Der Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde ist Geschichte. Im Gottesdienst am Sonntagmorgen zeigten die Sängerinnen und Sänger bei ihrem letzten Auftritt, wie schön sie noch singen können. Pfarrer Monninger überreichte ihnen Erinnerungsurkunden als Dank.



Der Singkreis Fermate gestaltete als weiterer Chor den Gottesdienst mit modernen Liedern. Bianca Monninger dirigierte den evangelischen Kirchenchor, der von Projektsängern aus dem katholischen Kirchenchor unterstützt wurde. Das Kirchenlied »Lobe den Herren, meine Seele« wurde als dreistimmiger Kanon gesungen – zwei Chöre und die Gemeinde bildeten den großen Klangkörper im Kirchenraum. Klavierspieler Markus Staiger begleitete den Singkreis Fermate und spielte auch die Orgelmusik für die Lieder der Gemeinde.
Pfarrer Reinhard Monninger wählte als Eingangsthema zu seiner Predigt einen Text aus dem Lukasevangelium. Darin wird beschrieben, wie die Jünger beim Einzug Jesu nach Jerusalem Lobgesänge singen und die Posaunen der Priester erklangen. »Musik war damals in den Herzen der Menschen und sie ist es auch heute«, erklärte Monninger. Er zitierte Textpassagen aus dem gerade gehörten Choral von dem Komponisten Johann Sebastian Bach »Jesu meine Freude« mit der einzigartig schönen Klavierbegleitung. Dessen prägnante Melodie könne zu einem Ohrwurm werden, der sich immer tiefer in das Herz eingrabe. »Singen ist sozusagen die Geburt eines Gefühls, einer Erkenntnis oder einer tiefen Freude, da kommt etwas auf die Welt und wird in Worte und Töne gefasst«, beschrieb Monninger. In den Kirchenliedern werden Glaubensinhalte vertont und durch das wiederholte Singen vertieft. Er berichtete von seinen Erfahrungen als Chorsänger, das in Chorproben manchmal eine schwierige Stelle immer und immer wieder geübt werden muss, bis er klappt. Der Dirigent arbeite an den Tönen, feilt an der Aussprache, bedenkt die Dynamik, das Tempo und den Takt und am Ende klingt das Lied sehr schön.
Die Menschen würden Wert auf die Qualität der Musik legen und einwandfreie Interpretation, doch beim Gotteslob komme es darauf nicht an, erklärte Monninger. Das Gotteslob spreche für sich und wichtig sei, dass es aus den Herzen der Menschen komme. Wie der Mensch ein Geschöpf Gottes sei, so sei auch das Singen und Loben, Danken und Musizieren letztlich ein Geschenk des Himmels.
Am Ende seiner Predigt nannte er die Namen der Chormitglieder des evangelischen Kirchenchores und die Jahre ihrer Mitgliedschaft. Auch die Projektsänger des katholischen Kirchenchores wurden aufgeführt. Namentlich wurden auch die Sängerinnen und Sänger, die zu Grabe getragen werden mussten, genannt. Er habe den Chor im Jahr 2011 als Leiter übernommen. Es habe an musikalischem Nachwuchs gefehlt und bei manchen Chorproben sei man nicht singfähig gewesen, bedauerte Monninger. Deswegen seien auch die Auftritte immer weniger geworden. Ohne die Unterstützung der Projektsänger wäre es nicht gegangen. Abschließend erklärte Monninger: »Die evangelische Kirchengemeinde ist den Sängerinnen und Sängern, den Dirigenten und Obmännern von Herzen dankbar für ihren musikalischen Verkündigungsdienst.«
Zum gemeinsamen Abschlusslied nahm der Fermate-Chor den evangelischen Kirchenchor in ihre Mitte. »Du bist das Leben, Gott« wurde von beiden Chören mit viel Gefühl und gelungener Intonation vorgetragen. Auf großer Leinwand wurden einige Fotos von Aktivitäten des Chores gezeigt. Pfarrer Monninger hatte für jedes Chormitglied eine Erinnerungsurkunde vorbereitet und eine Stimmgabel gab es auch dazu. Vielleicht möchte ja jemand zu Hause weiter singen?
Mit einem gemeinsamen Mittagessen im Gasthaus »Sonne« fand die Abschiedsveranstaltung für den Kirchenchor einen schönen Abschluss.
Folgende Sängerinnen und Sänger erhielten am Sonntag ihre Dankesurkunde:
Ursel Birr, Brunhilde Burger, Martha Disch, Silvia Ehrlinger, Uta Fischer, Annemarie Furtwängler, Reinhard Gerber, Erna Gertije, Irma Hauerhof, Margarete Kussi, Gretel Mark, Reinhard Monninger, Bianca Monninger, Gudrun Reinecke, Brigitte Rösch und Michael Toball.
Besonderen Dank sprach Pfarrer Monninger an Martha Disch aus, die sich 45 Jahre als Chormitglied und 10 Jahre als Obfrau engagiert hat. Gudrun Reinecke war 31 Jahre Mitglied es Chores und Uta Fischer 26 Jahre.
Die Geschichte des Chores
Der Chor wurde 1899 gegründet und hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt bei der Einweihung der Evangelischen Kirche am 8. September 1901. Von dem kommenden Jahrzehnt ist nicht viel bekannt. Der 2. Weltkrieg brachte die Chorarbeit zum Erliegen. Am 10. November 1949 kam es zu einer Neugründung des Kirchenchores. Männer, Frauen und Jugendliche haben sich 70 Jahre lang zu Chorproben versammelt und Kirchenlieder eingeübt. Unzählige Gottesdienste und Feste wurden musikalisch gestaltet; gute Gemeinschaft und Freundschaften sind gewachsen. Der Dirigent, Pfarrer Eberhard Fink (43 Jahre), und Obmann Egon Hiss (60 Jahre) prägten die Chorarbeit tiefgreifend. Von 2003 bis 2011 hatte Esther Baumann das Dirigentenamt inne, das sie dann an Pfarrer Monninger abgab. Der Chor war das Herzstück der evangelischen Kirchengemeinde. Durch Pfarrer Finks Musikalität wurden auch Werke von Bach, Corelli, Vivaldi und Buxtehude aufgeführt. Zuletzt fehlte dem Chor der musikalische Nachwuchs und er konnte nur noch mit der Unterstützung von Projektsängern auftreten.