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Zum Artikel »Mahnlauf gegen Corona-Auflagen« in der Ausgabe 48/2021
Wer schützt uns vor soviel Ignoranz und Verantwortungslosigkeit? – Keine Impfung, kein Testen, keinen Mundschutz tragen? – Haben die Corona-Maßnahmen-Kritiker die Bilder aus den Intensivstationen der Kliniken übersehen? Wollen sie von den Langzeitfolgen der Infektion – so sie denn überlebt wird – nichts wissen?
Ich bin fassungslos. Vor allem, wenn ich die Argumente der Protest-Organisatoren lese: Wir, die wir uns schützen, gehen also den Weg des geringsten Widerstandes?! Der Kampf der Virologen und Politiker, um das Virus einzudämmen, ist politisch motiviert? Die Pandemie-Situation ist für alle neu, und dass es bei den Maßnahmen manchmal holpert, ist nur verständlich. Aber deswegen die Grundrechte infrage zu stellen, ist doch reichlich über zogen.
Organisator Harter verweist auf die Nachbarländer. Dazu nur so viel: Das dünn besiedelte Schweden hat z. B. eine aktuelle Inzidenz von über 400; in Frankreich gelten die Ausgangsbeschränkungen ab 19 Uhr (!), tags über darf man sich nur 10 km vom Wohnort wegbewegen.
Zu den Kindern, denen man anscheinend das Leben wegnimmt: Natürlich dür- fen Kinder unter 14 Jahren draußen spielen; sogar kontaktarmen Gruppensport mit bis zu 20 Teilnehmern betreiben. Das Tragen von Mund-Nasenschutz sowie das »Nasebohren« beim Testen in der Schule ist sicherlich unangenehm – aber meines Wissens nach haben es bisher alle Kinder unbeschadet überlebt.
Organisator Kälble sieht die Gefahr des »Impfzwangs«. Ich hoffe, er steckt sich nicht mit Corona an. Aber er sollte mal einen Tag lang auf einer Corona-Intensivstation mitarbeiten. Er würde seine Meinung schnell ändern.
Im Übrigen: auch wenn Kälble sich nicht impfen lässt, so werden wir Geimpften schließlich auch für seine Sicherheit sorgen – spätes tens, wenn eine »Herden immunität« erreicht ist.
Am schlimmsten und menschenverachtendsten ist die Äußerung der Organisatorin Lehmann. Am Freitag infizierten sich über 23.000 Menschen – an einam Tag! Und ihre lapidare Meinung dazu: Der Tod gehört zum Leben, es gebe auch noch andere Gefahren. Das ist ein mitleidloser Affront gegen die Angehörigen und Hinterbliebenen von über 80.000 an Corona Verstorbenen in einem Jahr in Deutschland.
Noch eine Bemerkung zum »Menschengedränge« in geöffneten großen Märkten. Wo sollen sich die Leute denn drängen, wenn pro 10 bzw. 20 qm Fläche nur ein Kunde zugelassen ist?
Ich kann mir nicht vorstellen, was die Protestler aus der »Mitte der Bevölkerung« antreibt. Natürlich macht die Schließung der Fachgeschäfte und anderer Einrichtungen Sorge. Auch ich frage mich, wie unser Städtle Zell die Pandemie überlebt.
Aber zunächst müssen wir alle die Corona-Pandemie überleben! – Und das funktioniert bestimmt nicht mit solchen Aktionen wie die dieser Corona-Maßnahmen-Kritiker.
Barbara Wagner,
Zell am Harmersbach