Die vergangenen Wochen bedeuteten für die Katholiken eine harte Zeit. Die Corona-Pandemie und ihre Vorschriften zur Eindämmung ließen im Tal und in der Wallfahrtskirche keine öffentlichen Gottesdienste, nicht einmal an Ostern, zu. Doch wie kamen die Gläubigen in anderen Bundesländern mit diesen Einschränkungen zurecht?
Wir fragten Bruder Norbert, ehemaliger Pfarradministrator in der Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach und ehemaliger Leiter der Seelsorgeeinheit St. Fidelis in Offenburg. Er ist seit 2014 Guardian (Oberer) der größten Niederlassung der deutschen Kapuzinerprovinz, Altötting. Hier leben in den beiden Klöstern St. Konrad und St. Magdalena 29 Brüder. Neben der Aufgabe als Leiter des Klosters hat Bruder Norbert das Amt als stellvertretender Wallfahrtsrektor inne. Altötting ist mit 800.000 Besuchern jährlich, oder mit 12.000 bis 18.000 Pilgern wöchentlich, der größte Wallfahrtsort Deutschlands.
Bruder Norbert erzählt: »Als ersten Schritt sagten wir alle angekündigten Wallfahrten ab, da die Teilnahme am Gottesdienst nicht mehr erlaubt war, und boten dafür tägliche Messen aus der Gnadenkapelle über Livestream LIVE-Stream auf Youtube Gnadenort Altötting, https://
youtu.be/SqMLqBWV2EA an.« Denn in Altötting ist es schon immer Brauch, dass in der Gnadenkapelle täglich von morgens 6 Uhr bis mittags 12 Uhr, immer zur vollen Stunde, eine Messe gefeiert wird, an der Wallfahrer teilnehmen können.
Personell war die Organisation nicht einfach, da ein Teil der älteren Brüder schon zur Risikogruppe gehörte. Aber jüngere Mitbrüder des Klosters erklärten sich bereit, diese Lücke zu schließen. In Zusammenarbeit mit »Radio Horeb« konnte eine Kamera für den LIVEstream rund um die Uhr installiert werden und ab Sonntag, 22. März wurden nun täglich die Messen übertragen. Hierbei war die Gnadenkapelle für Besucher verschlossen, um die Corona- Hygiene-Vorschriften einzuhalten. Lediglich ein Priester, ein Mesner, Lektor und Organist waren anwesend-mit Abstand. Bruder Norbert, drei weitere Kapuziner sowie die Altöttinger Pfarrgeistlichen und einige jüngere Priester aus der Umgebung feierten abwechselnd die Hl. Messen hinter den verschlossenen Türen der Gnadenkapelle.
Das Angebot wurde von den Gläubigen in ganz Bayern dankbar angenommen. Pro Messe nahmen zwischen 110 bis 350 Personen daheim am PC oder Digitalen Fernseher teil. 2300 Abonnements wurden durch die Nutzer und Freunde der Wallfahrt erworben. Pater Norbert: »Das alles zeigt, wie stark der Gnadenort Altötting im Volk verwurzelt ist und wie groß die Verehrung der Gottesmutter ist.«
Dafür gab es am1. Mai betrübte Gesichter. An diesem Tag kommen aus ganz Bayern tausende Pilger und Wallfahrer nach Altötting, um das Hochfest »Maria-Patrona Bavariae« zu feiern und das Wallfahrtsjahr zu eröffnen. Eigentlich hätte als Ehrengast der Luxemburger Kardinal und Vorsitzende der Europäischen Bischofskonferenz Jean-Claude Hollerich das Hochamt mit Predigt gefeiert. Doch ohne Pilger und Wallfahrer verständigte man sich darauf, den Besuch des Kardinals zu verschieben. Der Bischof des Bistums Passau Dr. Stefan Oster OSB zelebrierte in der verschlossenen Gnadenkapelle per Livestream und über Niederbayern TV die Festmesse. Er dankte den Gläubigen daheim am Bildschirm für ihre Treue zu Altötting und lud zu zahlreichem Kommen in besseren Zeiten ein.
Auf diese Zeiten hofft auch inständig Bruder Norbert: »Altötting – ein Jahr ohne Wallfahrten und Pilger – davor möge uns die Gottesmutter bewahren.«
Info
Im Zuge der Erlaubnis, öffentliche Gottesdienste wieder abhalten zu dürfen, werden ab dem 10. Mai die Live-Stream Gottesdienste aus der Gnadenkapelle reduziert, Hl. Messen noch um 9 Uhr, 11 und 19 Uhr, dazu Rosenkranz und Maiandachten und jetzt auch die Impulskatechese jeweils Samstag um 15.00 Uhr.
Livestream aus der Gnadenkapelle Altötting: https://youtu.be/SqMLqBWV2EA