Gute Nachrichten für die Freunde der Kunst: Die zweite Ausstellung in der Kategorie »Bildende Kunst« am Zeller Kunstweg ist in der Vorbereitung! Ausgestellt werden im Kulturzentrum »Obere Fabrik« Werke vom Künstler Borris Goetz. Sein Wirken hat auch in Zell seine Spuren hinterlassen. Viele Zeller kennen etwa das Altarbild in der Evangelischen Kirche – das Triptychon stammt von Borris Goetz.
Ursprünglich war die Ausstellung schon für den November 2021 geplant. Wegen Corona musste sie verschoben werden. Umso mehr freuen sich nun die Stadt Zell wie der Förderverein der Zeller Kunstwege, dass sie am 3. Juni 2022 um 18 Uhr eröffnet werden kann. Vom 4. bis 12. Juni 2022 wird sie täglich von 16 bis 19 Uhr geöffnet sein. Die Laudatoren der Vernissage sind Dr. Florian Lauermann/Dietzenbach und Prof. Dr. Walter Sauer/Tübingen.
Nachlass mit Bedingung
»Wie so oft, fallen einem die Dinge zu,« sagt Wolfgang Hilzensauer, Vorstand der Zeller Kunstwege. »Nach der erfolgreichen Ausstellung „Retrospektive Alte Zeller Maler“ machten wir uns Gedanken, welchen Künstler wir als nächstes ausstellen können. Da erfuhren wir von Altbürgermeister Hans-Martin Moll, dass die Stadt Zell einen Nachlass von Familie Lauermann erhalten hat.« Der Nachlass – das sind Werke vom Maler Borris Goetz. Mit dem Nachlass war die Bedingung verknüpft diesen Maler in einer Ausstellung zu würdigen. Auch Prof. Sauer stellte Leihgaben zur Ausstellung zur Verfügung. Die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernimmt die Stadt Zell.
Über Borris Goetz
Borris Goetz, Jahrgang 1915, lässt sich in einem gewissen Sinne zu jener Generation von Künstlern zählen, die gelegentlich als »verschollene« »betrogene« und »übergangene« bezeichnet wurde. Diese Vergessenen werden von der Kunstwissenschaft und vom Kunstmarkt neu- oder wiederentdeckt und in Publikationen und Ausstellungen einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein gebracht.
Goetz war ein nonkonformistischer Maler, besonderes unter dem Nationalsozialismus. Der Maler überlebte Krieg und Gefangenschaft und nach dem Wiederbeginn, Schicksalseinbrüche im ganz persönlichen Bereich. Aus allen Lebensabschnitten liegt ein an Themen und Techniken vielfältiges Werk vor, dessen Einheit ganz alleine gründet in der Person Borris Goetz. Der Künstler selbst sagt über sich. »Oft ist es mir, als ob ich in einer Art Voraus-Sicht gelebt hätte«. Die Fähigkeit zu »sehen« und zu »erfühlen« war mir immer das Maß meiner eigenen Verzweiflung an der Welt. Wenn es jetzt so aussieht, als hätte ich das »Leben ernst und heiter in die Kunst« genommen, so ist das eine oberflächliche Täuschung. Für mich war die Kunst nie heiter, sie war in mir ein innerer Zwang und eine ewige Auseinandersetzung mit meiner Umwelt.“
Künstlerischer Werdegang
1937 reiste Borris Goetz in die Schweiz, nach Italien und Südfrankreich, wo er annähernd zwei Jahre verbrachte. Er ging nach Cannes und begegnete unter anderem Picasso und Matisse. In dieser Zeit lernte er auch Consuelo Suncín Sandoval kennen, die Frau von Antoine de Saint-Exupéry, die er mehrfach malte.