am Freitag ist der letzte Tag im Jahreskalender 2021. Wie bereits im Vorjahr muss unser traditioneller Aufmarsch im Städtle ausfallen. Die Wurzeln dieses Aufmarsches zum Jahreswechsel reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück. Der Gesetzgeber hat ein Ansammlungs- und Versammlungsverbot für dieses Jahr ausgesprochen.
Die historischen Bürgerwehren der ehemals Freien Reichsstädte sind die Keimzelle jeder Ortspolizei. Sie haben einst für Recht und Ordnung gesorgt und dabei das Hab und Gut ihrer Einwohner beschützt. Werte wie Heimat und Traditionen sind in unserer globalisierten Welt wichtiger denn je. Gerade junge Menschen verlangen Orientierung. Zwar stehen Spaß und Unbekümmertheit bei jungen Leuten hoch im Kurs. Viele denken dabei oft nur an die Zukunft. Über Werte zu sprechen, kommt aber gerade bei den jungen Leuten wieder an. Die Aufgabe der älteren Generation ist es, Werte zu vermitteln und vorzuleben.
Erzählungen und Geschichten aus früheren Zeiten gewinnen damit an Bedeutung, je älter man wird. Die Zukunft kann letztlich nur gestalten, wer die Vergangenheit kennt.
Auf eine wichtige Tradition müssen wir nun erneut am Silvestertag verzichten:
• Kein Aufmarsch unserer historischen Bürgerwehr, mit Schützen, Spielmannszug, Ulanen und Trachtenfrauen.
• Keine Stadtkapelle, die unter der Leitung unseres Dirigenten Stefan Polap den Takt vorgibt und den Aufmarsch anführt.
• Keine Kommandos unseres Majors (!) Paul Gutmann (Er wurde dieses Jahr durch den Landeskommandanten vom Hauptmann zum Major befördert!)
• Keine Ansprache und damit keine offizielle Verabschiedung des zurückliegenden Jahres vor dem Rathaus.
• Keine Salutschüsse zur Vorbereitung auf den Jahreswechsel aus den neuen Gewehrläufen unserer Bürgerwehr.
• Keine persönlichen Wünsche für das neue Jahr
• Kein Glühwein und kein Punsch
• Kein Handschlag und keine Umarmung
• Keine menschliche Nähe!
Ich möchte mit diesen Zeilen an unsere Tradition erinnern und diese der jüngeren Generation vermitteln.
Alles ist für etwas gut!
Das zeigt sich oft erst im Rückblick auf unser Leben. Machen wir also das Beste aus der aktuellen Situation. Freuen wir uns schon auf Silvester 2022/2023 und darauf, dass der Aufmarsch im Zeller Städtle in 366 Tagen hoffentlich wieder stattfinden wird. Dann bestimmt mit einer Rekord-Teilnehmerzahl vor einem fertiggestellten Rathausanbau. Jedenfalls wünschen wir uns das alle ganz fest…
Vielleicht hat es die vergangenen Monate einfach gebraucht, um den Wert vieler Dinge wieder besser schätzen zu lernen. Nichts ist selbstverständlich. Das merkt man oft erst dann, wenn etwas fehlt, was bisher als selbstverständlich wahrgenommen wurde.
Ich möchte dazu passend aus einem Liedtext »Der letzte Tanz« der Gruppe »Bosse« zitieren:
»Und man weiß immer erst beim Abschied
Was es einem bedeutet
Und wie schön es eigentlich war
Und nix ist immer, für immer
Für immer«
Sind wir also dankbar für die vielen schönen Augenblicke, die wir in 2021 erleben durften und freuen uns auf das neue Jahr.
Ich wünsche Ihnen dafür offene Augen, offene Ohren, ein offenes Herz, ganz viel Zuversicht und noch mehr Mut für die anstehenden Herausforderungen.
Im vergangenen Jahr hatte ich zum Jahreswechsel eine Videobotschaft ins Netz gestellt. Dieses Jahr habe ich kurz darüber nachgedacht und mich diesmal bewusst dagegen entschieden. Es fehlt einfach der direkte Blickkontakt zu Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Wir haben mit unserer Heimatzeitung einen wahren Schatz. Diesen Schatz lebendig zu halten – das sollte uns ein Anliegen sein. Und genau deshalb richte ich meinen Gruß zum Jahreswechsel auf diesem Weg an Sie.
Für das abgelaufene Jahr sage ich Ihnen allen DANKE.
DANKE für die gute Zusammenarbeit mit den gewählten ehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertretern im Gemeinderat und in den Ortschaftsräten.
DANKE an die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Blaulichtorganisationen. Einen ganz besonderen Dank richte ich an unsere städtische Feuerwehr. Sie alle haben unter erschwerten Bedingungen wirklich Hervorragendes geleistet.
DANKE an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung und den städtischen Einrichtungen.
DANKE an die vielen Vereine, die es im zurückliegenden Jahr schwer hatten, angesichts der vielen Kontaktbeschränkungen das Vereinsleben aufrecht zu erhalten.
DANKE Ihnen allen für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen sowie für die vielen positiven und auch kritisch-konstruktiven Rückmeldungen.
DANKE an alle, die ich nicht ausdrücklich erwähnt habe.
In aller Kürze will ich auf ein herausforderndes Jahr 2021 aus städtischer Sicht zurückblicken. Neben vielen kleineren und auch größeren Projekten stehen die Sanierung des Porzellanbrennofens sowie der Neubau und die Sanierung des Rathauses ganz oben auf der ToDo-Liste. Beide Großbaustellen konnten trotz der schwierigen äußeren Umstände in diesem Pandemie-Jahr nahezu planmäßig fortgesetzt werden. Die Handwerksfirmen leisten bisher großartige Arbeit. Durch die teilweise sehr frühzeitigen Ausschreibungen liegen die Kosten weitestgehend im Soll.
Den Neubau des Rathauses werden wir Mitte Februar 2022 beziehen. Das Bürgerbüro als IHRE erste Anlaufstelle wird dann in einem ansprechenden Ambiente die für Sie wichtigen Dienstleistungen erbringen. Das wird ein Meilenstein für unsere Stadt. Das historische Rathaus war dringend sanierungsbedürftig und nicht mehr zeitgemäß, u.a. weil keine Barrierefreiheit gegeben war.
Die Eröffnung des Rundofens wird hoffentlich am 14./15. Mai 2022 planmäßig stattfinden können. Ein neuer Treffpunkt für Jung und Alt, für Einheimische und Gäste und für alle, die ein herausragendes Industriedenkmal bestaunen möchten. Durch die multifunktionale Nutzung wird der Porzellanbrennofen einen echten Mehrwert für unsere Stadt bieten. Der heimischen Gastronomie sowie dem Einzelhandel kann das Projekt einen zusätzlichen Schub verleihen. Davon bin ich fest überzeugt.
Wichtig war in 2021 auch der Abschluss des Kaufvertrages mit der Fa. Junker. Die weitere Entwicklung unseres Eingangsportals liegt damit einzig und allein in den Händen der Stadt.
Mit dem Land Baden-Württemberg konnten wir kürzlich im Dezember 2021 im Rahmen einer Abschlussbesprechung die noch offenen Punkte hinsichtlich der bereits in 2019 abgeschlossenen Sanierung der L94 klären. Ja, Sie lesen richtig. Eine Großbaustelle mit einem Investitionsvolumen von rund 14 Mio. EUR und verschiedenen Kostenträgern (Land, Stadt, Abwasserzweckverband, Wasserbetrieb, Verwaltungsgemeinschaft) verursacht viele laufende Meter an Akten und noch mehr Arbeit…
Alles korrekt abzurechnen braucht seine Zeit und beschäftigt auch nach Abschluss einer Maßnahme eine Verwaltung noch sehr stark. Umso schöner ist es zu sehen, dass entlang der »neuen« L94 schon viel Neues entstanden ist und noch entstehen wird. So wird gegenüber dem neu gestalteten Platz vor unserer Ortsverwaltung eine attraktive Wohnanlage entstehen. Vor allem aber sticht unser neuer Vorplatz in der Ortsmitte dem Betrachter sofort ins Auge. Eine sehr ansprechende Neugestaltung, die sich wirklich sehen lassen kann.
Die Ansiedlung eines ALDI-Marktes befindet sich nach einer bauplanerischen Ehrenrunde auf der Zielgeraden.
Neben dem Keramikareal wird derzeit auch das Bahnhofsareal neu überplant. Die Entwicklung dieser innerstädtischen Flächen schreitet voran, was angesichts eines geringeren Flächenverbrauches besonders erwähnenswert ist.
Es geht darum, eine Innenverdichtung auf freien und bisher nicht genutzten Flächen zuzulassen. Dazu gehört auch der Verkauf des großen Grundstücks in der Oberstadt zum Bau eines Ärztehauses mit Apotheke.
Dieses Jahr hat schließlich auch die Anbindung mit einem zukunftsfähigen Glasfasernetz begonnen. Anfang
Januar werden dazu weitere Informationen folgen.
Ich könnte noch viele kleinere und auch größere Baustellen aufzählen, die wir in diesem Jahr bearbeitet haben. DANKE an die Verwaltung und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Ihre engagierte und motivierte Mitarbeit in diesem Jahr und das trotz einer Pandemie nationalen Ausmaßes!
Mein Herzenswunsch für 2022 betrifft den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Wir dürfen für Schwierigkeiten nicht immer andere verantwortlich machen. Wir müssen stets bei uns selbstkritisch hinterfragen, was man zum Gelingen des guten Miteinanders beitragen kann. Nur wer die Gemeinschaft im Blick hat, wird langfristig gewinnen. Wir müssen miteinander sprechen, egal wie verhärtet manche Fronten teilweise sind. Es gibt nichts, über das man nicht reden kann.
Wie heißt es so schön: »Es kommt nicht darauf an, WAS man sagt, sondern WIE man es sagt«. Wir dürfen mit unserem Verhalten und unseren Äußerungen nicht spalten, sondern müssen zusammen halten!
Das Jahr 2021 ist übermorgen Geschichte. Es ist in diesem Jahr viel passiert und wir haben vieles erreicht. Wir dürfen in jedem Fall erwartungsfroh auf das neue Jahr blicken. Mit viel Zuversicht, Optimismus und Neugier werden wir die anstehenden Herausforderungen meistern. Tragen Sie mit Ihrem Vertrauen und Ihrer Unterstützung dazu bei, dass wir gemeinsam erfolgreich sind.
Ich freue mich auf das neue Jahr.
Bleiben Sie gesund oder werden Sie es bald wieder.
Herzlichst
Ihr
Günter Pfundstein,
Bürgermeister