Auch die Gaststätten und Restaurants im Harmersbachtal dürfen wieder öffnen, allerdings mit vielen Vorgaben. Die Freude überwiegt, aber Abstandsregelungen halbieren die Zahl der Sitzplätze – und den Umsatz.
Seit dem 18. Mai dürfen Gaststätten in Baden-Württemberg wieder öffnen. Allerdings sozusagen nur mit »halber Kraft«, denn die Schutzverordnungen sind streng und verlangen unter anderem Mindestabstände zwischen den Tischen. Gerade diese Regelung »halbiert« vielerorts die Kapazität der gastronomischen Betriebe. Wie sehr freuen sich Wirte und Inhaber nach der coronabedingten Schließung über die Wiedereröffnung? Wie liefen die ersten Tage? Ein Streiflicht aus Zell am Harmersbach.
Grüner Hof-Wirt Franz-Josef Wacker, Unterharmersbach-Grün, sieht Licht am Ende des Tunnels
Franz-Josef Wacker, Wirt und Chefkoch des Traditionsgasthauses »Grüner Hof« in sechster Generation, sieht Licht am Ende des Tunnels. Denn die Monate Januar und Februar sind nach dem Weihnachtsgeschäft schon immer schlechte Monate. Kaum Hausgäste und auch die Einheimischen kommen eher spärlich. Lediglich die Sportkegler des SKC Unterharmersbach waren zum Spielen und Trainieren viermal in der Woche da und verzehrten auch gut. Da war die generelle Schließung aller Gastronomiebetriebe für den Grüner-Hof-Wirt wie eine Faust aufs Auge, denn mit der Schließung kam auch das Versammlungsverbot und damit Trainings- und Spielverbot für die Sportkegler. Franz-Josef Wacker: »Seither steht die Kegelbahn still.«
Doch nach ersten Schreckensszenarien begann Franz-Josef Wacker mit dem Hausverkauf seiner bekannt gutbürgerlichen Speisen wie Rinderrouladen, badischer Sauerbraten bis hin zum Cordon bleu und hatte großen Erfolg. Bis zu 60 Gerichte verkaufte er an guten Tagen, besonders am Wochenende. In Eigenarbeit baute er auf seinem Gelände einen Kiosk am beliebten Reichstalpfad, den man in diesem flachen Teilbereich in Ortsnähe in einer guten Stunde vom Bahnhof Unterharmersbach als Rundweg begehen kann. Doch dann kam der nächste Schlag. Mit der Schließung der Gastronomie musste Wacker auf behördliche Anweisung auch den Kiosk schließen.
Inzwischen läuft der Kiosk seit der generellen Öffnung der Gastronomie am 18. Mai aber bestens. Knackwürste auch mit Currysauce, heißgemacht oder gegrillt, sowie Steak-Wecken und alkoholfreie Getränke werden von Wanderern gerne gegessen, während die Kinder sich auf dem riesigen Spielplatz des Gasthofes nach Herzenslust austoben können. Franz-Josef Wacker: »Den Kiosk können wir immer wieder aufbauen, wenn Bedarf ist.«
Dass er mit einem blauen Auge bisher davonkam, verdankt der Grüner Hof-Wirt neben der Bevölkerung auch seiner Familie: »Neben meiner Freundin Angie und meiner Tochter Selina packte die ganze Familie mit an. Vor allem mein Bruder Markus sowie meine Schwester Jutta als Chefin im Service mit ihrem Mann Dieter und ihren beiden Kegelweltmeistern Bianka und Fabian. Das hat mir wahnsinnig geholfen.« Und er hat noch mehr Grund zur Freude: In den wenigen Tagen seit der Wiederöffnung hat er über Pfingsten bereits alle unter Corona-Regeln zahlenmäßig zulässigen Fremdenzimmer an treues Stammpublikum wie an neue Gäste vermietet.
Dank Außer-Haus-Service mit deutschen und Thai-Gerichten Corona-Krise gemeistert
Jetzt sieht man Nang und June, die Wirtinnen des »Schwarzen Adler« in Unterharmersbach wieder richtig lachen. Beide führen seit vier Jahren mit Erfolg das Traditionsgasthaus als Thai-Restaurant, bei dem es auf Wunsch auch beste deutsche Gerichte gibt. Beide sind es gewohnt anzupacken und Krisen werfen sie nicht aus der Bahn. Da bisher schon immer viele Stammgäste ihr Essen zum Verzehr nach Hause abholen, bedeutete die Schließung des Gastronomie-Betriebes im Zuge der Corona-Vorschriften keine große Umstellung. Lediglich die Gäste die bisher von weit her kamen, um die berühmten Kochkünste der Chefköchin Nang zu genießen, blieben weg, da das Essen kalt gewesen wäre, bis sie zu Hause ankamen. Aber ganz toll fanden die Wirtinnen mehrfache Sammelbestellungen aus dem ganzen Harmersbachtal mit bis zu 35 Essen.
Die beiden hübschen Damen haben in den vier Jahren einen Stammtisch aufgebaut, der täglich sehr gut besucht ist. Diese Einnahmen fehlten in den letzten acht Wochen auch, zumal man an Getränken mit weniger Aufwand mehr verdienen kann wie am Essen. Aber trotzdem, gerade an Wochenenden lief es gut und wer das bestellte Essen nicht abholen konnte, dem brachte es June-Ehemann Rolf Geppert mit einem charmanten Lächeln ins Haus. Wirtin Nang zieht Bilanz: »Wir kamen gerade so über die Runden. Hierbei half auch, dass uns die Eigentümer Hans-Peter Mölders und Detlef Hurst finanziell entgegenkamen und die Pacht aussetzten. Wir danken allen, die uns unterstützt haben herzlich.«
Natürlich hätten Nang und June auch gerne die Wanderer als Gäste, die vom»Schwarzen Adler« zu Scharen den Premium-Hahn und Henne-Weg gehen. June und Nang gemeinsam: »Doch die belegen nur unseren Parkplatz, um auf schnellstem Weg auf die Höhe zu wandern und dort zu speisen. Wenn sie zurückkommen, sind sie satt und müde und fahren nach Hause. Von denen haben wir leider noch keinen einzigen in unserer Gaststätte gesehen, außer denen, die dringend auf die Toilette mussten.«
Doch auch das kann die gut aufgelegten und stets freundlichen Wirtinnen nicht verdrießen. Als jetzt am Vatertag der schmucke Biergarten – laut Meinung der beiden Wirtinnen und auch vieler Gäste »der schönste Biergarten in Zell« – den ganzen Tag der im Rahmen der Corona-Vorschriften bis auf den letzten zulässigen Platz besetzt war, strahlten sie mit der Sonne am wolkenlosen Himmel um die Wette: »Da geht uns das Herz auf, so soll es den ganzen Sommer über sein.«
Ein einmaliger Renner: Über 500 »Daheim- Burger« ließen die Zeller Corona-Krise vergessen
Der »Bräukeller« in einem malerischen Winkel an der Stadtmauer ist eine der ganz guten Restaurantadressen in Zell. Seit nahezu 20 Jahren verwöhnen hier Jutta und Jürgen Pfeiffer ihre Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten. Doch als am Samstag, 21. März, von einem Tag auf den anderen die Gaststätten – auch der Bräukeller – geschlossen werden mussten, brach auch für sie eine kleine Welt zusammen. Wie würde es weitergehen? Ein Riesenverlust zeichnete sich ab. Große Gesellschaften, Familienfeste, Kommunionfeiern und runde Geburtstage waren gestrichen.
Heute zurückblickend können die Eheleute aufatmen. Der Außer-Haus-Verkauf von Speisen lief sehr gut an. Jürgen Pfeiffer war darauf bedacht, nicht nur Essen zu verkaufen. Mit der Idee, immer etwas besonderes für das Auge zu bieten, hatte er ein gutes Händchen. Auch die
hochwertige, liebevolle Verpackung aus Zuckerrohr und die tischfertige Präsentation weckte Vorfreude und Appetit. Mal Lachsklösschen mit Spargel, mal Erbsen-Minze Raviolo, mal Gambas neben Schnitzel und Braten, bedeutete Hochgenuss. Auch an die Kinder war gedacht, sie wünschten sich besonders Pommes.
Doch der Renner war der »Daheim-Burger« aus 200 g pur Beef medium gebraten mit Basilikum, Chillicreme, Mozzarella, Tomaten und Pommes frites zu 14 Euro. Über 500 Exemplare dieser Köstlichkeit wurden von den begeisterten Kunden geordert. Jürgen Pfeiffer: »Ein einmaliger Rekord«, und er weiß wovon er spricht. Denn diese »Burger« stehen schon seit vielen Jahren als Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winter-Burger auf der Speisekarte.
»Der Außer-Haus-Verkauf war für uns eine gute Sache«, loben beide Gastronomen die vergangenen acht Wochen. »Wir haben viele neue gute Kontakte knüpfen und vorhandene Kontakte auffrischen können. Der Erlös hat dazu beigetragen unsere monatlichen Verpflichtungen zu erfüllen.« Ausdrücklich danken beide der Bevölkerung für die herausragenden Unterstützung und den großen Treuebeweis: »Das macht uns Mut und gibt uns Kraft.« Als Zeichen der Dankbarkeit werden wir die Burger auch künftig »Außer-Haus« verkaufen. Bedauerlich finden die Wirtsleute jedoch, dass Geschäftsessen nicht mehr stattfinden können, da laut Verordnung nur Personen zweier Haushalte zusammen essen gehen können. Diese Zahl ist bereits mit drei Geschäftsfreunden überschritten.
Die Wiederöffnung diese Woche war für die Familie Pfeiffer grandios. Ein volles Haus, glückliche Gäste und viel Lob und Anerkennung. Und die Familie gibt das Lob gerne zurück: »Alle Verordnungen hinsichtlich Hygiene und Abstand wurden von den Gästen tadellos eingehalten. Wir fühlen uns wieder wie neu geboren.«
Vielen Dank für den schönen Bericht. Die Gaststätten sind wieder geöffnet und die Gäste kommen zurück! Mit freundlichen Grüßen Bernhard Neumayer ( Bergwirtschaft Durben)