»Das vergangene Jahr war ein Jahr der Extreme«, konstatierte Klaus Pfundstein – Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Zell am Harmersbach – auf der diesjährigen Mitgliederversammlung. Diese fand am Mittwochabend im großen Saal des Zeller Kultur- und Vereinszentrums statt.
»So ein Jahr habe ich noch nie erlebt«, berichtete Klaus Pfundstein unter Bezug auf »ganz niedrige und ganz hohe Holzpreise« den 22 Anwesenden. Unter diesen befanden sich Zells Bürgermeister Günter Pfundstein sowie die Ortsvorsteher Lorenz Breig, Christian Dumin und Ludwig Schütze als Vertreter der politischen Gemeinden.
Wegen der großen Schadholzmengen aus den Jahren 2019 und 2020 habe Anfang 2021 noch ein preisdrückendes Überangebot vor allem an qualitativ schlechterem Holz bestanden, so FBG-Geschäftsführer Klaus Pfundstein. Aufgrund einer deutlichen Belebung der Holznachfrage im Laufe des Frühjahrs 2021 sowie ausbleibender Käferholzmengen konnten jedoch erhebliche Preiserhöhungen durchgesetzt werden: für Frischholz von 80 auf einen Leitpreis von circa 125 Euro ab September 2021 sowie für Palettenholz – also für schlechtere Holzqualitäten – von 30 bis 38 auf knapp 80 Euro pro Festmeter (Fm).
Das ganze Jahr 2021 über hoch gestaltete sich die Nachfrage nach Douglasie, die Preise für mittelstarkes Holz der Güte B konnten von 100 auf ca. 130 Euro/ Fm erhöht werden. Buche wurde – je nach Güte– zu Preisen zwischen 55 und 80 Euro verkauft. Nochmals leicht rückläufig hingegen waren die Preise für Fichte-/Tanne-Industrieholz, Brennholz lang wiederum wurde im Jahr 2021 rege nachgefragt.
Insgesamt verkaufte die FBG Zell im Jahr 2021 gut 10 200 Fm Holz, was eine leichte Steigerung gegenüber 2020 darstellt. Der Durchschnittspreis stieg dabei von extrem schlechten 50 auf rund 74 Euro zum Jahresende, derzeit liegt er bei etwa 90 Euro/ Fm.
Kostensteigerung und Inflation
Ein Grund zur Euphorie ist das laut FBG-Mann Klaus Pfundstein jedoch nicht. Er verwies auf einen stabilen Durchschnittspreis zwischen 70 und 80 Euro in den Jahren 2013 bis 2017, bevor dieser in den folgenden beiden von Trockenheit- und Sturmschäden geplagten »Kalamitätsjahren« gewaltig sank. Berücksichtige man zudem Kostensteigerung und Inflation, so sei der aktuelle Durchschnittspreis »längst nicht so gut, wie es auf den ersten Blick scheint.«
Des Weiteren berichtete Klaus Pfundstein von den Sammelförderanträgen, die von der FBG Zell für ihre Mitglieder gestellt wurden. 73 von ihnen erhielten eine Förderung für Borkenkäfermonitoring in einer Gesamthöhe von rund 28000 Euro, 20 Mitglieder profitierten von Aufarbeitungshilfe sowie Hackförderung in Höhe von insgesamt rund 33000 Euro.
Eine Aufarbeitungshilfe für in den Jahren 2020 und 2021 angefallenes Schadholz kann über die FBG noch rückwirkend beantragt werden. Weitere Förderungsmöglichkeiten gibt es beispielsweise für die Aufforstung mit Eiche, hier muss der Förderantrag jedoch im Voraus gestellt werden. »Von einer frisch gesetzten Eiche hat der Pflanzende selbst zwar nichts, aber seine Enkel oder auch Urenkel«, warb Klaus Pfundstein für einen Baum, dessen Holz immer seinen Wert habe, »auch unsere Großeltern haben einst Bäume gepflanzt, von denen wir heute profitieren.«
Die FBG-eignen Maschinen in Form von Spalter, Hochentaster sowie Bündelgerät waren in 2021 zwar nicht voll ausgelastet, »aber solange keine größeren Reparaturen anfallen, ist das kein Problem«, beruhigte der FBG-Geschäftsführer. Die Kasse wies zum Jahresabschluss denn auch einen kleinen Überschuss auf, Kassenwart Gunter Fritsch wurde einstimmig entlastet. Ebenso einstimmigt wurden die bisherigen Kassenprüfer Martin Bihrer und Thomas Burger wiedergewählt.
Dem Vorschlag des Vorsitzenden Johannes Pfundstein, den Unkostenbeitrag für Holzverkäufe weiterhin auf dem bisherigen Niveau zu belassen, entsprach die Versammlung einstimmig.
Der Vorsitzende wies überdies darauf hin, dass bereits jetzt rege Nachfrage nach Brennholz herrsche, »das ist aktuell ein sehr begehrter Rohstoff, vielleicht aus Furcht vor Preissteigerungen.«
Vortrag und rege Diskussionen
Breiten Raum nahm ein Vortrag von Kurt Weber ein, dem Vorstand der Waldservice Ortenau eG. Er stellte die Genossenschaft mit ihren 48 Mitgliedern vor – vor allem Kommunen und Forstbetriebsgemeinschaften, aber auch der Ortenaukreis, mit einer Gesamtfläche von ca. 53 000 Hektar, jeweils etwa zur Hälfte aus Kommunal- beziehungsweise Privatwald bestehend.
Unter anderem ging er der Frage nach, was in punkto Holzmarkt auf die Waldbesitzer in den nächsten Monaten zukommen möge. Vor drei Wochen noch hätte er weiterhin starke Holzpreiserhöhungen bis zum Herbst vorher gesagt. Derzeit jedoch ist er der Meinung, dass man froh sein müsse, wenn sich das bisherige Preisniveau halten ließe. Beispielsweise stagniere derzeit der Baumarktabsatz.
Neben anderem stark diskutiert wurde die Laufzeit der mit Holzabnehmern geschlossenen Preisverträge. Sie ist abhängig davon, inwiefern sich abschätzen lässt, wie sich die jeweils kommenden Monate in punkto Angebot und Nachfrage verhalten werden. Dies ist nicht immer einfach und hat erst im vergangenen Januar zu einer – im Nachhinein betrachtet – unnötigen und für die Holzanbieter daher ärgerlichen Preisdelle bei Fichtenstammholz geführt. »So etwas versuchen wir natürlich zu vermeiden«, betonte Kurt Weber, »aber im Nachhinein ist man immer klüger.
Als Beispiel nannte er die Douglasie als klassisches Baumarktholz. »Die derzeitigen Verträge sind bis September ausgehandelt, aber ich bin gespannt, was im Herbst passiert.« Denn: Während der Corona-Hochzeit sei viel gekauft worden, jetzt aber, wo das Geld aufgrund der Inflation knapper werde, sinke die Nachfrage. Andererseits sei Douglasie eine relativ knappe Holzart, »deshalb mache ich mir keinen großen Kopf.«
Waldhackschnitzel künftig ein eigenes Segment?
In punkto Buchenholz verwies der Waldservice-Vorstand darauf, dass im öffentlichen Wald Bäume, die älter als 120 Jahre sind, von Gesetzes wegen nicht mehr geschlagen werden dürfen.
Ein hohes Potential sieht er für Energieholz in Form von Waldhackschnitzeln. »Bis vor zwei bis drei Jahren war es nichts wert und wir waren froh, wenn uns jemand dieses Holz abgenommen hat.« Durch die steigende Wertigkeit dieses Produkts glaubt Kurt Weber nun, dass es hier zu einem eigenen Segment mit eigenem Preis kommen könne.« In diesem Zusammenhang erläuterte er, dass moderne Sägewerke inzwischen Vollverwerter von Holz seien: »Sie geben keine Holzhackschnitzel mehr auf den Markt, weil sie diese für die eigene Energieversorgung verwenden.
Auch sei beispielsweise ein großer Papierhersteller in Oberkirch dabei, seine Energieversorgung auf ein mit Biomassebrennstoff betriebenes Kraftwerk umzustellen, für das künftig 36 LKW-Ladungen Brennmaterial pro Tag benötigt werden. »Es wird spannend sein zu sehen, wie sich der Bedarf an Energieholz in Konkurrenz zur Holzverarbeitung entwickelt – und damit der Preis«, so Kurt Weber.
Als weiteren wichtigen Punkt nannte er die Explosion des Dieselpreises im Laufe der vergangenen 15 Monate: »Wir brauchen kurze Transportwege«, resümierte er angesichts der gestiegenen Frachtkosten, »wir brauchen die Region.«