Die Lohgass und der Lohgass-Abend gehören zur Zeller Fasend. Das wurde beim Lohgass-Abend am Samstagabend deutlich. Langjährige Aktive und junge Nachwuchsnarren gestalteten gemeinsam ein schwungvolles Bühnenprogramm und sorgten damit für viel Spaß beim Narrenvolk. Zur Freude der Akteure war der Lohgass-Abend besser besucht als in den Vorjahren. Bei den Ehrungen zum Auftakt des Gemeinschaftsabends wurde klar, dass auch bei der Lohgass sich die Fasend als Naturgewalt von den Alten auf die Jugend vererbt.
Lange ist ungewiss gewesen, ob der Lohgass-Abend im Jahr 2020 stattfindet. »Fakt isch: Mir sin do und ihr sin do«, brachte Fürst Alex bei der Begrüßung seine »grusige Freud« zum Ausdruck, dass der Abend stattfinden konnte und dass so viele Zeller Fasendgemeinschaften, Lohgässler und Fasendfreunde den Weg zum Lohgass-Abend gefunden haben. Geändert hat sich auch die Bewirtung, die beim Lohgass-Abend lange Jahre vom Zeller Turnverein übernommen wurde. Diese hat die Fasendgemeinschaft nun selbst organisiert. An zwei Marktständen in der Halle gab es Getränke und Speisen, mit denen sich die Gäste stärken konnten. Letztlich war am Samstagabend alles gut vorbereitet für eine unbeschwerte Fasendnacht.
Langjährige Abwesenheit beim Lohgass-Abend
Die Freude und die Erleichterung über die guten Vorzeichen war dann gleich zum Auftakt zu verspüren, als die Lohgass-Zigeuner fröhlich singend in die Halle einzogen. Passend zum kleinen Neuanfang gab es eine Ehrung, die in dieser Kategorie weltweit einmalig ist: Rudi Lang wurde für »langjährige Abwesenheit beim Lohgass-Abend« mit dem Blechorden der Fasendgemeinschaft ausgezeichnet.
Einen Narrenorden gab es auch für Summer Jung, die am Samstagabend das erste Mal auf der Bühne stand. Schon seit vielen Jahren aktiv ist Lukas Kühnhanss, der dafür mit dem Lohgass-Orden geehrt wird. Noch eine Stufe höher fiel die Auszeichnung für Vereinsvorstand Bernd Harter aus. Er erhielt den Orden mit Blattgold an der roten Kordel. »Schon als kleiner Kerli ist er bei der Straßenfasend mitgerannt«, erinnerte Fürst Alex in seiner Laudatio. Schon damals sei klar gewesen, dass Bernd Harter »ein richtiger Latschi und großartiger Zigeuner« sei. Heute setzt er sich als 1. Vorstand für die Fasendgemeinschaft ein. Gemeinsam mit der 2. Vorsitzenden Susi Dangl dekorierte Fürst Alex Bernd Harter mit Orden und Knoblauchzopf und erklärte: »Diese Ehrung gilt auch für die nächsten dreißig Vorstandsjahre.«
Eine Überraschung und einen Orden in XXL-Format gab es dann für Alex Harter selbst. Sein Vorgänger Fürst Rudi Lang, erinnerte daran, dass Alex im Jahr 2000 sein Nachfolger geworden ist. »20 Jahre lang und damit länger als alle seine Vorgänger ist Alex nun Lohgass-Fürst«, bedankten sich Rudi Lang und Vorstand Bernd Harter bei Fürst Alex für alles, »was er für die Lohgass und die Zeller Fasend gemacht hat«. »Du bist ein ganz toller Fürst«, riefen sie dem (fast) sprachlosen und gerührten Lohgass-Fürsten zu. Da gab sich sogar der argentinische Staatspräsident ein Stelldichein, um Fürst Alex ein echtes »Zigeunerschnitzel« zu überbringen.
Die Kernkompetenzen einer Mutter
Nach solch großen Ehrungen zum Auftakt des Abends ging es zurück auf den Boden der Tatsachen. Vier Lohgass-Mütter sprachen über ihre »Kernkompetenzen bei der Kindererziehung« und redeten sich dabei ihren Alltag im Kinderzimmer von der Seele. Von einem »Mörderjob« war ebenso die Rede wie von der Erkenntnis, dass Teenager zu erziehen sei, »wie Pudding an die Wand nageln«. Bei allen Niederungen des Alltags waren sich die vier Damen aber dennoch einig: »Ich bin eine gute Mutter!«
Die Herren der Lohgass trafen sich derweil an der Töpfer-Theke bei Pils, Gedopten und anderen hochprozentigen Genüssen. Vor allem der sangesfreudige Kegelbruder Willi vom berühmten Zeller Kegelclub »Voll de näbe« sorgte für gute Stimmung und plauderte gerne über die großen und kleinen Feste im Club. Als Highlight blieb ihm die Hochzeit von »Matratzenflüsterer« Tomy und seiner Königin Silvia in Erinnerung, wo bei der freien Trauung auf dem Mühlstein der evangelische Henze die Predigt zwischen Pfarrer und Stechmuck gehalten
habe. »Das war ein Traum. Ein böhmischer Traum«, schwärmte Willi und stimmte den Volksmusik-Hit an.
Die Männer an der Töpfer-Theke machten sich auch Gedanken über den Weihnachts-Hirsch. Ob hier eine Verwechslung vorliegt? »Das an Weihnachten sind doch Elche!« Nicht ganz zusammenpassen könne auch, dass beim Jugendverein »JuKu« der französische Rentner Sam mitwirkt. »Ist das unsere Jugend?« Überhaupt stelle sich die Frage, was das für eine Kultur sei? Einig waren sich die Theken-Brüder, dass »der Zeller von Natur aus schon Kultur« sei. Zumindest die Kneipenkultur ist lebendig und so ließen sich auch ein Gitarrenspieler und ein Freiburg-Fan von Concetta bewirten. Selbst eine Wirtin aus einer benachbarten Kneipe warb in ihrem »kurzen Rock« um die Gäste.
Wem es bei so viel Lokalkolorit im Städtle Zell zu eng wurde, der lag bei Katja und Robina genau richtig, denn die beiden YouTuberinnen erklärten den Gästen wieder einmal die Welt! »Das Thema ist heute: Klimawandel!«, erklärten die beiden und waren ganz verwirrt, dass es keinen Ostpol und keinen Westpol gibt? »Die sind schon weggeschmolzen!« Ob Plastikbeutel oder Stoffbeutel besser sind, das müsse der Fisch selber wissen – der Fisch im Stoffbeutel, den die beiden mitgebracht hatten, machte einen ziemlich leblosen Eindruck. Gut sei jedenfalls, dass die Kids freitags jetzt nicht mehr in die Schule gehen und für die Umwelt demonstrieren. »Ich bin früher freitags auch nie zur Schule gegangen«, erinnerte sich Robina: »…und montags auch nicht!« Lasst uns ein Like da, baten die beiden Youtuberinnen das Publikum – das war ihnen sicher!
Es kommt eine tolle Zeit
Den Blick in die Zukunft wagte Wahrsagerin Moni. »Ich sehe Veränderungen für Dich« weissagte sie ihrem Gegenüber Städtle-Oberhamberle Bobesch. Es komme »eine tolle Zeit«, eine kleine Party mitten in der Stadt. Und kurze Zeit später kommen Personen aus einem Loch raus, sie sind lustig und haben viel Spaß. Und Leute in gelb-schwarz sind auch dabei. Sind die vom Fußballclub BVB oder doch vom ZFV? Wahrsagerin Moni sah in ihrer Glaskugel sogar ein Lohgass-Zelt und einen Lkw-Anhänger mit Fleisch darauf, mit jungem Fleisch! Allerdings, die Lotto-Zahlen der nächsten Woche wollte die geheimnisvolle Zigeunerin nur Bobesch ins Ohr flüstern!
Aufgelockert wurde der unterhaltsame Lohgass-Abend von zwei Showtänzen, die Susi Dangl mit ihren Mädchen einstudiert hatte. Zunächst waren es die jüngsten Just-Dance-Tänzerinnen, die in hübschen Kleidchen übers Parkett wirbelten und denen die Herzen der Zuschauer zuflogen. Später am Abend wirbelten hübsche Cowgirls im feschen Outfit durch die Narrennacht und eroberten mit bezaubernden Charme und fliegenden Spitzenröcken das Narrenvolk.
Zum großen Finale ließen sich die Lohgass-Rentner nochmals vom Fasendvirus anstecken. Bald landeten die Rollatoren in der Ecke und alle tanzten zum Hit »Walking on Sunshine« über die Bühne. »Ohne Euch wäre das alles nichts geworden«, rief Fürst Alex den Lohgass-Akteuren zu und versprach eine rauschende Lohgass-Party: »Jetzt drehen wir durch!« Zumindest viele Tanzrunden wurden gedreht. Dafür sorgte der bekannte DJ Claudio Esposito, der die Narren nach Ende des Bühnenprogramms noch bis weit nach Mitternacht in Schwung hielt.
Akteure auf der Lohgass-Bühne 2020
Müttertreff: Katja Alender, Sabrina Kopf, Robina Müller, Babette Spiczak.
Ballett Tanzmädels: Marie Nitsche, Sarah Loskant, Yette Künstle, Summer Jung, Sarah Haag.
Ballett Cowgirls: Annalena Loskant, Lina Künstle, Celina Antal, Leni Harter, Angie Echle, Mila Pfisterer.
Im Töpfer: Alex Harter, Bernd Harter, Willi Alender, Dominik Alender, Chris Pfisterer, Niklas Dangl, Robina Müller, Stelio Pfisterer.
Youtuberinnen: Katja Alender, Robina Müller.
Wahrsagerin: Moni Mayerhöfer, Gast Rolf Bobesch Herr.
Seniorengymnastik und Finale: Lohgass-Akteure und Fürst Alex.
Technik: David Alender, Lucas Kirsch.
Maske: Jessica Esslinger, Angi Brohammer.
Bewirtung: Michael Horst und Team.