Seit acht Jahren organisiert Katja Prochazkova-Körnle Chamäleon-Projekte für Kinder und studiert mit ihnen Musical-Aufführungen ein. Beim ersten Projekt vor acht Jahren formten zwölf Kinder das Ensemble. Am vergangenen Wochenende, bei den achten Musical-Aufführungen standen 33 junge Schauspieler auf der Bühne im Kulturzentrum.
Während der vergangenen Herbst- und Wintermonate hat Theaterpädagogin und Erzieherin Katja Prochazkova-Körnle vier Aufführungen mit ihnen in drei Gruppen einstudiert. Die jungen Schauspieler sind im Kindergartenalter, besuchen Grundschule oder gehen auf weiterführende Schulen. Gegenseitig unterstützten sich die Ensembles mit Zwischentänzen.
Stoff der Musicals waren eine eigene Geschichte von Katja Prochazkova-Körnle und drei Grimm-Märchen. Mit lustiger und froher Feder und besonderem Geschick als Regisseurin und Choreografin formte sie kindgerechte Aufführungen mit Sprech-, Gesang- und Tanzelementen. Die Kinder, das war zu spüren, fühlten sich in ihren Rollen richtig wohl.
Katja Prochazkova-Körnle war begeistert vom Mut jedes jungen Schauspielers. Ganz stolz stellte sie am Ende der Musicalnachmittage jedes der Theaterkinder namentlich vor und lobte ihre Leistungen. »Sie machen ihre Sache sehr gut«. Das fand auch das Publikum, das bei allen Darbietungen in gleicher Weise Spaß hatte und dies auch zeigte. Mit viel Applaus brachte es die jungen Schauspieler noch mehr zum Strahlen.
Ein herzliches Danke bekam das Bewirtungsteam. Es waren Sängerinnen vom Frauenchor »SingConTact« und Frauen der katholischen Frauengruppen, die an beiden Nachmittagen mit Kuchen und Häppchen in den Spielpausen sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmerten. Zubereitet hatten das Gebäck Freundinnen, die Familien und Mamas, freute es Katja Prochazkova-Körnle.
Vorhang auf für den Fischer und seine Frau
Das erste Musical spielten die kleinen Chamäleon-Kinder. Dessen Geschichte handelt vom genügsamen Fischer Klaus (Emma Lehmann) der mit seiner Frau Sabine (Johanna Wurtz) in einer armseligen Hütte am Meer lebt. Jeden Tag geht er dort angeln. Diese Routine erfüllt ihn, seine Frau nicht. Eines Tages hat der Fischer den Zauberfisch Swimmy (Isabell Lehmann) am Haken. Er sei ein verwunschener Prinz, erklärt dieser und bittet um sein Leben. Der Fischer lässt ihn frei. Doch diese Rechnung macht er ohne seine Frau.
Die kleinen Chamäleon-Kinder nahmen darauf ihr Publikum mit auf die spannende Reise bis zur Eskalation, die die Fischersfrau mit ihrer Habgier provoziert. Überzeugend stampfte die junge Darstellerin mit dem Fuß auf und schickt ihren Mann zurück ans Meer, damit der verwunschene Prinz ihr weitere Wünsche erfüllt. Das Wellen-Ballett tanzte immer schneller, wilder, furioser mit Tüchern zur klassischen Musik bis – ja bis was? Durch den letzten Wunsch alles wieder auf Anfang steht. Statt Kaiserpalast ist die alte Fischerhütte zurück und in der Chamäleon-Inszenierung die Erkenntnis da: »Dass Zufriedenheit aus einem selbst kommen muss und wer alles hat, hat am Ende gar nichts«. Und die Fischersfrau kann endlich zufrieden ins Lied ihres lieben Mannes einstimmen: »Mit dir möchte ich am Sonntag angeln gehen.«
Geschichten von Hase, Igel und fünf Musikanten
Das zweite Musical präsentierten die mittleren Chamäleon-Kinder. Auch hier wurden Augen geöffnet. Bei einer zufälligen Begegnung macht sich Hase Hans (Kai Braun) über die schiefen Beine der Igelin Lina (Lea Braun) lustig. Sie fordert ihn daraufhin zu einem Wettrennen herraus. Mit Klugheit gelingt es ihr zu zeigen, dass lange Beine nicht alles sind – ein Rennen auch ohne sie zu gewinnen ist. Als dem erschöpften Hase das nach mehreren Runden klar wir, zollt er ihr Respekt: »Du bist schlau!« und die beiden werden Freunde und sind es bis ans Lebensende.
Im dritten Musical am Samstagnachmittag nahmen »die Mittleren« das Publikum mit auf die Reise der Zeller Stadtmusikanten. Fünf Tiere, alle weil sie infolge ihres Alters nicht mehr nützlich seien, sind von ihren Besitzern zum Tod verurteilt. Doch Esel Emil (Laura Ernst), Hund Bello (Madlen Willmann), Schäfchen Locke (Anna Spitzmüller), Katze Katja (Marie Haller) und Hahn Noah (Johanna Wurtz) fliehen jeder aus seinem Verderben und treffen sich zufällig. Dabei merken sie »ia, wau wau, mäh mäh, miau miau, kikerikie – das klingt wunderbar«, dass sie zusammen Zeller Stadtmusikanten werden wollen. Und die Reise beginnt: Unterwegs erschrecken sie eine Räuberbande und nehmen deren Räuberhütte im Wald ein. Es gefällt ihnen dort so gut, dass sie nicht wieder fort wollen und bleiben.
Die mittleren Chamäleon-Kinder machten ihre Sache richtig gut, dass im Stück viele Figuren zu besetzen sind, ist für sie kein Problem. Einige der Kinder spielten einfach mehrere Rollen.
Am Sonntag nahmen die großen Chamäleon-Mädchen, die kleinen wie großen Zuschauer mit in ein eineinhalbstündiges Musical in drei Akten. Sie verzauberten mit Solo-Gesang und toller Schauspielleistung die Besucher. Die Jüngeren unterstützten dieses Mal mit Tanzdarbietungen.
Im Stück ging es um Königreiche, Prinzen und Prinzessinnen. Drei jungen Prinzen Sebastian, Relexus und Johannes (Daria Andreev, Sophia Lehmann und Jaqueline Barth) ziehen zum Nachbarkönigreich. Dort lebt Königin Johanna (Julia Plener) mit ihren Töchtern Prinzessin Alea (Rosalie Heizmann), Prinzessin Celina (Corinna Muser) und Prinzessin Aktivia (Katrin Muser). Die jungen Prinzen und Prinzessinnen lernen sich kennen und verliebten sich ineinander, weil sie die selben Eigenschaften besitzen, beziehungsweise sich gut ergänzen: Aktivia und Relaxus, sie voll sportlich, er total faul; Celina und Sebastian, beide eingebildete Schönheiten; Alea und Johannes lieben die Natur und das Gärtnern.
Das Geheimnis
Derweil stellt sich die Königin die Frage, welche ihrer drei Töchter Nachfolgerin werden könnte? Mit einer Frage, was das Wichtigste sei, um ein Königreich zu regieren, möchte sie es herausfinden. Celina antwortet »mit Gold« und Aktivia »mit einem Sportlerherz«; Alea meinte, dass »Salz« das Wichtigste sei. Die Königin findet ihre Antwort zunächst dumm, gerät außer sich und verbannt die Tochter. Dazu befiehlt sie in ihrer Wut, alles Salz zu vernichten. Es dauert allerdings nicht lange, bis sie merkt, das Essen ohne Salz nicht schmeckt und aufbricht zur Versöhnung mit der Tochter. Diese bekommt von Kräuterfee Annabell (Mara Heidenreich) eine verzauberte Salzdose, die niemals leer wird. Jede der Prinzessinnen bekommt ihren Prinzen und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.





