Der Andrang war groß, als die diesjährige Alpenwanderfahrt der Wandergruppe des Zeller Schwarzwaldvereins ausgeschrieben wurde. Das Tannheimer Tal im schönen Tirol war das Ziel. Das wohl schönste Hochtal der Alpen wurde schon vor 30 Jahren das erste Mal vom Schwarzwaldverein Zell erkundet, lockt aber immer wieder mit vielseitigen Möglichkeiten Neues zu entdecken.
Im Hotel Goldenes Kreuz direkt in Tannheim kamen die Zeller gegen Mittag an. Nach der Mittagspause war von den Organisatoren Franz und Anneliese Huber zum Auftakt der viertägigen Wanderfahrt eine Wanderung um den Vils alpsee auf 1.165 m Höhe angekündigt. Geißhorn und Rauhorn hatten schon ein bisschen Schnee auf den Spitzen. Der noch aus der Eiszeit stammende Bergsee ist ein Naturschutzgebiet inmitten von Zweitausendern. Die Wanderung führte die 47 Wanderer an der rechten Seeseite entlang zur Vilsalpe. Urgemütlich, bei Apfelstrudel und Tiroler Schmankerl, war es auf der Alm. Mit Blick auf den glasklaren Vilsalpsee und die hohen Berge wanderte man wieder den gleichen Weg zurück. Das Umrunden des Sees war nicht möglich, da die linke Seite des Sees wegen eines Bergsturzes schon länger gesperrt ist. Mit dem Bus fuhr man wieder zurück zum Hotel.
Wanderung auf halber Höhe
Am nächsten Morgen waren alle Gipfel in Nebel gehüllt. Es konnte keine Bergtour stattfinden. Doch das Tannheimer Tal bietet viele Möglichkeiten auf halber Höhe zu wandern. Von Nesselwängle aus wanderte man gemeinsam zum Adlerhorst. Die einzigartige Jause ist gelegen auf einer Felskante, weit oberhalb des Haldensees. Der Adlerhorst ist bekannt für die traumhafte Aussichtsterrasse. Aufs Beste bewirtet und gut gestärkt machten sich die Wanderer auf zur nächsten Etappe, einem Teilstück des Lumberger Höhenweges. Rechts und links des Weges kamen die Fotofreunde voll auf ihre Kosten. Neben herrlichen Aussichten gab es wunderschöne Fliegenpilze und Enzian. Man wanderte bis zur Talstation der Sonnenbergbahn. Es hatte immer noch Hochnebel, aber es ging trotzdem mit der Seilbahn zum Füssener Jöchel auf 821 m, in der Hoffnung, dass es noch aufmacht. Ein Teil der Wanderer ging zum Gamskopf auf 1.879 m und siehe da: Die Wolken gaben ab und zu die Sicht aufs gegenüberliegende Neunerköpfle und die Krinn frei. Bei sehr gutem Wetter sieht man hier 100 Gipfel, sogar bis zum Hochvogel. Von der Bergstation aus erreicht man auf dem Geopfad den »Sonnen-Panoramahut« den größten drehbaren Wanderhut der Alpen. Der aus Eichenholz bestehende Wanderhut hat ein Durchmesser von 3,70 Metern und lässt sich drehen wie ein Karussell. Die Zeller Wanderer probierten es aus und genossen dabei die wechselnden Ausblicke ins Allgäu und Tannheimer Tal, soweit die Lücken im Hochnebel dies zuließen. Als sie wieder mit der Gondel hinabschwebten, war der Nebel verschwunden und der blaue Himmel kam zum Vorschein. Hier fuhren die müden Wanderer mit dem Bus zurück nach Tannheim, während der Rest der Gruppe bei Sonnenschein auf dem Vater-Unser-Weg von der Michaels Kapelle in Lumberg auf dem Höhenweg zurück ins Quartier wanderte.
Wunschmusik
Am Abend hatte der Wanderführer Franz Huber einen Musikanten bestellt. Der war gut »drauf« und stellte sich mit den Melodien auf die Schwarzwälder ein. Sie durften sich auch was wünschen, und weil Franz und Anneliese Huber vor genau 30 Jahren das erste Mal mit dem Verein im Tannheimer Tal wanderten, lag es nahe, das Lied von Anneliese zu singen. Im Nu gab es riesige Stimmung und der ganze Verein sang kräftig mit. Auch einheimische Gäste waren da, zu denen die Wanderführer Franz und Anneliese Huber, aber auch Rita und Werner Isenmann schon seit langer Zeit freundschaftliche Kontakte pflegen. Diese waren ganz begeistert von dem Schwarzwaldverein. Schnell verflogen die Stunden des schönen kameradschaftlichen Abends.
Gipfelstürmer
Am nächsten Tag war Gipfelwanderwetter. Der Bus brachte die Zeller noch mal ins Nesselwängle, zum Krinnen Sessellift. Alle zusammen schwebten hinauf zur Krinn. Die Gruppe trennte sich. Die Gipfelstürmer wanderten mit Franz den alpinen Gamsbock Pfad hinauf zur Krinnspitze auf 2.002 m, während Anneliese mit der zweiten Gruppe auf bequemem Weg um den Berggipfel herumwanderte. Die Aussicht von hier war grandios, die Sicht war frei, blauer Himmel und Sonnenschein. Es zeigten sich in aller Pracht die Tannheimer Berggipfel Gimpel (2.176 m) Rote Flüh (2.111 m), Köllenspitze (2.210 m), Große Schlicke und der Aggenstein. Auf der Rückseite waren die Lechtaler Alpen zu sehen. Beim Abstieg ging es über grüne Almwiesen hinab zur Gräner Ödenalpe auf 1.726 m, wo beide Gruppen sich wieder trafen. Der Rückweg war angenehm zu laufen und sehr abwechslungsreich, mit Blicken auf den tief unter uns ruhenden Haldensee und den auf der Felswand thronenden Adlerhorst.
Auf der Edenalpe waren wir auf der hinteren Bergseite der Krinn und hatten Aussicht aufs Neunerköpfle und ins Strinter Tal. Neben blühenden Silberdisteln und Stengelenzian waren Murmeltiere zu sehen und man hörte ihr schrilles Pfeifen. Bei der Krinnenalpe, kurz vor der Bergstation des Sessellifts, gab es nochmals eine Pause. So manch einer probierte die bekannten Marillenknödel, ein Schmankerl in Tirol. Unten am Lift stand der Bus mit Fahrer Harry bereit, der alle wieder nach Tannheim zurückbrachte.
Gruppenfoto am Gipfelkreuz
Der vierte Tag war auch der Abreisetag. Nach dem Verladen der Koffer, fuhr die Gruppe mit dem Bus zur Talstation der Neunerköpfle Seilbahn. Alle Lifte und Seilbahnen konnten umsonst benutzt werden. Noch einmal schwebte man gemeinsam hinauf zur Bergstation. Der Wanderweg führte über den »9erlebnispfad« zum größten Gipfelbuch der Alpen. Dieses steht auf dem Neunerköpfle und ist drei Meter hoch. Der Schwarzwaldverein hat sich natürlich eingetragen. Beim Gipfelkreuz auf dem Neunerköpfle entstand das Gruppenfoto. Sichtlich erleichtert war das Tourenführer-Paar Huber, dass die Sonne noch einmal alles gab. Die Weitsicht über die österreichischen Bergspitzen ließ kaum los. Man sah bis ins Allgäu zur bekannten Ostler Hütte. Zum letzten Mal fuhr man mit der Seilbahn hinab nach Tannheim. Auf der Heimfahrt bedankte sich Vorstand Manfred Brosamer für die Kameradschaft unter den Teilnehmern und die hervorragende Organisation bei Franz und Anneliese Huber. Die vier Wandertage werden wohl ein unvergessliches Erlebnis bleiben.