Zwei ehemals freie Reichsstädte treffen sich im Kinzigtor-Turm: Die Sonderausstellung »Die Zeller Schützen« unterstreicht die Gemeinsamkeiten der Städte Gengenbach und Zell am Harmersbach und dokumentiert gleichzeitig die Freundschaft zwischen den beiden Nachbarstädten, die auf vielen Ebenen gepflegt wird.
Mit einer Feierstunde wurde am Freitagabend die Ausstellung »Die Zeller Schützen« eröffnet. »Es ist die 21. Sonderausstellung«, stellte 1. Vorsitzender Thomas Adam von der Bürgergarde Gengenbach fest und konnte eine große Anzahl von Ehrengästen begrüßen. Allen voran Hauptmann Paul Gutmann und eine große Abordnung der Zeller Bürgerwehr, die die Sonderausstellung gestaltet haben. Sein Dank galt den Sponsoren aus der Gengenbacher Geschäftswelt, die diese Aktivitäten erst möglich machen. Besondere Glückwünsche richtete Thomas Adam an Bürgermeister Thorsten Erny nachträglich zu dessen 50. Geburtstag.
Mehrwert für alle Beteiligten
»Mit dieser Ausstellung wird unsere Freundschaft gebührend gefeiert«, lobte das Gengenbacher Stadtoberhaupt »die gute Idee, die Zeller Bürgerwehr in der guten Stube der Stadt zur Schau zu stellen«. Eng sei die Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten, betonte Thorsten Erny und nannte als Beispiel den Zusammenschluss zur Ferienlandschaft Mittlerer Schwarzwald. Er zeigte sich sicher, dass die Ausstellung einen Mehrwert für alle Beteiligten bringe: »Gemeinsam sind wir stark!«
Bürgermeister Erny hob die große Bedeutung der Bürgergarden und Bürgerwehren hervor, die identitätsstiftend seien sowie Brauchtum und Traditionen pflegen. Für beide Städte seien sie wichtige Repräsentanten nach außen. Der dankte der Zeller Bürgerwehr für den Brückenschlag mit Gengenbach und die Besiegelung der Freundschaft.
Gemeinsame
geschichtlich Wurzeln
Bürgermeister Günter Pfundstein erinnerte in seinem Grußwort daran, dass »Cella« im Jahr 1139 erstmals als Besitz des Klosters Gengenbach genannt wurde. Beide Städte tragen den Reichsadler in ihrem Wappen und waren ehemals freie Reichsstädte. Im Mittelalter sei es die Aufgabe der Bürgerwehren gewesen, das Hab und Gut der Bevölkerung zu schützen. Heute repräsentieren sie ihre Städte bei kirchlichen und weltlichen Anlässen. Der tollen Ausstellung im Kinzigtor-Turm wünschte Bürgermeister Pfundstein in den kommenden Monaten viele Besucher.
»Was der Mensch ist, das lehrt ihn erst die Geschichte«, zitierte Hauptmann Paul Gutmann den verstorbenen Zeller Heimatforscher Thomas Kopp. In diesem Sinne habe die Zeller Bürgerwehr gerne diese Sonderausstellung im Turm eingerichtet. Auch Paul Gutmann erinnerte an die Gemeinsamkeiten der beiden ehemaligen Reichsstädte. Hervorzuheben sei, dass das Schützencorps Zell im Jahr 1832 an der Fahnenweihe in Gengenbach teilnahm.
Uniform der österreichischen Kaiserjäger
Weil Zell zu Vorderösterreich gehörte, habe man sich damals entschieden, die Uniform der österreichischen Kaiserjäger zu tragen, in der 1884 das erste Mal angetreten wurde. Im Jahr 1933 ritten wieder die Ulanen bei Feierlichkeiten vorweg. 1935 veröffentlichte der spätere Ehrenbürger Franz Disch von Zell eine ganze Seite über das Schützencorps, die nun in Gengenbach ausgestellt ist. 1949 erfolgte nach der Unterbrechung durch den Weltkrieg die Wiedergründung der Freiwilligen Zeller Bürgerwehr. 1953 entstand nach altem Vorbild die Tracht der Zeller Bürgerinnen. Mit dem Gruß »Gott mit uns«, der auf den Gürtelschnallen der Zeller Schützen steht, wünschte Paul Gutmann der Bürgergarde Gengenbach und der Ausstellung viel Erfolg.
Die Ausstellung in diesem Turm sei per se eine tolle Idee, lobte der stellvertretende Landeskommandant Tim Waldenmayer aus Wolfach. Er zeigte sich sicher, dass damit das Bürgerwehrwesen der Allgemeinheit nähergebracht werde und Vorurteile ausgeräumt werden können. Es sei zu erkennen, dass alle Beteiligten mit viel Herzblut und großem Einsatz ans Werk gegangen seien. »Solche Sachen sollte es mehr geben«, sprach Tim Waldenmayer seinen Respekt aus.
Geschichtliche Exponate auf sechs Stockwerken
Nicht nur wegen der Sonderausstellung über die Zeller Schützen ist der Besuch des Kinzigtor-Turms lohnenswert. Auf sechs Etagen wird hier die Geschichte der Stadt Gengenbach erlebbar. Das älteste Bauteil des Turms stammt aus dem 13. Jahrhundert. Aus der über 300 Jahre alten Türmerwohnung mit offener Herdstelle und Kachelofen bietet sich ein herrlicher Rundblick über die historische Altstadt. Dort wurde am Freitag von allen Beteiligten bei einem guten Glas Gengenbacher Wein die Sonderausstellung gefeiert.
Geöffnet ist das Museum im Kinzigtor-Turm von Mai bis Oktober samstags von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 12 und von
14 bis 17 Uhr. Sonderführungen sind nach Vereinbarungen unter Telefon 07803/
7118 möglich.