Vom 13. bis 16. September trafen sich im Haus der Begegnung beim Kloster in Zell zwei Damen und elf Herren zum Austausch über das Thema »Kapuziner in der Ortenau und ihre Internate in Zell und Bensheim«. Der von Pater Leonhard Lehmann vor acht Jahren initiierte Kreis trifft sich jedes Jahr bei einem bestehenden Kapuzinerkloster. Schon 2016 waren die Freunde der Kapuzinergeschichte in Zell, diesmal wurden neue Programmpunkte aufgenommen, und es waren auch andere Besucher da als vor fünf Jahren.
Einige Gäste kamen von weither, so aus Österreich und Südtirol, München, Altötting und Münstereifel. Nach der Ankunft führte P. Hadrian Hess durch die Wallfahrtskirche mit ihren vielen Bildern und inneren Bezügen, die man ohne Erklärung gar nicht erkennen kann. Am Dienstag fuhr die Gruppe nach Haslach zur Besichtigung des ehem. Kapuzinerklosters (1630 – 1823). Dort berichtete in einem ausgezeichneten Vortrag der Amtsleiter für Kultur und Marketing der Stadt Haslach, Martin Schwendemann, über die Umgestaltung des gut erhaltenen Haslacher Klosters, in dem jetzt das Verkehrsamt und ein Trachtenmuseum untergebracht sind.
Am Nachmittag stand die Entstehung des Zeller Klosters mit Schule im Mittelpunkt. Kloster und Schule entstanden als Ersatz für die Missionsschule in Straßburg, in der nach dem I. Weltkrieg keine deutschen Kapuziner und Schüler mehr willkommen waren. Aus bescheidenen Anfängen vor hundert Jahren entwickelte sich ein angesehenes Progymnasium, das in ganz Baden einen guten Ruf hatte und bis 1976 bestand. Nach den unteren drei Klassen wechselten die Schüler nach Bensheim, wo sie in einem Internat der Kapuziner untergebracht waren und bis zum Abitur das öffentliche Alte Kurfürstliche Gymnasium besuchten. Spätberufene wurden in einer ordenseigenen Schule im Internat für das Abitur bereitet. Im Rahmen der Tagung stand der ganze Lehrbetrieb sowie die Internatserziehung zur Diskussion. Sie wurde im Rückblick insgesamt positiv gesehen, auch wenn einige Erzieher ungerecht straften.
Am Mittwoch führte die Fahrt nach Offenburg, wo der promovierte Offenburger Historiker und Klosterexperte Manfred Merker die Tagungsteilnehmer im Ritterhaus-Museum angemeldet hatte. Als ehemaliger Lateinlehrer führte er mit exzellentem Sachverstand und Wissen durch den neuen Bibliotheksraum mit alten Werken aus der humanistischen Franziskaner- und Kapuziner-Bücherei. Nach einem Imbiss am Markt ging es dann nach Gengenbach ins Mutterhaus der Franziskanerinnen, wo Schwester Hannah die Geschichte der Kongregation erzählte, und Fragen beantwortete, die auch ihre Mission in Chile betrafen. Dann führte der Weg in ihr »Haus Bethanien« hinauf, in dem die Gengenbacher Schwestern 2015 die zehn Klarissen-Kapuzinerinnen von Balsbach im Neckartal aufgenommen haben. Die Klarissin Sr. Eva-Maria Burger berichtete darüber und bekannte, wie der jetzige kleinere Lebensraum ohne das frühere große Kloster ihrem Charisma und Ordensleben angemessener ist. Bei schönem Ausblick auf das Kinzigtal beschloss die Gruppe den Tag mit Liedern in der Assisi-Kapelle, um dann noch einen gemütlichen Abend mit den Brüdern in Zell zu erleben, wo Bruder Konrad für uns im Garten grillte.
Der Donnerstag war noch einmal ganz gefüllt mit Vorträgen: Boris Bigott aus Freiburg stellte das Projekt eines Badischen Klosterbuches vor, das allerdings nur bis zur Säkularisation im 19. Jahrhundert reichen wird. Gerade deswegen erscheint es für die Tagungsteilnehmer sinnvoll, ein Buch »Kapuziner in Deutschland« zu planen, in dem auch die in den letzten 200 Jahren gebauten und wieder aufgelösten Klöster erwähnt werden. Dazu gehören in Baden: Oppenau, Oberkirch, Offenburg, Ottersweier, um nur die aus der näheren Umgebung zu nennen.
Die Tagung fand einen schönen Abschluss durch das Angebot von Museumsleiter Hans-Peter Wagner, die Kapuzinergeschichtler durch den »Fürstenberger Hof« zu führen, was die Gruppe dankbar annahm und sich auch über die frischgebackenen, ofenwarmen Brezeln sehr freute.