»Hoorig isch die Katz« – mit diesem Fasend-Ruf begrüßte Gemeinschaftsführer Klaus Kienzle das närrische Publikum am Freitagabend zum Neuhauser Abend. Er konnte zehn Programmpunkte ankündigen, darunter Ehrungen und zwei Tänze. Dem Publikum gefiel das Ambiente im Pfarrheim und es feierte gerne die Akteure auf der Bühne.
Klaus Kienzle begrüßte besonders Bürgermeister Günter Pfundstein mit seiner Frau Heike. Zuvor hatte schon die Fasendgemeinschaft Klein-Paris im Pfarrheim gefeiert, die er als »Vorgruppe« zum Neuhauser Abend bezeichnete. Zur Lokalpolitik meinte er lakonisch: »Wenn der Rundofen mal angefeuert wird, ist es mit der CO²-Bilanz in Zell vorbei.«
Zwei Mitglieder der Fasendgemeinschaft wurden für langjähriges Engagement geehrt: Simone Großpietsch und Fabian Pohlmann.
Sommerfeeling auf der Bühne
Einen gelungenen Einstieg in das närrische Programm zeigte die Neuhauser-Party-Gang. Die vier Mädchen und zwei Jungs brachten Sommerfeeling auf die Bühne. Zu fetziger Musik legten sie eine Performance hin, die dem Publikum so gut gefiel, dass sie den Tanz gleich zweimal sehen wollten.
»Neues im Tal« wussten sieben Männer der Fasendgemeinschaft bei ihrer Sitzung zu berichten. Dem Karle sein Taschenrechner funktionierte trotz neuer Batterien nicht – weil es der TAN-Generator war… Wenn Bewohner von Neuhausen laute Musik bei offenem Fenster hören, wollen sie den Marder verscheuchen. Doch der hört nicht gut, das wird wohl nichts. Einer Zeller Behörde geben sie den Rat, das Wort »Denkmalschutz« wörtlich zu nehmen, da steckt »denken« und »denk mal (nach)« drin – möglichst vor dem Abriss weiterer Gebäude. Wenn man rote Tomaten ernten will und sie trotz aller Mühe nicht rot werden wollen, hilft der gute Rat des Nachbarn: Keine Setzlinge für gelbe Tomaten kaufen. Die Mostäpfel sind in 2019 wegen der Feinstaubbelastung aus Zell und der Trockenheit nicht gut gewachsen. Mister Gutmann und Mister Hummel spendeten zwei Körbe Äpfel und erhielten als Dank Most und Bratwürste dafür. Warum kauft Julia Hug Rollrasen im Winter? Für ihre Wohnung – als Unterlage für ihren Hund und die Welpen, Wohlfühlatmosphäre für Haustiere in Neuhausen. Unter der Rubrik »Stimmt es? Oder stimmt es nicht?« präsentierten die Männer Amüsantes und Kurioses und verpacken es humorvoll und ideenreich.
Unter dem Programmpunkt »35 Johr« konnten die Zuschauer ein Ehepaar beim Therapeuten beobachten. Er beklagt sich wegen seiner ehelichen Pflichten, die er seit 35 Jahren jeden Tag wollen, können, müssen soll. Und immer in der Küche im Stehen. Letztlich erfährt der Therapeut, dass damit Geschirr spülen gemeint ist… ein köstlicher Klamauk von Susanne Fautz, Steffi Schilli, Linda Roth und Maria Vogt.
Im Insektenhotel wird Sekt getrunken
Im Insektenhotel sind zwei Bienen, Schmeißfliege und Stechmuck und ein Imker eingekehrt. Sie trinken erstmal einen Sekt, steckt der doch im Wort InSEKTen schon drin. Die Biene Maja will sich mit der Biene Willi vermehren, doch wenn der nicht will? Dann macht sie halt auf Model bei der Zeller Keramik, als Dekor auf dem neuen Geschirr. So schön wie sie ist… Um das Klima machen sich die Insekten keine Sorgen, denn: »Friday für Future brauchen wir nit – Friday für Fasend, das ist der Hit !« Den Stechmucken-Chor von früher vermissen sie schon, aber singen können sie ja auch – also singen sie gerade selber. Das Insektenlied »Auf Huberts Wiese ist was los« strapazierte die Lachmuskeln des Publikums. Und dass die Sparkasse ein Herz für Tiere hat und jetzt eigenen Honig an die Kunden verschenkt, kommentieren sie im Lied: »Money, money, money – jetzt gibt’s honey, von Sparkasse Zell.« Nach der Melodie von Biene Maja beenden sie ihren Auftritt mit einem Lied zur Zeller Fasend. Für diese unbeschwerte Narretei erhielten die Insekten stürmischen Applaus.
Mitgenommen auf dem Mitfahrbänkle
Ganz schön mitgenommen wirkte Jochen Göhring auf dem Mitfahrbänkle, bedauert vom Straßenkehrer Reinhard Harter. Niemand will ihn mitnehmen. Also nehmen sie jedes vorbeifahrende Auto genau ins Visier. Das Fahrzeugmultitalent Hubert hat den Schwimmbadkiosk gekauft und macht jetzt auf fahrbaren Kiosk zu den Pools in Neuhausen. Ein rüstiger Rentner in gelber Badewanne fährt vorbei und hupt und winkt. Das ist der Göhring Hans, der nimmt ihn nicht mit, wenn er nach Nordrach will – denn Auslandsfahrten macht er nicht. Ein anderer Autofahrer hat zwei Strohballen auf dem Sitz – Hauptsache blond. Die beiden Männer scheinen jedes Autokennzeichen zu kennen. Gisela und Karl-Heinz nehmen ihn nur mit, wenn er unterwegs ein Lied mit ihnen singt. Und der Schilli Martin nimmt ihn schon mal gar nicht mit; denn wer Zeit zum Hinhocken hat, der kann auch laufen. Als lange Zeit gar kein Auto mehr kommt, meint der Hinhocker: Ist der Ort auch noch so schön (langweiliges Neuhausen?), kannst du mit deinem Schätzchen früher in die Kiste gehen… Ihren vergnüglichen Schlagabtausch mussten die beiden Männer leider beenden, der Wartende geht zu Fuß und der Straßenkehrer hat seine Arbeit getan.
Danach öffnete sich der Vorhang für neun wunderschöne Schmetterlinge, angekündigt von der Raupe Nimmersatt, die auch endlich mal schön sein will. Zum Lied »Hoch hinaus« von Tim Benzko zeigten die Mädels, wie Schmetterlinge auf der Bühne fliegen können. Immer mit einem strahlenden Lächeln und fliegenden Flügeln und Röcken eroberten sie sofort die Herzen der Zuschauer. Das Lied »Regenbogenfarben« passte gut zu ihrem farbenfrohen Auftritt mit leuchtenden Haaren in der Farbe pink. Bei der Zugabe mogelte sich die Raupe Nimmersatt in ihre Mitte.
Zur Hüttengaudi konnte der Hüttenwirt Fahrradfahrer, Reiter, Jäger und eine Joggerin begrüßen. Der selbsternannte »Terminator« auf dem E-Bike musste kleinlaut um eine Steckdose für seine Batterie fragen – »sonst komm ich nicht mehr heim.« Das Pferd erhält einen Eiweißshake, damit es noch den Berg hochkommt. Zur Joggerin gibt der Wirt den Kommentar: »Eine Blondine, die joggt – dumm gelaufen.« Und die Definition für das Wort »Abitur« hat er auch gleich parat: a Bier mit Tour – also Prost! Die gute Fee von der Radiumquelle erfüllt jedem Wanderer einen Wunsch, da muss der »Terminator« gleich hin. Er will eine Million (Euro) und erhält eine Melone; da war die gute Fee wohl schwerhörig. Für die Freizeitjunkies auf der Hütt’n gab es viel Beifall der Zuschauer.
Eine Neuhauser-Dauer-Welle
Der Clou kommt immer am Schluss: Eine Neuhauser-Dauer-Welle wünschten sich vier Frauen vom Friseur Karl-Heinz, der natürlich heillos überfordert war. Im Friseursalon lesen sie in der Schwarzwälder Post und schwärmen von den 80er Jahren. Da diese Zeit so viele tolle Lieder hatte, müssen die Frauen gleich selber singen. Hits der 80er vertont mit Texten der Zeller Fasend – das ist Fasend pur. Köstlich die Glosse zum Friedhof und der richtigen Gießtechnik: Wenn man die Sprache des Gießens versteht, kann man damit auf Männersuche gehen… Und hat Frau einen Mann gefunden, heißt es: »Erst hat man sie auf dem Schoß, und dann hat man sie am Hals.« Zur Melodie vom »Vogel der Nacht« singen die Frauen vom Nachtschwärmer Didi und seinen Eskapaden und von Giselas Nachtschläferkissen. Sie hat übrigens ein Buch über Kamasutra bekommen. Ihre erotischen Erfahrungen mit der Stellung auf Seite 68 teilt sie gerne dem ganzen Saal mit. Der Fabian will gerne bei der Hausarbeit helfen und den Müll wegbringen, doch wenn man draußen die Mülltonne nicht findet, was soll man dann machen? Andere Neuhauser Männer sind in der fremden Stadt am Abend betrunken und finden ihr Hotel nicht wieder, dann wird die Nacht auf einmal sehr kurz… Mit viel Lokalkolorit kommentieren die Frauen mit spitzer Zunge ihre eigenen Macken und die der Männer und wurden dafür frenetisch gefeiert.
Klaus Kienzle holte zum großen Finale alle Akteure auf die Bühne. Er bedankte sich bei ihnen für viereinhalb Stunden närrisches Programm und der Stadtkapelle Zell für die Bewirtung. Die Narren bildeten beim Abgang von der Bühne eine lange Polonaise, die durch das ganze Pfarrheim ging. Dass die rauschende Partynacht noch lange weiterging, dafür sorgte die Musik von Gisela und Karl-Heinz Hug.
Akteure des Neuhauser Abends 2020
Die Neuhauser-Party-Gang: Tim Kienzle, Jenny Kienzle, Lara Göhring, Svenja Göhring, Luis Bühler, Suna Broweleit.
Neues im Tal: Klaus Kienzle, Markus Kienzle, Alex Bühler, Michael Roth, Matthias Harter, Reinhard Harter, Martin Harter.
35 Johr: Susanne Fautz, Steffi Schilli, Linda Roth, Maria Vogt.
Insektenhotel: Juana Kienzle, Sandra Herrmann, Steffi Offenburger, Margit Roth, Diana Bühler.
Ganz schön mitgenommen: Reinhard Harter, Jochen Göhring.
Butterfly: Linda Pohlmann, Jasmin Haseidl, Julia Haseidl, Franziska Gutmann, Natascha Brüstle, Raffaela Litterst, Konstanze Ringwald, Julia Hug, Maria Vogt.
Als Raupe Nimmersatt: Tobias Gruber.
Hüttengaudi: Klaus Kienzle, Jürgen Spitzmüller, Alex Bühler, Silke Lehmann, Jochen Göhring, Markus Kienzle.
Neuhauser-Dauer-Welle: Gisela Hug, Karl-Heinz Hug, Rita Gutmann, Christel Schilli, Sonja Harter.
Aufbau/Abbau: Andreas Lehmann, Tobias Gruber.