Zell am Harmersbach muss Abschied nehmen von einer großen Persönlichkeit: In den Morgenstunden des gestrigen Mittwochs ist Wolfgang Joos, genau einen Monat vor seinem 92. Geburtstag, nach einem erfüllten Leben friedlich eingeschlafen. Als aufrichtiger und geradliniger Geschäftsmann genoss Wolfgang Joos das große Vertrauen der Bürgerschaft. 34 Jahre wurde er stets mit hohen Stimmanteilen in den Zeller Gemeinderat gewählt. Zehn Jahre lang hatte er das Amt des Bürgermeister-Stellvertreters inne. Im Jahr 2000 wurde Wolfgang Joos für seine großen Verdienste zum Ehrenringträger der Stadt Zell ernannt.
Noch im Mai 2020 konnte Volksbankdirektor i. R. Wolfgang Joos bei guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag feiern. Aber die Folgen einer Viruserkrankung machten ihm seit mehreren Jahren zunehmend zu schaffen. Mit der Unterstützung seiner Frau Brigitte und der Sozialstation St. Raphael konnte er dennoch ein gutes Leben führen. Als Anfang des Jahres auch seine Frau schwer erkrankte, musste Wolfgang Joos für zwei Monate in das Seniorenzentrum St. Gallus umziehen. Die letzten Wochen seines erfüllten Lebens konnte er wieder zuhause verbringen. In der Sterbestunde wurde er von seiner Familie und von Dekan Rainer Becker von der evangelischen Kirchengemeinde begleitet.
Mit 14 Jahren Schützengräben ausgehoben
Wolfgang Joos, dessen Wiege am 13. Mai 1930 in Mannheim stand, hatte schwere Kindheitsjahre. Der zweite Weltkrieg prägte den ersten Lebensabschnitt. Mit 14 Jahren musste er als junger Bursche Schützengräben in Lothringen ausheben, in den letzten Kriegsmonaten war er als Flakhelfer im Einsatz und entkam dem Schrecken durch brennende Mannheimer Häuserzeilen. Erst mit dem Kriegsende ging auch sein Arbeitsdienst bei Daimler-Benz zu Ende.
Nach der Volksschule und der höheren Handelsschule besuchte Wolfgang Joos die Wirtschafts-Oberschule Mann heim, wo er 1950 sein Abitur abgelegt hat. Daran schloss sich eine kaufmännische Lehre bei der Eisenhandlung Klöckner an. Von 1952 bis 1990 war Wolfgang Joos Werksstudent bei Daimler-Benz und an der Wirtschafts-Hochschule Mannheim, wo er Betriebswirtschaft studiert hat. Als ein Hauptthema im Studium widmete sich Wolfgang Joos unter anderem dem Thema Genossenschafts-System. Dies sollte sein weiteres Berufsleben entscheidend prägen. 1961 wechselte er zum Badischen Genossenschaftsverband, wo er zunächst Assistent und dann Verbandsprüfer wurde.
Direktor der Volksbank Zell geworden
Seine nächste berufliche Station sollte zugleich seine Berufung werden. Am 29. Dezember 1969 wurde Wolfgang Joos Vorstandsvorsitzender der Volksbank in Zell a. H. 30 Jahre lang führte er die heimische Genossenschaftsbank mit Engagement und Weitsicht auf einem stetigen Wachstumskurs. Unter seiner Leitung wurde das Zweigstellennetz ausgebaut und 1993 das repräsentative Gebäude am Stadteingang errichtet. Fusionen mit den Volksbanken von Oberharmersbach und später mit Gengenbach waren wichtige Meilensteine seiner Bankkarriere. Mit der Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Plakette wur de Bankdirektor Wolfgang Joos die höchste Auszeichnung des Genossenschaftsverbandes zuteil.
Den kompletten Bericht finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.