»Sie haben hier ein mustergültiges Team, das sich um den Naturschutz kümmert.« Das unterstrich Dr. Gunther Hardt, Projektkoordinator eines Landesforschungsvorhabens zur Artenvielfalt, für das der Gröbernhof als einer von 16 Golfclubs ausgewählt wurde.
Bei dem Forschungsvorhaben zur Bio-Diversität auf Golfplätzen »geht es auch um Artenschutz«, erklärt Walter Hildbrand als Vizepräsident des Golfclubs Gröbernhof, »um herauszufinden, wie sich bei einem extensiv bewirtschafteten Golfclub die Artenvielfalt entwickelt.«
Extensiv bewirtschaftet bedeutet im Falle des Gröbernhofs, dass nur drei Prozent des rund 60 Hektar umfassenden Golfareals einer intensiven Pflege unterliegen – nämlich die Abschläge und die Greens. Lediglich weitere zehn Prozent nehmen die sogenannten Fairways ein, also die eigentliche Spielfläche. Gute 80 Prozent der Gesamtfläche dagegen sind naturbelassene »Roughs« – roher Rasen also, der ganz selten gemäht und betreten wird. »Jede andere Sportanlage hat weit mehr befestigte Flächen als wir an Greens haben«, betont Hildbrand.
Gemeinsam mit weiteren 15 bundesweit ausgewählten Golfclubs, die naturnah wirtschaften, nimmt der Gröbernhof an dem von der Landesregierung unterstützten Forschungsprojekt teil. Im Auftrag des Landwirtschaftlichen Untersuchungsamtes für Futterbau und Grünlandwirtschaft führte dazu jüngst der promovierte Biologe Niels Böhling eine Bestandsaufnahme der Flora und Fauna auf dem Gröbernhof durch, die im nächsten sowie im übernächsten Jahr wiederholt und wissenschaftlich ausgewertet wird.
Dass diese auf dem weitläufigen 18-Loch-Gelände des Zeller Gröbernhofs bereits jetzt eine außergewöhnliche ist, stellte der Biologe fest, seltene Blumenarten inklusive. Davon, dass es auf ihrem Golfclub-Areal auch tierisch recht bunt zugeht, sind die Verantwortlichen keineswegs überrascht. Von beispielsweise Störchen und Rost-Enten erzählen sie, vom roten Milan, von Reptilien, Karpfen, Füchsen und allerlei Insekten.
Team für »Golf und Natur«
Die Verantwortlichen – das sind eine Frau und vier Männer, die das vor fünf Jahren gegründete Ausschussteam »Golf und Natur« bilden und in Abstimmung mit dem Vorstand agieren. »Golf und Natur« wiederum ist ein Projekt des Deutschen Golfverbandes (DGV). »Den Golfplätzen sagt man nach, es seien ökologische Wüsten, was halt nicht stimmt«, erklärt das hoch engagierte Team, »viele denken: Da wird zweimal am Tag gemäht und alles, was da kreucht und fleucht wird kaputt gemacht.«
Daher wolle der DGV Golfplätze, die naturnah gestaltet sind respektive Naturnähe leben, entsprechend zertifizieren – um mit den der Öffentlichkeit dann kommunizierten Zertifikaten einen Wandel im allgemeinen Bewusstsein zu bewirken. Das Forschungsprojekt zur Artenvielfalt stelle einen kleinen Baustein innerhalb von »Golf und Natur« dar. Mit dem Ziel, »dass wir beweisen können, dass wir hier mehr Natur haben als viele landwirtschaftliche Flächen.«
Gunther Hardt, der eingangs erwähnte Koordinator besagten Forschungsprojektes, bereitet Golfanlagen überdies auf die Golf-und-Natur-Zertifizierungen vor und führt diese durch. Unter anderem Pflanzenschutz (mit einem bloß auf den Greens und dort auch nur in sehr reduzierter Form erfolgenden Einsatz von Pestiziden) sowie eine ressourcensparende, nachhaltige Bewirtschaftung des Golfareals gehören zu den zu berücksichtigenden Themenbereichen, die von der naturnahen Gestaltung über Sicherheitsmaßnahmen im Maschinenpark bis hin zur Pressearbeit reichen.
Das Zertifikat in Bronze und Silber hat Gunter Hardt dem Gröbernhof bereits verliehen. Auch Gold stünde prinzipiell nichts mehr im Wege – sofern der 1999 gegründete Club sich zu diesem Schritt entscheidet, denn jede Zertifizierung kostet eine Stange Geld.
Umweltmanagement statt Monokultur
So oder so bescheinigt Gunther Hardt dem Verein ein überdurchschnittlich gutes Umweltmanagement.
Und der Golf-und-Natur-Ausschuss erzählt, was bislang alles für den Naturschutz gemacht worden ist. Was damit anfängt, dass die ab dem Jahr 2000 erstellte Gröbernhof-Golfsportanlage komplett neu mit Bäumen und Büschen bepflanzt wurde, auch Teiche legte man an. »Vorher war hier alles in Monokultur genutzte landwirtschaftliche Fläche«, die Golfanlage hingegen wird immer parkähnlicher.
Inzwischen gibt es große Streuobstwiesen mit derzeit insgesamt 160 Apfelbäumen, deren Früchte zu Saft verarbeitet werden. Auch Wildblumenwiesen sind vorhanden – sowohl von Hand eingesäte als auch natürlich entstandene. Wobei mehrjährige, ausdauernde Wiesenblumenarten für Insekten, wie insbesondere die so wichtigen Wildbienen, essentiell sind.
Ein vorbildliches Totholzareal als Lebens-, Brut- und Überwinterungsraum für Klein- und Kleinstgetier gehört ebenso dazu wie Biotope, zwei von ihnen amtlich eingetragen. Zudem derzeit 50 in jedem Frühjahr zu säubernde Vogelhäuser mit unterschiedlichen Fluglöchern für unterschiedliche Vogelarten hat der Gröbernhof-Naturausschuss angeschafft und aufgehängt: »Viel Arbeit, aber wenn die Piepmatzen alle kommen, sind wir happy«. Auch die unter Naturschutz stehenden Hornissen nutzen diese Art der Unterkunft gerne.
Golfspielen in einem riesigen Insektenhotel
»Wir spielen eigentlich in einem riesigen Insektenhotel Golf«, so Gunther Hardt und gibt einen Einblick in die Gesamtsituation: Ungefähr 8.000 Hektar Golfflächen gebe es in Baden-Württemberg, im Schnitt weise ein Golfplatz 40 bis 60 Prozent Extensivflächen auf (der Gröbernhof steht diesbezüglich also extrem gut da).
»Das heißt, von den 8.000 Hektar sind es etwa 50 Prozent, sprich 4.000 Hektar, die wir dem Naturschutz zur Verfügung stellen können«, unterstreicht der Golf-und-Natur-Fachmann. »Ich aber sage: Wegen der Vielfalt der Lebensräume und der damit verbundenen Pflanzenvielfalt sind das nicht 4.000, sondern 8.000 Hektar. Weil wir vom gerade mal einen Prozent der Fläche belegenden Intensiv-Rasen bis zum hoch wachsenden Wald alles haben.«
Bei einem Maisacker oder einem Wald dagegen habe man nur eine Vegetationsform, die längst nicht so artenreich sei wie ein naturnah bewirtschafteter Golfplatz, »das ist ganz entscheidend, das ist vielen gar nicht richtig bewusst.«