist Deutscher und lebt seit 20 Jahren in Israel. Mit seiner sympathischen Art und seinem enormen Wissen über Israel beeindruckte er die Gruppe sehr. Er beschrieb eindrücklich, wie die religiösen Orte zur Zeit Jesu ausgesehen haben und wie die Bibelstellen zu deuten sind. Unvergessen seine Interpretation der Bibelstelle »Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, biete ihm auch die linke an« auf dem Berg der Seligpreisungen.
Durch Sharon lernte die Gruppe außerdem traditionelles israelisches Essen kennen und sogar einige Worte in hebräischer Sprache. Um das Wohlergehen der Gruppe war Sharon immer bemüht.
Irritiert reagierten die Teilnehmer auf das offensichtliche Müllproblem in Israel und Palästina. An die großen Mengen Dreck und Unrat an den Straßenrändern, auf Brachflächen und auch in der freien Natur kann man sich als ordnungsliebender Mensch nicht gewöhnen. Jerusalem und Tel Aviv präsentierten sich dagegen aufgeräumt und sauber.
Nazareth und Akko
Am Montag, den 23. Mai 2022 reiste die Gruppe mit dem Linienflug von Zürich nach Tel Aviv und bezog das erste Hotel in Tiberias am See Genezareth.
Am nächsten Tag stand die Besichtigung von Nazareth, der Geburtsstadt Jesu, auf dem Programm. Bei einem Rundgang durch den Ort besuchte die Gruppe den Marienbrunnen, die orthodoxe Gabriels-Kirche, die Altstadt und die Verkündigungskirche. Am Nachmittag ging es in die Hafenstadt Akko, der alten Kreuzfahrerstadt im Norden Israels. Bei einem Rundgang erlebte die Reisenden die türkisch-arabische Altstadt mit der unterirdischen Kreuzfahrerstadt.
See Genezareth, Karfarnaum
Der dritte Tag war den heiligen Stätten am See Genezareth gewidmet. Der Bus fuhr die Gruppe auf den Berg der Seligpreisungen; sie besichtigte die Kirche mit dem dazugehörigen Park und der schöne Ausblick auf den See fand Anklang als Fotomotiv. Dann erfolgte ein Spaziergang hinunter zum See mit Besuch der Brotvermehrungskirche. Direkt am Seeufer feierte man einen inhaltstiefen Gottesdienst mit dem Thema der Brotvermehrung. Das Gleichnis von Jesus wird diesem Ort zugeordnet. Jesus hat zwei Fische und fünf Brote durch ein Wunder zu so vielen Broten und Fischen vermehrt, dass eine große Menge Menschen davon satt wurde. Nach der Mittagspause ging die Fahrt nach Karfarnaum, der Heimat des Simon Petrus und häufiger Aufenthaltsort von Jesus. Dort besuchte die Reisegruppe die Synagoge, in der Jesus lehrte, und das Haus von Simon Petrus.
Magdala, Wüste, Totes Meer, Jericho
Am nächsten Tag ging die Fahrt nach Magdala mit einer Wanderung durch das Taubental. Danach stand ein Besuch des Magdala-Centers in Migdal auf dem Programm, wo man die historischen Ausgrabungen der biblischen Stadt Magdala besichtigen kann. Der See bildete die Kulisse für die Mittagspause. Bei der anschließenden Fahrt durch das Jordantal bis zum Toten Meer erlebten die Harmersbacher eine große Veränderung der Landschaft hin zur kargen judäischen Wüste, die sich als Steinwüste präsentiert. Sehr überrascht reagierten die Reisenden, als plötzlich eine Kamelherde vorbeizog. Am Jordan besuchte die Gruppe die Taufstelle Jesu und konnte selbst die Füße in das Flusswasser tauchen. Auf der anderen Uferseite beginnt Jordanien.
Das Toten Meer gilt als tiefster Punkt der Erde. Es liegt 430 Meter unter dem Meeresspiegel. Gerne nutzte die Gruppe die Gelegenheit zu einem Bad. Durch den hohen Salzgehalt des Meeres treibt man auf dem Wasser. Bei einer Außentemperatur von 44 Grad Celsius Entspannung pur. Bei der Autofahrt nach Jericho informierte Reiseleiter Sharon die Gruppe über die zunehmende Problematik des sinkenden Wasserstandes am Toten Meer (das Meer verliert jedes Jahr einen Meter Wasserstand wegen fehlender Niederschläge) und die daraus entstehenden geologischen Folgen (großflächige sinkende Löcher). Bauvorhaben am Toten Meer können nicht mehr realisiert werden.
Sehr irritiert reagierten die Teilnehmer auf Sharons Ankündigung, sie nicht nach Jericho begleiten zu dürfen, da die Stadt in Palästina liegt. Sharon besitzt die israelische Staatsbürgerschaft und darf palästinensisches Autonomiegebiet nicht betreten. Ausführlich wurde die Gruppe über den sogenannten Nahostkonflikt informiert. Aber Jericho diente lediglich zum Übernachten, am nächsten Tag ging es gleich weiter
und Sharon wurde außerhalb der Stadtgrenze wieder abgeholt.
Massada, EnGedi, Betlehem
Einen besonderen Höhepunkt erlebte die Gruppe am Folgetag. Mit der Seilbahn fuhr man zur Felsenfestung des Herodes in Massada. Dort lernte die Gruppe in einer ausführlichen Führung die spannende Geschichte dieser Festung kennen, den Blick weit über die judäische Wüste schweifend. Zu Zeiten Jesu hieß dieses Gebiet Judäa und Samarien. Nach der Mittagspause ging es in den Naturpark EnGedi mit einer kleinen Wanderung zu einem Wasserfall. Dann erfolgte die Fahrt nach Bethlehem in eine wieder grüne Landschaft auf 300 Meter Höhe. Wieder musste sich die Gruppe von Sharon verabschieden, da auch Bethlehem in Palästina liegt. Mit Kamal, dem palästinensischen Reiseleiter besichtigte die Gruppe den Ortsteil Battir, der wegen seiner antiken Terrassen als Weltkulturerbe gilt. Dann ging es in Bethlehem durch biblische Landschaften: die sogenannten Hirtenfelder, in denen der Überlieferung nach der Erzengel Gabriel den Hirten erschienen ist und die Ankunft Jesus verkündet hat. Nahe an dieser Landschaft feierte man draußen ein Gottesdienst und erinnerte an dieses Ereignis. Die schöne Altstadt von Bethlehem mit den kleinen Gassen wurde erkundet sowie die Geburtskirche von Jesus, in der die Gruppe wider Erwartungen sogar alleine war und gleich die Geburtsstelle anschauen konnte. Dort sang man das Lied »Zu Bethlehem geboren« und es gab Gelegenheit zum persönlichen Gebet.
Ölberg, Via Dolorosa, Grabeskirche
Am nächsten Tag führte die Reise nach Jerusalem, zunächst auf den Ölberg. Mit Blick auf die Altstadt entstand ein Gruppenfoto und Sharon erklärte die wichtigsten Gebäude. Auf dem Spaziergang zur Altstadt kam die Gruppe an einem der großen Judenfriedhöfe Jerusalems vorbei. Vom Ölberg ging der Weg zum Garten Gethsemane mit der Kirche der Nationen und über das Löwentor hinein in die Altstadt. Vorbei an der St.-Anna-Kirche erreichte die Gruppe die »Via Dolorosa«, den Leidensweg Jesu mit den verschiedenen Stationen des Kreuzwegs. Aufgrund des Besucherandrangs im Inneren erklärte der Reiseleiter Wissenswertes zur Grabeskirche schon vor ihren Pforten. Die Kirche ist in vier Bereiche aufgeteilt: einen jüdischen, einen armenischen, einen orthodoxen und einen christlichen Teil. In der Kirche gibt es diverse Baustellen mit entsprechendem Baulärm. Da zudem im Gebäude Führungen in verschiedenen Sprachen stattfinden, ist es schwierig, einen Platz für Andacht zu finden. Einige Teilnehmer sind später noch einmal in die Kirche gegangen, um einen Andachtsmoment zu finden.
Gottesdienst, Yad Vashem, Markttreiben
Am nächsten Tag ging es in aller Früh in die Grabeskirche. Gottesdienst um 6.30 Uhr. Aufgrund der Besonderheit des Ortes für die Gruppe ein theologischer Höhepunkt ihrer Reise. Wegen der Menge der angemeldeten Gottesdienste kam dieser frühe Termin zustande. Danach erfolgte ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit der »Allee der Gerechten«, der Kindergedächtnisstätte und des weitläufigen Parks der Anlage. Am Nachmittag freute sich die Gruppe auf den Besuch des Jerusalemer Markts mit seinem bunten Treiben. Ein Kaleidoskop der israelischen Gesellschaft und außergewöhnlicher Produkte und eine gute Gelegenheit, um Andenken zu kaufen.
Klagemauer, Tempelberg, Hiska-Tunnel
Am nächsten Tag weckte die Klagemauer das Interesse der Reisenden. Der Tempelberg gehört zum moslemischen Teil Jerusalems und ist nur durch Kontrollen passierbar. Oben erklärte Sharon die weitläufige Anlage mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee. Hinein kann man nicht, der Blick von außen musste reichen. Ein Spaziergang führte durch den berühmten Hiska-Tunnel bis zu den Teichen von Shiloah. Dort ging die Gruppe durch einen dunklen, unterirdischen Abwassertunnel – bei dem man durch Wasser watet, das bis zum Oberschenkel reicht.
Am letzten Abend überraschte der Reiseveranstalter Tobit-Reisen mit einem Besuch im Hotel. Die Vertreterin des Reisebüros erkundigte sich nach dem Verlauf der Reise und auf der Dachterrasse des Hotels wurde eine Abschlussandacht gefeiert und Pilgerurkunden überreicht.
Abu Gosh, Tel Aviv
Am letzten Reisetag ging die Fahrt nach Abu Gosh, wo Jesus der Bibel nach mit den Jüngern nach Emmaus gegangen ist. In der alten Kreuzfahrerkirche feierte die Gruppe ihren Abschlussgottesdienst mit einem Rückblick auf die Reise mit ihren vielen Höhepunkten.
In Tel Aviv zeigte Sharon der Gruppe bei einer Stadtrundfahrt mit dem Bus die bunte und quirlige Stadt. »In Jerusalem wird gebetet und in Tel Aviv gefeiert«, beschrieb er treffend die Verschiedenheit. Die Altstadt in Jaffa besichtige die Gruppe gemeinsam. Dann gab es noch Zeit zur freien Verfügung, die gerne am weitläufigen Strand von Tel Aviv und am Hafen verbracht wurde. Abends begleitete Sharon die Gruppe bis in den Flughafen hinein und unterstützte sie bei der Sicherheitskontrolle.
Rückkehr mit tiefen Glaubenserfahrungen
Fazit: Eine spannende Reise in ein sehr besonderes Land. Auf der Pilgerreise konnten die Teilnehmer tiefe Glaubenserfahrungen machen, die Wirkungsstätten von Jesus kennenlernen und sich in die damalige Zeit versetzen lassen. Aber auch das heutige Israel faszinierte durch die Vielfalt der Religionen, Ethnien, Kulturen und der Verschiedenheit der Landschaft. Die Teilnehmer wuchsen schnell zu einer harmonischen Gruppe zusammen und fanden in Sharon einen professionellen Reiseleiter. Die Gruppe wird noch lange an die schöne Zeit in Israel und Palästina zurückdenken.